Die Wissenschaft schwimmt auf der Saar

Saarbrücken · Wie sich die Gesellschaft durch das massenhafte Speichern und Verarbeiten von Daten verändert, ist die zentrale Frage auf dem Ausstellungs-Schiff MS Wissenschaft. Es legt noch bis zum 23. Juli am Saarufer an.

 Alles vernetzt: Die Ausstellung im Schiffsbauch. Fotos: Oliver Dietze

Alles vernetzt: Die Ausstellung im Schiffsbauch. Fotos: Oliver Dietze

Am Ufer zu Fuße des saarländischen Finanzministeriums liegt dieser Tage ein besonderes Motorschiff vor Anker: die MS Wissenschaft. In ihrem Bauch lagert spezielles Frachtgut: eine wissenschaftliche Ausstellung. Sie ist dem Thema des Wissenschaftsjahres 2014 verpflichtet, der digitalen Gesellschaft, und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der gGmbH "Wissenschaft im Dialog" organisiert.

Steigt man ins Schiff hinab, wird es kühl. Ein sich verengender Gang mit einer Zeitleiste, die sich der kultur- und mediengeschichtlichen Entwicklung der menschlichen Kommunikation widmet, beschleunigt den Besucher regelrecht auf die Digitalisierung zu - am Ende des Ganges kommt es zur "Informationsexplosion" in der Gegenwart. Wolfgang Wahlster, Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, stellte zur Eröffnung am Donnerstagabend fest: "Pro Minute werden 48 Stunden Videomaterial auf Youtube gestellt, Facebook baut ein Datencenter in Alaska, um die Kühlung zu nutzen - Datenmengen wachsen exponentiell." Ständig würden von internetfähigen Smartphones , Autos, Flugzeugen und Küchengeräten Daten generiert, gespeichert, weiterverarbeitet.

Mit alldem geht ein Schlagwort einher, das manchen Sorgen bereitet: Big Data - der wirtschaftliche Handel mit Daten. Dazu präsentiert sich im Schiff das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Die Forscher wollen wissen, wie die Privatsphäre verletzt wird und wie man sie besser schützen kann. Dies und mehr findet sich im Ausstellungsbereich "Digitale Wirtschaft". Noch mehr Chancen und Risiken der globalen Vernetzung werden in zwei weiteren Bereichen interaktiv und wissenschaftlich thematisiert: Im "Digitalen Miteinander" lässt beispielsweise die Uni Bremen Besucher spielerisch entdecken, in welchen Kommunikationsverhältnissen wir gestern lebten, heute leben und zukünftig leben werden.

Psychologen der Uni Bonn informieren über Internetsucht und bieten dem Besucher an, seine Beziehung zum Internet zu überprüfen. So gibt es eine App für das Smartphone, die dem Nutzer rückmeldet, ob dieser sein Smartphone zu viel nutzt. Der Bereich des "Digitalen Wissens" widmet sich der Rolle von Computern und Daten in der Grundlagenforschung verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen In diesen gehe ohne Informatik heutzutage nichts mehr, sagte der Wissenschaftler Wahlster. Das Max-Planck-Institut für Ornithologie demonstriert hier die digitale Begleitung von wandernden Störchen. Mit einer App begleiten Besucher besenderte Störche in Echtzeit.

 Die MS Wissenschaft hat am Finanzministerium angelegt.

Die MS Wissenschaft hat am Finanzministerium angelegt.

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Auf einen Blick36 Forschungsthemen werden im Schiff interaktiv präsentiert. Die Ausstellung richtet sich an alle; für Schüler gibt es optionale Workshops in Schulen, die thematisch passen. Einlass: Täglich von 10 bis 19 Uhr; Eintritt frei. Das Schiff liegt bis 23. Juli, 15 Uhr, unterhalb des Finanzministeriums an (Am Stadtgraben 6-8, Saarbrücken), nächste Station ist Saarburg. 22. Juli, 18 Uhr: Extravorträge und Diskussion. bfrms-wissenschaft.de

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