Diebe tricksen Opfer im Bus aus

Saarbrücken · Wo sie keine Gegenwehr erwarteten, da griffen sie zu. Im Gedränge während einer Busfahrt fiel der feige Griff in fremde Manteltaschen nicht sofort auf. Umso schockierter waren die Diebstahlsopfer danach.

Delikt: Trickdiebstahl. Tatorte: Busse auf den Saarbrücker Linien 108 (dreimal), und 107 (einmal). Passiert ist alles im Dezember. Zwei der Delikte gingen sogar binnen einer Stunde über die Bühne. Die Polizei sucht weitere Opfer. Denn die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Noch immer sind die Täter nicht ermittelt. Damit nicht weitere Menschen draufzahlen, ging die Polizei gestern an die Öffentlichkeit

Es gibt zwar zwei Verdächtige. Aber es ist nicht klar, wer und wo sie sind. Die beiden Frauen, schlank, schwarzhaarig, um die 20 Jahre alt, waren bei den vier Trickdiebstählen im Dezember immer mit an Bord. Sie standen am Einstieg stets unmittelbar hinter den späteren Diebstahlsopfern. Die Ermittler haben jedoch kein Videobild aus den Bussen, das die beiden beim Stehlen zeigt.

Die Ermittler beschreiben das Vorgehen so: Die Opfer steigen ein. Sie nehmen beim Fahrer den Geldbeutel heraus, um zu bezahlen oder ihre Fahrkarte zu zeigen. Sie ahnen nicht, dass sie jemand längst genau beobachtet, ja schon vor dem Einsteigen seine Wahl getroffen hat. Drei der vier Opfer sind Senioren. Und keiner der vier wirkt so, als sei massive Gegenwehr zu erwarten. "Die Täter bereichern sich feige an Menschen, die sie für hilflos halten", sagt Mathias Biehl.

Er leitet den Ermittlungs- und Servicedienst der Polizeiinspektion Alt-Saarbrücken und will, dass Schluss ist mit der Diebstahlsserie. Steckt der arglose Fahrgast den Geldbeutel in die Außentasche des Mantels oder der Jacke, folgt die eigentliche Tat, angefangen mit dem Ausnutzen des im Bus üblichen Gedränges. Da fällt ein kleiner Schubs nicht auf, die winzige Ablenkung für den schnellen Griff in die Tasche. An der nächsten Haltestelle heißt es dann: nichts wie weg mit der Beute. Das Opfer bemerkt zwar, dass die Geldbörse weg ist, hat aber nichts vom Diebstahl mitbekommen. Umso härter sind für die Bestohlenen die Folgen. Insgesamt 350 Euro Bargeld sind allein nach den vier registrierten Diebstählen weg. Vom Ärger ganz zu schweigen, den das Wiederbeschaffen von EC-Karten, Personalausweisen und Führerscheinen macht. Biehls Mitarbeiter nennt eine Langzeitfolge: "Die Bestohlenen fühlen sich nicht mehr sicher in unserer Gesellschaft." Umso wichtiger ist jetzt, dass sich jeder meldet, dem in den vergangenen Wochen der Geldbeutel auf ungeklärte Weise abhanden kam und der noch nicht bei der Polizei war. "Wir helfen Betroffenen und erklären Schritt für Schritt, was zu tun ist."

Außerdem stellen die Polizisten auf Wunsch gern den Kontakt zur Opferschutzorganisation Weißer Ring her.

Am liebsten ist Polizisten wie Mathias Biehl aber eine gute Vorbeugung. "Stecken Sie Geldbörsen und andere Wertsachen nie in eine Außentasche, sondern tragen Sie sie so nahe wie möglich am Körper."

Hinweise auf weitere Trickdiebstähle erbittet die Polizeiinspektion Alt-Saarbrücken am Ludwigsplatz unter Telefon (06 81) 5 88 16 40.

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