Drei Notfällen läuft die Zeit davon

Saarbrücken · Probleme mit den Zähnen sind bei Katzen und Kaninchen gleichermaßen verbreitet. Die Tiere leiden oft so sehr darunter, dass nur eine aufwendige und teure Behandlung bleibt. Barbara Best vom Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheim hat zusammengestellt, was Katzen- und Kaninchenhalter wissen sollten.

 Jeanine Horn (li.) hält Kaninchen Paulchen, Andrea Cuntz zeigt Paulchens Freundin Luna. Fotos: eva fell

Jeanine Horn (li.) hält Kaninchen Paulchen, Andrea Cuntz zeigt Paulchens Freundin Luna. Fotos: eva fell

Die beiden Kaninchen und die Katze, die wir Ihnen heute in unserer Serie "Wer will mich?" vorstellen, haben eine traurige Gemeinsamkeit. Sie sind Notfälle.

Und wenn eine Expertin wie Barbara Best vom Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheim dieses Wort verwendet, dann will das schon etwas heißen. Was Katze Mupfel zum Notfall machte? Best erzählt von einem Schützling, der früher durchaus kompliziert sein konnte.

"Mupfel ist leider schon durch einige Hände gegangen. Immer wieder hat ihr zeitweise aggressives Verhalten ein dauerhaftes Bleiben unmöglich gemacht. Da sie sich im Moment bei uns nur freundlich und verschmust zeigt und sehr gut zu händeln ist, suchen wir wieder intensiv nach einem schönen Zuhause für sie."

Die Schwierigkeiten, die Mupfel den wechselnden Vorbesitzern machte, könnten mit einem langwierigen Leiden zu tun haben. "Sie erhält Cortison gegen ihre chronische Zahnfleischentzündung und kommt damit sehr gut zurecht. Vielleicht machten ja ihre Schmerzen sie früher so unberechenbar. Wir hoffen immer noch auf ein Heim für diese wunderschöne verschmuste Katze", sagt Barbara Best. Wenn Mupfel dieses große Glück haben sollte, dann wollen ihre Betreuer auf Nummer sicher gehen. Für Best steht fest: "Kinder sind für Mupfel nicht geeignet, da sie schon mal kräftig zubeißen kann."

Name: Katze Mupfel

Alter: 5 Jahre

Rasse: Maine-Coon-Mix

Kastriert: Ja

Gesundheit: Chronische Viruserkrankung, Cortisongabe alle vier Wochen notwendig

Besonderheit: Verhaltensauffälligkeit



Kommen wir nun zum weiß-schwarzen Kaninchen Luna und seinem weiß-braun-grauen Freund Paulchen. Beide waren an ein Leben mit einem tierlieben Menschen gewöhnt, der ihnen ein Dasein in frischer Luft ermöglichte. Aber dann war auf einen Schlag alles anders.

Luna und Paulchen wurden Ende Dezember aus Außenhaltung abgegeben, weil ihre Besitzerin, eine ältere Dame, die beiden nach einem schweren Sturz mit Beinbruch in ihrem Außengehege nicht mehr richtig versorgen konnte. Das Pärchen hängt sehr aneinander und sollte daher möglichst zusammen vermittelt werden.

Luna und Paulchen sind nicht allzu scheu und lassen sich durchaus einmal beim Füttern oder Gehegesäubern anfassen. Aber Paulchen hat ein ernstes Zahnproblem. Barbara Best: "Er kann zwar recht normal fressen, doch zeitweise sammelt sich Eiter von den Wurzeln der Backenzähne unter dem Auge, und er muss behandelt werden. Ein Röntgenbild zeigte, dass fast alle Backenzähne von dieser chronischen Entzündung betroffen sind. Zurzeit geht es ihm zwar gut. Aber Paulchen hat durch diese Erkrankung leider keine allzu hohe Lebenserwartung mehr. Deshalb wäre es uns ein großes Anliegen, ihn für die Zeit, die ihm noch bleibt, mit seiner Freundin Luna möglichst schnell in ein liebevolles Zuhause - am liebsten in ein gesichertes Freigehege - zu vermitteln."

Weitere Informationen gibt das Heim unter Telefon (06 81) 5 35 30, und zwar außer montags täglich von 13 bis 17 Uhr.

"Zahnprobleme haben viele unserer Katzen und Kaninchen. Bei den Kaninchen ist dies oft eine genetische Veranlagung. Die Tiere werden in großer Zahl für den Verkauf gezüchtet, und wie so oft bei Zuchttieren wird hierbei mehr Wert auf die Schönheit als auf die Gesundheit gelegt.

Die Folgen sind Zahnfehlstellungen schon in jungen Jahren und daraus resultierend Entzündungen und massive Probleme beim Fressen. Die Kaninchen müssen dann regelmäßig alle zwei bis vier Wochen dem Tierarzt vorgestellt werden, um die Zähne kürzen und Entzündungen behandeln zu lassen.

Das ist natürlich eine Belastung für den privaten Geldbeutel und besonders für den Haushalt des Tierschutzvereins, wo diese Tiere dann ja sehr oft landen. Bei den Katzen sind es die älteren Tiere, die aufgrund der heutigen Ernährung oft schon mit vier oder fünf Jahren massiv Zahnstein und faule Zähne haben. Auch diese Tiere landen oft im Tierheim und stellen eine große finanzielle Belastung dar.

Zahnsanierung geht ins Geld

Eine Zahnsanierung kostet zwischen 50 und 200 Euro, je nachdem wie stark die Zähne geschädigt sind. Oft stellen die Katzen wegen der starken Schmerzen sogar das Fressen ein, und dann müssen wir unverzüglich handeln. Häufig finden wir auch eine chronische Zahnfleischentzündung, verursacht entweder durch eine Immunschwäche oder durch eine Futtermittelallergie.

Auch in diesen Fällen schafft eine Zahnsanierung Abhilfe, denn sobald die Entzündungsherde beseitigt sind, bessert sich das Fressverhalten der Katzen."

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