Dokumentarfilm erinnert an Massaker von „Wounded Knee“

Saarbrücken · Die Amerikaner sind stolz auf das weltberühmte Mount Rushmore Memorial. Doch eigentlich war den Indianern dieses Land versprochen worden. Manche Amerikaner wollen das Thema gerne verdrängen, die Indianer natürlich nicht. Der Dokumentarfilm „Sacred Ground“ lief jetzt im Kino Achteinhalb.

 Marc Misman (links) und Ludwig Schmidtpeter präsentierten den Dokumentarfilm im Kino Achteinhalb. Foto: Astrid Karger

Marc Misman (links) und Ludwig Schmidtpeter präsentierten den Dokumentarfilm im Kino Achteinhalb. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

Stolz und Schande der Amerikaner liegen nah beieinander in South Dakota, im Indianerland. Den Ureinwohnern war 1868 vertraglich Land zugesichert worden, spätere Goldfunde relativierten die Verträge, denn den weißen Siedlern erschien das Steppenland nun wertvoller. Es galt das Recht des Stärkeren.

Vier achtzehn Meter hohe, in den Fels geschlagene Präsidentenköpfe zieren die den Indianern heiligen Berge der Black Hills: das weltberühmte Mount Rushmore Memorial . Etwa 160 Kilometer entfernt mahnt eine heruntergekommene Gegend an ein Ereignis, das heute nicht mehr die "Schlacht", sondern das "Massaker von Wounded Knee" heißt. Dort fanden im Jahre 1890 Hunderte Lakota Sioux durch Kavalleriebeschuss den Tod.

Der Film "Sacred Ground" von Ludwig Schmidtpeter und Tim Gruenewald pendelt zwischen den Orten. Mount Rushmore, die sprudelnde Geldquelle, und das Reservat Pine Ridge, mit einer Lebenserwartung von durchschnittlich 48 Jahren eine der ärmsten Gegenden der Vereinigten Staaten. Der Film lässt Menschen und Bilder sprechen. Gleich zu Beginn verdeutlichen ein Zug und als huschende Farbflecken wie sinnlos herumfahrende Autos, wie sehr "Wounded Knee" aus Zeit und Wahrnehmung fällt. Die Bildsprache ist gekonnt, ästhetisch, wenn die Kamera auf einen Schlitz zuläuft, dessen Form sich gleich darauf in der unscharfen Aufnahme von Wassertropfen wiederfindet, von feiner Ironie, wenn dem patriotisch-naiven Geplapper einer Interviewten Insektenbrummen folgt. Auch die Musik von Stephan Matthieu und der Schnitt von Marc Misman machen den Dokumentarfilm zu einem vielschichtigen Kunstwerk.

So gegensätzlich die Orte wirken, werden doch beide von ihren Besuchern (Mount Rushmore) und Bewohnern ("Wounded Knee") auch als Orte einer "Heilung" empfunden. Die vier Präsidenten dienen der moralischen Aufrichtung, als Vorbilder. Was es heißt, Amerikaner zu sein, das fragen sich hier viele.

Auch Gerard Baker, der erste indianisch-stämmige Leiter von Mount Rushmore, thematisiert die Frage der Selbstvergewisserung. Die Indianer wehren sich gegen die Vereinnahmung von "Wounded Knee" als Opfergedenkstätte, auch ihr Friedhof soll nicht aufgehübscht werden. Viele Stimmen fügen sich zu einem komplexen Bild. Sagt der Wildwest-Mann "we don't look back" und nennt den Verdrängungskampf um Territorium naturgegeben, spricht der indianische Weise von der Verbundenheit mit dem Stammessitz: "Für uns zählen alle Ahnen".

Mit einer Gewitterwolke beginnt der Film, mit dem im Nebel verschwindenden Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag hätte er vielleicht enden sollen. Bei der deutschen Uraufführung im Kino Achteinalb waren Ludwig Schmidtpeter und Marc Misman zum Gespräch bereit, beide leben im Nauwieser Viertel. Mit Geld der Filmförderung von Saarland Medien konnte die Filmmusik finanziert werden.

sacredgroundfilm.com/

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