Dieser Schwan ist anders als alle anderen

Saarbrücken. Es war eigentlich zu erwarten. Wenn die Saarbrücker Ballettchefin Marguerite Donlon und ihre Donlon Dance Company sich den ehrwürdigen Klassiker Schwanensee vornehmen, bleibt fast nichts, wie es einmal war. Da sich eine Aufführung umso mehr genießen lässt, wenn man Hintergründe und Motivationen kennt, lud das Saarländische Staatstheater (SST) vor der Premiere (28

 Sinnenfroh und ohne Tütüs gehen Marguerite Donlon und ihre Tänzer den Ballett-Klassiker an. Am Montag gab es einen Vorgeschmack, unter anderem mit Alfredo García González als Prinz Siegfried. Foto: Iris Maurer

Sinnenfroh und ohne Tütüs gehen Marguerite Donlon und ihre Tänzer den Ballett-Klassiker an. Am Montag gab es einen Vorgeschmack, unter anderem mit Alfredo García González als Prinz Siegfried. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Es war eigentlich zu erwarten. Wenn die Saarbrücker Ballettchefin Marguerite Donlon und ihre Donlon Dance Company sich den ehrwürdigen Klassiker Schwanensee vornehmen, bleibt fast nichts, wie es einmal war. Da sich eine Aufführung umso mehr genießen lässt, wenn man Hintergründe und Motivationen kennt, lud das Saarländische Staatstheater (SST) vor der Premiere (28. März) am Montag zu einer Soiree ins Große Haus ein - und viele kamen.

"Schwanensee - Aufgetaucht" hat Donlon ihre Neufassung genannt. Tatsächlich kommt so einiges ans Tageslicht, was Choreografen bislang verschwiegen haben. Zum Beispiel die Frage nach Siegfrieds Vater. Nach Donlons Ausdeutung hat der Zauberer Rothbart Siegfrieds Mutter vergewaltigt. Die einzige Möglichkeit, dem Sohn etwas wie Liebe entgegenzubringen, ist das tägliche, akkurate Falten eines Papierschwans.

Doch damit hat sich der Symbolcharakter des Schwanes für Donlon noch nicht erschöpft. Einmal abgesehen davon, dass Siegfried sich, volljährig geworden, in ein Mädchen verliebt, das von einer bösen Fee verdammt wurde, sein Dasein tagsüber als Schwan zu fristen, ist das Bild des stolzen Wasservogels auch ein Erinnerungsmotiv an die Gewalttat Rothbarts.

Gezielt wird daher mit Videoprojektion gearbeitet, wie Donlon und ihr Team den zahlreich erschienenen Ballettinteressierten erläuterten.

Tschaikowskys hochromantische Musik wird angereichert, hier greift die Ballettchefin auf die Komponisten Claas Willeke und Sam Auinger zurück. So entsteht ein bewusster Kontrapunkt zur Klangwelt des 19. Jahrhunderts, und das reale Leben unserer Zeit hält Einzug auf der Ballettbühne. Das schafft zusätzlichen Raum für Reflexionen, zudem werden durch die von den Komponisten verwendeten Obertonstrukturen gleichzeitig Tiefe und Entschleunigung hervorgerufen.

Donlon beließ es jedoch keineswegs bei trockener Theorie. Auszüge aus dem Ballett untermauerten ihr Konzept und boten einen Vorgeschmack auf das, was demnächst zu erwarten ist: traumhaft schöne Tanzbilder, die eine gelungene Synthese aus klassischem Ballett und zeitgenössischer Bewegungskunst erahnen lassen.

 Sinnenfroh und ohne Tütüs gehen Marguerite Donlon und ihre Tänzer den Ballett-Klassiker an. Am Montag gab es einen Vorgeschmack, unter anderem mit Alfredo García González als Prinz Siegfried. Foto: Iris Maurer

Sinnenfroh und ohne Tütüs gehen Marguerite Donlon und ihre Tänzer den Ballett-Klassiker an. Am Montag gab es einen Vorgeschmack, unter anderem mit Alfredo García González als Prinz Siegfried. Foto: Iris Maurer

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