DLRG kritisiert Schwimmausbildung an Grundschulen

Dillingen. Im Vorfeld des Landesverbandstags der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Saar am Sonntag in Dillingen übt deren Vizepräsident und technischer Leiter, Oliver Neis, Kritik an der Schwimmausbildung an saarländischen Grundschulen

Dillingen. Im Vorfeld des Landesverbandstags der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Saar am Sonntag in Dillingen übt deren Vizepräsident und technischer Leiter, Oliver Neis, Kritik an der Schwimmausbildung an saarländischen Grundschulen. Gegenüber der Saarbrücker Zeitung sagte er, häufig seien die Bad- und Wasserzeiten sehr kurz, in Extremfällen seien die Kinder nur eine Viertelstunde im Wasser. Das sei das Ergebnis einer Umfrage, die die DLRG kürzlich an Grundschulen im Land durchgeführt hat. Häufig seinen darüber hinaus die Übungsgruppen mit über 20 Kindern zu groß und die Lehrer nicht gut genug ausgebildet.

Laut dem Erlass über den Schwimmunterricht des saarländischen Kultusministeriums darf ein Pädagoge Schwimmen unterrichten, wenn er "die Lehrbefähigung oder die Unterrichtserlaubnis für das Fach Sport" sowie das Rettungsschwimmer-Abzeichen in Bronze besitzt. Zur Grundschullehrer-Ausbildung gehört zwar auch der Fachbereich Sport. Wie Anne Werner, Mitglied der Fachgruppe Grundschule in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aber bestätigte, lernen Grundschulpädagogik-Studenten das Fach jedoch weit weniger fundiert als Absolventen, die explizit Sport-Lehramt studieren. Auch das Rettungsschwimmer-Abzeichen ist Neis zufolge kein Gütesiegel für eine fachgerechte Übungsleitung. Es sage nur aus, "dass der Besitzer in der Lage ist, den Unterricht aus Sicherheitsgründen zu überwachen". Schwimmen lehren könne er deshalb noch nicht.

Schwimmgruppen ab 15 Kindern müssen Werner zufolge außerdem mit zwei Übungsleitern besetzt sein. An kleinen Schulen sei das kaum machbar. "Dann wäre eine andere Klasse in der Zeit unbesetzt", erklärt die Gewerkschafterin. So hätten kleine Grundschulen drei Möglichkeiten: Entweder sie lassen den Schwimmunterricht ganz ausfallen oder ein Pädagoge geht mit einer zu großen Gruppe zum Schwimmunterricht oder die Klasse teilt sich auf, eine Hälfte geht schwimmen, die andere wird derweil einer anderen Klasse zugeordnet. Dann aber, hat jedes Kind nur alle zwei Wochen, also nur halb so viele Schwimmstunden, wie eigentlich vorgesehen.

Würden die angesprochenen Mängel abgestellt, meint DLRG-Mann Neis, "würde das dazu führen, dass wir die Schwimmfähigkeit wieder nach oben kriegen". In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, nämlich kontinuierlich gestiegen.

In der Studie der Saar-DLRG sei aber auch deutlich geworden, dass viele Grundschulen Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Lebensretter-Verband hätten, erzählt Neis. "Wir versuchen den Schulen zu helfen, indem wir Lehrer ausbilden und Schulen punktuell personell unterstützen." Doch die personellen Grenzen der DLRG seien endlich, betont deren Vizepräsident. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, Bäderzeiten sind knapp - und die Zahl der Nichtschwimmer steigt weiter.

Auf einen Blick

In deutschen Gewässern sind Zahlen der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) zufolge 2008 bundesweit mindestens 475 Menschen ertrunken. Das war eine Zunahme um 12,3 Prozent. Im Saarland sind 2008 sechs Personen ertrunken. Mehr als 90 Prozent der Unglücke in Deutschland ereigneten sich im Binnenland: 195 Menschen starben in Flüssen, 155 in Seen und 49 in Kanälen. bie

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