E-Werk wird zum Festsaal für Bedürftige

Saarbrücken · Einsame und Wohnungslose finden an Heiligabend im Saarbrücker E-Werk wieder eine Heimstatt. Bereits zum 44. Mal veranstalten die evangelische und die katholische Kirche die Heilig-Abend-Aktion. Von 14 bis 19 Uhr stehen den Gästen die Türen des E-Werks offen.

 Knapp 600 Gäste waren bei der Heilig-Abend-Aktion im vergangenen Jahr. Foto: Peter Marz

Knapp 600 Gäste waren bei der Heilig-Abend-Aktion im vergangenen Jahr. Foto: Peter Marz

Foto: Peter Marz

Wenn sich am 24. Dezember wieder die Türen des Saarbrücker E-Werks für Obdachlose, Arme und Einsame öffnen, dann ist das den über 100 ehrenamtlichen Helfern zu verdanken, die die evangelische und katholische Kirche für ihre Heilig-Abend-Aktion gewinnen konnten. Vergangene Woche kamen viele der Helfer zum Vorbereitungstreffen in das Johannesfoyer. Einige machen in diesem Jahr das erste Mal mit, andere sind schon sehr lange dabei.

Eine von ihnen ist Gerlinde Müller. Seit 21 Jahren koordiniert die 75-Jährige die 40 bis 50 Plätzchenbäckerinnen aus dem ganzen Saarland. Für ihr Engagement kürten sie die SZ-Leser im Dezember 2012 zur Saarlands Besten.

Doch ab diesem Jahr muss die Heilig-Abend-Aktion ohne die gute Seele aus Großrosseln auskommen. "Die Gesundheit macht einfach nicht mehr mit", verkündet Müller beim Vorbereitungstreffen. Nach minutenlangem Beifall der anderen Helfer hat sie Tränen in den Augen. "Es fällt schwer. Es war eine schöne Zeit", sagt sie. "Aber ich bin immer noch mit dem Herzen dabei."

Und für eine Nachfolgerin hat sie auch gesorgt. Ihre Nachbarin Elisabeth Rück übernimmt nun die Organisation des Plätzchenbackens. So müssen die rund 700 Gäste der Heilig-Abend-Aktion auch in diesem Jahr nicht auf selbst gebackene Leckereien verzichten.

Einer, der noch lange nicht ans Aufhören denkt, ist Karl-Heinz Hauck. Er ist jetzt bereits seit neun Jahren dabei und verantwortlich für den Aufbau am 23. Dezember. "Heiligabend hat meiner Frau und mir irgendwann nichts mehr gegeben. Wir haben uns zwar gegenseitig beschenkt, aber es war nichts Besonderes mehr", erinnert sich der Saarbrücker. Da erfuhr Hauck von der Heilig-Abend-Aktion und war von Anfang an Feuer und Flamme. Die ersten Jahre machte er alleine mit, und mittlerweile ist auch seine Frau dabei. "Sie kümmert sich um die Dekoration der Halle", ergänzt Hauck. "Seither ist Weihnachten für mich wieder schön."

Als er vor neun Jahren anfing, kamen hauptsächlich Obdachlose, Punks und andere Randständige, wie er sagt, zur Heilig-Abend-Aktion. Heute seien es auch viele Einsame, Arme und junge Familien mit Kindern. Und auch sie sind bedürftig, betont Hauck: "Wer an so einem Tag zu so einer Aktion geht, der hat es nötig."

Deshalb stellt er an seine Arbeit bei der Heilig-Abend-Aktion auch hohe Ansprüche: "Es muss alles perfekt aussehen wie bei der Bundeswehr. Wir geben uns dieselbe Mühe, die wir uns geben, wenn wir zuhause Gäste bekommen. Das sage ich auch immer wieder den anderen Helfern." Es sei toll zu sehen, wie am Aufbautag, dem 23. Dezember, aus einer einfachen Fabrikhalle ein Festsaal entsteht, berichtet Hauck.

Und es sei schön, was man zurückbekommt. "Viele Gäste haben Tränen in den Augen, wenn sie in den Saal kommen. Selbst die härtesten Typen werden hier weich." Für Hauck ist klar: "Ich will Heiligabend nie mehr anders verbringen."

Zum Thema:

Auf einen BlickFür Unterhaltung sorgen der Posaunenchor Saarbrücken, der Rodenhofer Chor Chorioses, die Tanzschule Euschen-Gebhardt und der TV Völklingen mit einer Feuershow. Hector Zamora bringt den kleinen Gästen Geschenke. Während des Festes wird wieder eine Betreuung für Kinder ab drei Jahren angeboten.Die Organisatoren der Heilig-Abend-Aktion rechnen mit rund 700 Gästen, davon circa 100 Kinder. Diakon Horst-Peter Rauguth: "Viele Gäste bedeuten auch mehr Geld, das wir benötigen. Dieses Jahr ist uns etwas bang, ob wir genug Spenden zusammenbekommen." dög

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