Drei gut geratene Babys

Saarbrücken · 2001 verwirklichten Kerstin und Lothar Bayer einen gemeinsamen Traum: Sie verwandelten die Räume einer ehemaligen Schreinerei in der Scheidter Straße 1 in einen Kulturort mit Bistro. Ein Blick zurück.

 Chef Lothar Bayer lädt im Bistro Malzeit zum Feiern ein. Foto: Oliver Dietze

Chef Lothar Bayer lädt im Bistro Malzeit zum Feiern ein. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Elfjähriges Bestehen? Ist das Kunstwerk Saarbrücken mit dem Bistro Malzeit denn ein Karnevalsunternehmen, dass ein solch schräges Jubiläum gefeiert wird? So abwegig scheint dieser Gedanke gar nicht, ist Inhaber Lothar Bayer doch gebürtiger Meenzer, der obendrein pünktlich zum Jubiläum fünf Mal elf Jahre alt wird. Scherz beiseite: Im letzten Sommer habe man das Zehnjährige schlicht verpennt, deshalb werde nun alles in einem Aufwasch nachgeholt, erklären Bayer und seine Frau Kerstin.Wie fing's eigentlich an mit dem Kulturbistro, das nicht nur Konzerte veranstaltet und der Saarhexen-Disco Heimat bietet, sondern auch Clublokal ist für Institutionen wie Drogenhilfezentrum, Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), Deutsch-Mexikanische Gesellschaft, Heinrich-Böll-Stiftung oder die Stadtratsfraktion der Grünen? Vor 14 Jahren, als die gebürtige Homburgerin Kerstin Bayer in Leipzig ihr Studium der Museologie abgeschlossen hatte, wollte sie mit ihrem Mann zurück ins Saarland, um einen gemeinsamen Traum zu verwirklichen: ein Gesamt-Kunstwerk mit Galerie, Druckwerkstatt, Ateliers und Bistro. Die geeigneten Räume fanden sie mit der ehemaligen Schreinerei in der Scheidter Straße 1. Am 1. September 2001 war Eröffnung, mitten in der Umbauphase wurde Kerstin Bayer dann mit Zwillingsmädchen schwanger. Zwar schaffte sie es nebenbei noch, ein Dutzend Ausstellungen mit jungen Künstlern zu organisieren, aber im Prinzip war Lothar Bayer nun notgedrungen alleinerziehender Vater des "Babys" Kunstwerk. Keine einfache Aufgabe für den Quereinsteiger, der zuvor als gelernter Bankfachwirt und selbstständiger Unternehmensberater weder mit Kunst noch mit Gastronomie viel am Hut hatte. Nun musste er sogar selbst in der Küche stehen. Parallel starteten bereits 2001 die ersten Konzerte, weil das Kunstwerk die zuvor in der Gießkanne heimischen Jazzer auffing. Als der Gitarrist Heiner Franz das Konzept seiner Monday Jazz Night vorstellte, schlug Bayer ein: "Die Mischung regionaler und nationaler Künstler überzeugte mich." Auch die Reihe selbst schlug ein und wirkte wie ein Multiplikator auf andere Genres wie Latin oder Pop. Die monatliche Soulnacht mit der Malzeit-Club-Band boomt nach wie vor, daneben gibt es unregelmäßig Konzerte mit regionalen oder internationalen Musikern. Dass die Monday Jazz Night, die Kooperation mit dem Jazz Syndikat oder die Reihe Bar Jazz Classics mit Petra Lamy mittlerweile gestorben sind, betrachtet Bayer mit wirtschaftlicher Nüchternheit: "Wenn der Publikumszuspruch schwindet, muss man reagieren. Und da ich nicht nach öffentlichen Fördermitteln schiele, mache ich ein Programm, das ich mir leisten kann." So startet ab September eine neue Chanson-Reihe namens "Das erste Mal" in Kooperation mit dem Chanson-Archiv der Uni. Fazit nach elf Jahren? "Wir sind froh, dass unsere drei Babys so gut geraten sind!"

Freitag, 3. August, ab 17 Uhr: Feier mit Grillstation und Live-Musik von ElmF and the Rooks, Eintritt frei. Weitere Informationen im Internet:

kwsb.de

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