Ehrfürchtiger Plausch

Saarbrücken · Vor 40 Jahren nahm der Altgermanistik-Professor Alois Brandstetter Abschied von Saarbrücken. Zu einer Lesung kehrte der 75-jährige österreichische Schriftsteller an die alte Wirkungsstätte zurück.

 Alois Brandstetter las im Saarländischen Künstlerhaus aus seinem aktuellen Roman „Kummer ade!“. Foto: Krämer

Alois Brandstetter las im Saarländischen Künstlerhaus aus seinem aktuellen Roman „Kummer ade!“. Foto: Krämer

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"Ich gehöre zur Gruppe der unbekannten Schriftsteller." In seinem aktuellen Roman "Kummer ade!" thematisiert Alois Brandstetter unter anderem die Ignoranz von Kritikern. Die Arbeitsstelle für österreichische Literatur und Kultur der Universität des Saarlandes hatte zu einer Lesung mit dem 75-jährigen Schriftsteller gerufen, der genau 40 Jahre nach seinem Abschied aus dem Saarland für diesen Abend hierher zurückkehrte. Für die Fans mussten im Saarländischen Künstlerhaus viele Zusatzstühle aufgestellt werden.

Brandstetter, 2005 mit dem Adalbert-Stifter-Preis ausgezeichnet, war 1961 als junger österreichischer Germanist auf den Saar-Campus gekommen. Dort lehrte und forschte er bis 1974, zuletzt als Professor für Altgermanistik, und fing in dieser Zeit auch zu schreiben an. Erste Erzählungen veröffentlichte er im Feuilleton der Saarbrücker Zeitung, bekannt wurde er mit Büchern wie "Zu Lasten der Briefträger" und "Überwindung der Blitzangst".

Bevor sich Brand stetter jedoch im Plausch mit dem hörbar ehrfürchtigen Literaturwissenschaftler Ralf Bogner an diese Zeit erinnerte, setzte der Vorsitzende des Künstlerhauses einen flammenden Appell ab: "Die Kosten fressen uns auf", sagte Hans Gerhard und warb mit drastischen Worten um Unterstützung in Form von Spenden oder Mitgliedschaft. "Engagiert euch für die Kunst, denn das ist das Einzige, wofür es sich zu leben lohnt!"

Brandstetter, der ursprünglich Maler und Kunsterzieher werden wollte, wie er verriet, las früher selbst Aufnahmen seiner Werke für den SR. So die Prosasammlung "Ikarus und Valium", aus der hier ein Ausschnitt aus dem Jahr 1968 eingespielt wurde. Eine weitere Tonkonserve von 1972 spiegelte seine gesellschaftskritische Haltung, die auch in "Eisenbahnglück" deutlich wurde. In diesem heiteren, für die Anthologie "Zugluft" konzipierten Beitrag sinniert Brandstetter über die An- und Unannehmlichkeiten des Bahnfahrens.

Die Widrigkeiten des Schriftstellerdaseins dagegen streifte er beim unaufgeregten Vortrag aus seinem aktuellen - stark selbstreflektierenden - Roman "Kummer ade!" .

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