Ein Besuch bei der „großen Gaia“

Saarbrücken · Der Skulpturengarten des Saarlandmuseums ist durch die langen Bauarbeiten ein bisschen aus dem Fokus geraten. Deshalb lud der Art Club zu einer interessanten Führung an den idyllischen Ort.

Fast schon majestätisch liegt "Die große Gaia" auf dem Rasen des Skulpturengartens der Modernen Galerie. Die raumgreifende Plastik aus Chromnickel-Stahlröhren von Matschinsky-Denninghoff war der Blickfang vor der Modernen Galerie bis zu deren Umbau. Heute findet man sie weniger auffällig hinter dem Museum im Skulpturengarten, der, seitdem das Museum nur für Wechselausstellungen genutzt wird, nicht mehr so stark im Fokus der Kunstliebhaber steht.

Grund genug für den Art Club, eine Initiative der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und der Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes, eine Führung durch den Skulpturengarten anzubieten. "Der Art Club richtet sich an junge Leute und will sie an die Kunst heranführen. Das machen wir mit verschiedenen Veranstaltungen, die nach Büroschluss durchgeführt werden", erläutert Elke Fegert, Kunsthistorikerin und zuständig für den Art Club.

Die Führung übernahm Marc Schmitt, Student der Historisch orientierten Kulturwissenschaften und seit 2009 freier Mitarbeiter der Modernen Galerie. "Für mich ist es die erste Führung im Skulpturengarten." Er beginnt seinen Rundgang mit der "Venus ohne Arme" von Aristide Maillol. Marc Schmitt erläutert, dass sie zwar in der Haltung dem klassischen Ideal nahekommt, gleichzeitig aber ein typisches Kind der 1920er- Jahre ist. "Die kräftigen, großen Füße der Venus zeigen, dass sie erdverbunden ist, dass sie keine Göttin ist", erklärt er den zahlreichen, meist jüngeren Besuchern.

Marc Schmitt doziert nicht, er befragt das Publikum nach seinen eigenen Gedanken und Interpretationen. "Wie wirkt die Skulptur?", will er etwa wissen, und schnell ergibt sich eine Diskussion unter den Teilnehmern, ob die "Stehende Figur" von Fritz Wotruba aus dem Jahr 1958, die so gar nicht an eine menschliche Figur erinnern will, doch eher einen vertikalen oder horizontalen Charakter hat. Immer wieder fordert der Student die Teilnehmer auf, die Skulpturen zu umwandern, denn die meisten sind allansichtig, haben keine Schauseite. "Die große Gaia" von Matschinsky-Denninghoff wird natürlich auch vorgestellt. "Diese moderne Plastik in Edelstahloptik, trägt den Namen einer Fruchtbarkeitsgöttin und ist in den 1980erJahren entstanden, als das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft ein Thema wurde", erklärt Marc Schmitt.

Zum Ende der Führung gibt es dann noch eine kleine Überraschung. Der Art Club lädt zum Umtrunk - zwischen den Skulpturen, unter schattigen Kastanien und Platanen, mit Blick auf die bereits untergehende Sonne und die Saar.

kulturbesitz.de

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