Duo belebt Hits von Eisler neu

Der Gemischte Saarbrücker Damen- und Herrenchor begibt sich mit einem interdisziplinären Chorprojekt auf Entdeckungsreise in Sachen Hanns Eisler. Bei dem Konzert werden nicht nur Sängerinnen und Sänger zu sehen sein, es wird auch Tanz mit der Jugendgruppe iMove des Staatstheaters geben und eine visuelle Inszenierung. Premiere ist am 5. April. SZ-Redakteurin Susanne Brenner hat die musikalische Leiterin Amei Scheib und Regisseur Ingo Fromm zu dem Projekt befragt.

 Amei Scheib leitet das Projekt und Ingo Fromm führt Regie. Unser Archivfoto zeigt beide bei einem Auftritt. Foto: Amei Scheib

Amei Scheib leitet das Projekt und Ingo Fromm führt Regie. Unser Archivfoto zeigt beide bei einem Auftritt. Foto: Amei Scheib

Foto: Amei Scheib
 Tanzbegeisterte Jugendliche von iMove beeindruckten mit dem energiegeladenen Stück „Respekt“. Foto: Björn Hickmann/Stage Picture

Tanzbegeisterte Jugendliche von iMove beeindruckten mit dem energiegeladenen Stück „Respekt“. Foto: Björn Hickmann/Stage Picture

Foto: Björn Hickmann/Stage Picture

"Eisler!" ist ein groß angelegtes Projekt. Wieviele Mitwirkende werden da auf der Bühne stehen? Und seit wann laufen die Proben?

Amei Scheib: 80 Chorsängerinnen und Chorsänger, 16 junge Tänzerinnen und Tänzer, und zwei Pianisten - also insgesamt 100 Mitwirkende werden auf der Bühne sein. die Proben laufen seit Dezember 2012.

Das Ganze ist nicht als reines Chorkonzert angelegt, sondern als Inszenierung mit Choreografie. Wie darf man sich das vorstellen?

Ingo Fromm: Üblicherweise ist ein Chor hauptsächlich ein akustisches Ereignis. Amei Scheib und ich haben allerdings schon häufiger in Zusammenarbeit mit ihren Chören Konzerte entwickelt, die eben auch was fürs Auge bieten. Außer mir als Regisseur werden auch ein Choreograph, Lionel Droguet, und ein Licht- und Bildkünstler, Krishan Kriesten, am Projekt arbeiten. Unsere Aufgabe ist es, dass was wir über das Textliche und Musikalische hinaus erzählen wollen, in Bilder zu verwandeln. Das heißt zum einen, dass der Chor beispielsweise nicht statisch bleibt, sondern im Raum bewegt wird. Eine Bewegung muss aber immer auch eine Funktion haben und nicht nur geschehen, damit es was zu gucken gibt. Zum anderen arbeite ich mit den Sängern am Ausdruck. Das gilt vor allem für die Solisten und Kleingruppen. Es wird aber auch szenische Episoden geben. Außer den Sängern wird auch eine Gruppe von Tänzern auf der Bühne agieren.

Dass Hanns Eisler im Saarland politisch aktiv war, wissen nicht viele Leute hier. Was sind Ihre Quellen? Und was genau machte Hanns Eisler hier?

Amei Scheib: Hanns Eisler beteiligte sich am Kampf um die Saarabstimmung. Er war im Januar 1934 einige Zeit hier zu Gast, hielt Vorträge, gab Konzerte und arbeitete mit saarländischen Arbeiterchören. Auftrittsorte waren Dudweiler, St. Arnual, Saarlouis, Burbach, Heiligenwald und Neunkirchen; in den Konzerten wurden wichtige Chorwerke von Hanns Eisler aufgeführt.

Die Informationen hierzu finden sich in Saarbrücker Archiven; Bericht erstattete die AZ (Arbeiterzeitung) mehrfach, unter anderem mit der Überschrift "Grandiose Eisler-Veranstaltung". Ebenfalls in der AZ wurde am 1. Februar 1934 ein Artikel des Komponisten zum Thema "Das revolutionäre Lied. Einiges zur Rolle der Arbeiter-Gesangvereine" veröffentlicht.

Welche Eisler-Werke haben Sie ausgwählt und warum?

Amei Scheib: Der Schwerpunkt liegt auf Eislerscher Chormusik. Zeitlich stark vertreten sind die Jahre 1927 bis 1935, weil hier auch die meisten Chorwerke entstanden sind. Es handelt sich um ganz ausdrucksstarke und anspruchsvolle Musik, die ein interessiertes Publikum unbedingt kennen sollte. Besonders wichtig waren uns dabei jene Werke, die im Rahmen der Saarabstimmung 1935 aufgeführt worden waren. Außerdem erklingen vom Komponisten etliche Lieder, Songs und Balladen. Diese Vokalkompositionen sind sehr typisch für ihn, sarkastisch, witzig und sehr oft auch ganz populär. Sie waren häufig richtige Hits in ihrer Zeit und zeigen Eisler als einen wirklichen Könner im Bereich politischer Musik. Dann habe ich vom Komponisten selbst und von Zeitgenossen Werke für ein oder zwei Klaviere ausgesucht. Ganz virtuos-experimentelle Musik, die von unseren beiden hervorragenden Tastenkünstlern dargeboten und von iMove und den Chören teilweise auch getanzt wird. Ganz besonders freue ich mich, dass wir die jungen Tänzerinnen und Tänzer von iMove für das Projekt begeistern konnten. Anhand aller Kompositionen durchschreiten wir mit dem Publikum dann die Zeit von 1920 bis 1963, sodass durchaus ein Portrait des Komponisten entsteht.

Singen Sie auch das Saarlied? Wurde das überhaupt jemals hier aufgeführt in den letzten, sagen wir 50 Jahren?

Amei Scheib: Ja, wir singen das Saarlied und andere Stücke aus dem Abstimmungskampf. Das sind natürlich Raritäten, die fast nie erklingen. Ich selbst habe vor einigen Jahren im Auftrag des SR und Arbeit und Kultur Saarland GmbH eine CD mit Liedern zur Saarabstimmung produziert (Für und Wider - das Lied im Kampf um die Saar), auf dem dieses Stück "Der 13. Januar" zu hören ist.

Premiere von "Eisler!" ist am Samstag, 5. April, 20 Uhr, in der Congresshalle. Mitwirkende: Der Gemischte Saarbrücker Damenchor, Der Gemischte Saarbrücker Herrenchor. Marina Kavtaradze & Thomas Betz am Klavier, iMove - Jugendtanzgruppe des Balletts des Saarländischen Staatstheaters. Visuelle Inszenierung: Krischan Kriesten. Künstlerische Leitung: Amei Scheib.

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