Die „Willi“ ankert wieder in Saarbrücken

Saarbrücken · Zum Saar-Spektakel liegen zwei schwimmende Oldtimer am Ufer. Die alte Peniche „Willi“ und der wendige Schlepper „Bayern 2“ erinnern an spannende Epochen der Binnenschifffahrt. Besucher sind willkommen.

 Günther Baumgartner (65) restaurierte die 104 Jahre alte Peniche Willi.

Günther Baumgartner (65) restaurierte die 104 Jahre alte Peniche Willi.

 Schiffs-Oldies auf großer Fahrt: Die restaurierte Peniche Willi kehrt nach einer langen Fahrt über Rhein und Mosel zum Saar-Spektakel ins Saarland heim. An ihrer Seite liegt der Schlepper „Bayern 2". 1938 gebaut, befuhr er viele Jahre den Main. Fotos: Rolf Ruppenthal

Schiffs-Oldies auf großer Fahrt: Die restaurierte Peniche Willi kehrt nach einer langen Fahrt über Rhein und Mosel zum Saar-Spektakel ins Saarland heim. An ihrer Seite liegt der Schlepper „Bayern 2". 1938 gebaut, befuhr er viele Jahre den Main. Fotos: Rolf Ruppenthal

Die "Willi" kommt heim. Zum Saar-Spektakel kehrt das Binnenschiff dorthin zurück, wo es von 1957 bis 1983 im Einsatz war. Die Peniche lief vor 104 Jahren in Holland vom Stapel und hat viele technische Veränderungen hinter sich. In den 1980er-Jahren entging sie nur knapp der Abwrackwerft.

2004 nahm sich dann der Schweizer Binnenschiffer Günther Baumgartner aus Basel des Schiffs an. Er restaurierte es und ist mit dem schwimmenden Zeugen der Schifffahrtsgeschichte am Wochenende beim Saar-Spektakel dabei. Über Rhein, Mosel und Saar kam die "Willi" in die alte Heimat, passierte kurz vorm Ziel Gersweiler. Dort lebt der Sohn des früheren Eigners, nach dem die Peniche benannt ist. Die "Willi" wurde 1909 im niederländischen Deest erbaut, ist 39,36 Meter lang und 5,07 Meter breit. Bei einem Tiefgang von 2,10 Meter kann sie rund 308 Tonnen Ladung transportieren: Sie hat seit 1972 einen 200-PS-Diesel. Das Schiff transportierte Getreide, Steine und Stahl.

Über die ersten 20 Jahre des Kahns ist praktisch nichts bekannt. Der erste Eichschein, ein amtliches Dokument über die Größe des Schiffs, datiert vom 8. Februar 1929. Der zweite Eichschein vom 26. Juni 1968, ausgestellt in Saarbrücken, weist Damian Salm aus Gersweiler als neuen Eigner aus. Als Salm 1983 stirbt, übernimmt die Gesellschaft zur Förderung des deutschen Rheinschifffahrtsmuseums Mannheim die "Willi", um sie zu erhalten.

Verein rettete das Schiff

Nachdem die "Willi" einige Jahre in einem Kiesloch bei Speyer vor sich hingedümpelt ist, übernimmt 1992 das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim das Schiff und deponiert es im Mannheimer Neckarhafen. Da aber kein Geld für die vorgeschriebene technische Untersuchung da ist, droht der "Willi" 2004 einmal mehr die Verschrottung.

Die Rettung kommt am 21. Juli 2004. Der Baseler Binnenschiffer Günther Baumgartner übernimmt mit dem für die Rettung der Willi eigens gegründeten "Verein Historische Binnenschifffahrt" die Peniche und beginnt eine beispielhafte Restaurierung. Ab 2004 wird das Schiff mit tatkräftiger Unterstützung der Werft Erlenbach am Main mit viel Herzblut und Arbeit renoviert und fahrbereit gemacht. 180 000 Euro hat der "Verein Historische Binnenschifffahrt" bis heute aufgebracht. Die 220 Mitglieder aus zwölf Nationen steckten unzählige Arbeitsstunden hinein.

Aber wie Günther Baumgartner (65) sagte, gibt es noch viel zu tun. Das Schiff kann inzwischen auf fast allen Kanälen und schiffbaren Flüssen Europas eingesetzt werden. Um den 15 mal 4,90 Meter großen Laderaum mit einer lichten Weite von 3,90 Metern vielfältig nutzen zu können, sollen austauschbare Module geschaffen werden. Damit ließe sich das Schiff für Reisen ebenso nutzen wie für Ausstellungen und Theatervorstellungen. Baumgartner freut sich, wenn er beim Saar-Spektakel Besuch von Freunden der Binnenschifffahrt bekommt. Mit der "Willi" kam die "Bayern 2" von Karsten Stahl aus Aschaffenburg nach Saarbrücken. Stahls Großvater Richard ließ den Schlepper 1938 bauen, und Karsten Stahl machte auf der "Bayern 2" seine Ausbildung zum Matrosen und zum Steuermann. Die "Bayern 2" ist 16,30 Meter lang, 4,15 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1,50 Metern. Ein 300 PS starker Sechs-Zylinder-Diesel der Firma Güldner treibt den Schlepper an. Jahrzehntelang kam dieses Schiff auf dem 400 Kilometer langen Main-Teilstück zwischen Mainz und Bamberg zum Einsatz. Das Kraftpaket schleppte bis zu 3000 Tonnen schwere Schiffe. Bis auf die heute vorgeschriebene Sicherheitsausstattung ist die Bayern 2 noch im Urzustand.

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