Drei Saarbahnzüge im Karlsruher Land

Saarbrücken. Wahrhaft Erstaunliches könnte einem Saarbrücker begegnen, wenn er demnächst in Karlsruhe, Rastatt, Mühlacker oder Bruchsal an einer Stadtbahn-Haltestelle wartet. Da könnte nämlich plötzlich eine Saarbahn vor ihm stehen. Und es wäre falsch zu glauben, die habe sich verirrt. Hat sie nicht

Saarbrücken. Wahrhaft Erstaunliches könnte einem Saarbrücker begegnen, wenn er demnächst in Karlsruhe, Rastatt, Mühlacker oder Bruchsal an einer Stadtbahn-Haltestelle wartet. Da könnte nämlich plötzlich eine Saarbahn vor ihm stehen. Und es wäre falsch zu glauben, die habe sich verirrt. Hat sie nicht. Vielmehr hat SaarBahn&Bus (SBB) ihren Kollegen von der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) drei Saarbahnzüge "ausgeliehen" - besser gesagt: vermietet.

SBB hat insgesamt 28 Saarbahnzüge. Die hat SBB alle zusammen gekauft, weil das billiger war - und weil SBB auch 28 Züge brauchen wird, sobald die Strecke nach Lebach in Betrieb ist. Aber bis dahin kommt SBB erstmal noch mit 25 Zügen aus - 22 für den täglichen Betrieb und drei als eiserne Reserve, für den Fall, dass ein Zug kaputt geht oder bei einem Verkehrsunfall beschädigt wird.

Und weil SBB ja chronisch schlecht bei Kasse ist, kam es gerade recht, als die Kollegen von der AVG aus Karlsruhe nachfragten, ob sie die derzeit noch "überzähligen" drei Züge mieten könnten. Natürlich nur bis zur Fertigstellung der Saarbahnstrecke nach Lebach - also endet der Mietvertrag 2012.

Die AVG braucht die Züge, weil die AVG eine zusätzliche Strecke in Betrieb genommen hat, ohne dass sie zuvor weitere Züge kaufen konnte. Was die AVG an Miete bezahlt, so versicherte SBB-Sprecherin Christa Horn der SZ, darf SBB nicht verraten. Nur so viel: Nicht die ganze Miete bleibt bei SBB. Ein Teil geht ans Land. Denn das Land hatte sich seinerzeit mit "Fördermitteln" an der Anschaffung der Züge beteiligt.

Für den Fall, dass in Saarbrücken plötzlich doch mehr als drei Züge ausfallen sollten, hat sich SBB im Mietvertrag ein außerordentliches Kündigungsrecht einräumen lassen und kann deshalb die Züge jederzeit zurückbeordern, ohne dass eine Vertragsstrafe fällig wird - erläuterte Horn.

Ein Saarbahnzug ist bereits in Karlsruhe. Er war am 1. September über das Schienennetz der Deutschen Bahn (DB) aus seinem Heimat-Bahnhof Brebach ins Badische gerollt. Zwei weitere sollen am 1. Dezember folgen. Möglich ist das, weil die Saarbahn so genannte Zweisystem-Züge benutzt. Die kommen mit zwei Arten von Stromspannung zurecht: mit der Spannung auf innerstädtischen Stadtbahn-Oberleitungen und mit der Spannung in den Oberleitungen der DB. Bereits 2001 und 2002 waren sechs Saarbahn-Züge vermietet, damals an die Verkehrsbetriebe der Stadt Kassel.

Damit auch den Fahrgästen in Karlsruhe klar wird, wem sie ihre neue Mobilität verdanken, bleiben die Saarbahnen blau - obwohl die AVG-Bahnen gelb sind. Horn: "Schließlich ist und bleibt das unsere Saarbahn."

Anfang Oktober hatten sich Eltern aus Hanweiler beschwert, dass ihre Kinder auf der Heimfahrt vom Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasium nach Schulschluss um 13.30 Uhr in einer überfüllten Saarbahn "total gestresst" würden. Damals ließ SBB zur fraglichen Zeit nur noch einen Saarbahnzug statt wie zuvor zwei von Saarbrücken nach Hanweiler fahren. Eine Mutter berichtete: "Es wird gedrückt und geschubst. Viele schaffen es nicht mehr einzusteigen, und die nächste Bahn 15 Minuten später ist genauso voll. Und das bei einem monatlichen Fahrkarten-Abo von 39,83 Euro je Kind."

Darauf, so erläutert Horn, hat SBB bereits am 9. Oktober reagiert und setzt seither nach Schulschluss auf der fraglichen Strecke wieder eine so genannte Doppeltraktion ein - das sind zwei gekoppelte Saarbahnzüge, die wiederum jeder aus drei untrennbar miteinander verbundenen Einheiten bestehen.

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