DRK verschärft interne Finanzkontrolle

Saarbrücken · Er galt als „Helfer aus Leidenschaft“ und machte beim DRK schnell Karriere, die aber plötzlich endete. Jetzt scheint der Ex-Vorsitzende des Ortsvereins Gersweiler abgetaucht. In der Kasse fehlen angeblich 145 000 Euro.

Unter den mehr als 54 000 Mitgliedern des DRK im Saarland machen sich Enttäuschung und Verunsicherung breit. Bereits zum dritten Mal im laufenden Jahr stehen Gliederungen der Wohlfahrtsorganisation wegen krimineller Machenschaften im Blickpunkt. Zum Jahresbeginn war bekannt geworden, dass in Güdingen ein Ex-Vorsitzender sich mit 10 000 Euro aus der Kasse selbst bedient hatte. Im September flog ein Betrüger auf, der 400 Tonnen Altkleider auf eigene Faust verkauft hat. Aktuell sind beim Ortsverein Gersweiler rund 145 000 Euro verschwunden.

Nach Angaben von Justiziar Helge Gilcher richtet sich der Verdacht gegen den 49-jährigen Ex-Ortsvereinsvorsitzenden und dessen 68-jährige Mutter, die die Kasse führte. Im Frühjahr seien dem Kreisverband erste Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Der Gersweiler Vorstand sei daraufhin wiederholt aufgefordert worden, Konten und Belege zu präsentieren. Dies sei selbst nach Androhung der Amtsenthebung nicht geschehen. Vielmehr seien Sohn und Mutter aus dem DRK ausgetreten. Über die Bank hat sich der Kreisverband dann die Unterlagen besorgt und festgestellt, dass rund 145 000 Euro von einem Sparbuch fehlen. Regressforderungen gegen den Ex-Vorstand werden geprüft, kündigte Gilcher an. Die Staatsanwaltschaft hat, so ihr Sprecher Christoph Rebmann, "alle erforderlichen Schritte eingeleitet".

Der Ex-Ortsvereinsvorsitzende, der in der privaten Sicherheitsbranche arbeiten soll, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. DRK-Helfer spekulierten: Der Mann, der als "Helfer aus Leidenschaft" galt und beim DRK schnell Karriere machte, "ist abgetaucht".

Peter Gillo , Präsident des DRK-Kreisverbandes Saarbrücken , sagte: "Der Kerl hat der guten Sache des DRK einen Bärendienst erwiesen." Als Konsequenz aus den Gersweiler Erfahrungen werde der Kreisverband die Finanzkontrollen verschärfen. Jeder Ortsverein müsse künftig einmal im Jahr Kassenbücher und Abschlüsse vorlegen. Werde dagegen verstoßen, drohten disziplinarrechtliche Schritte bis hin zur Amtsenthebung.

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