Die Vielfalt der jüdischen Küche

Saarbrücken · Im Rahmen der Jüdischen Filmtage lernen Auszubildende bei einem „Kulinarischen Filmvergnügen“ zwei nette alte Damen kennen. Sie leben in Berlin und bringen ein Stück jüdische Heimat in ihre Küche.

 Passend zu dem Film „Oma und Bella“ haben Auszubildende jüdische Plätzchen gebacken. Foto: Iris Maurer

Passend zu dem Film „Oma und Bella“ haben Auszubildende jüdische Plätzchen gebacken. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Jüdisches Essen ist interessant, es ist vielseitig, es ist kompliziert!", verrät der Kantor der Synagogengemeinde Saar, Benjamin Chait, den Schülern der Abteilung Hotel- und Gaststättengewerbe des Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrums (TGBBZ) II Saarbrücken . Gar nicht einfach sind die jüdischen Speisegesetze, Kaschrut, weder zu verstehen, noch umzusetzen. "Jüdisches Essen zu begreifen dauert ein Leben lang", erklärt Chait den aufmerksam lauschenden Azubis weiter. Aber immerhin ein winziger Eindruck lässt sich vermitteln, eine Idee dessen, was es heißt, sich "koscher" (rein, erlaubt) zu ernähren. Gummibärchen, Wein, Knabbergebäck - all das gibt es und Chait hat Kostproben davon für die Veranstaltung an diesem Vormittag mitgebracht.

Im Rahmen der "Jüdischen Filmtage 2015" veranstalteten das TGBBZ II und die Landeszentrale für politische Bildung ein "Essen mit 'Oma und Bella'", ein "kulinarisches Filmvergnügen".

Zwei "meschuggene" alte Frauen, die Freundinnen Regina Karolinski und Bella Katz, die aus ihrer Einsamkeit heraus zusammenwohnen, meistern ihren Alltag in Berlin. Reginas Enkelin und Filmemacherin Alexa Karolinski folgt den beiden durch die tägliche Routine. Sie filmt Gespräche, Ratschläge, Witzeleien, vor allem aber zeichnet sie die beiden jüdischen Holocaust-Überlebenden in der Küche auf, wo sie traditionelle jüdische Gerichte zubereiten, kochen und so ein Stück Heimat beibehalten.

In Polen und Litauen geboren, wurden die beiden Damen als Kinder in Konzentrationslager deportiert, haben ihre Familien verloren, mussten schwer arbeiten. Eine Vergangenheit, die nicht unberührt lässt, die aber, da sind die beiden sich einig, erzählt werden muss. Nicht jeder Überlebende möchte jedoch berichten, das muss man respektieren. "Man will nicht noch einmal erleben, was man überlebt hat. Und wenn man erzählt, erlebt man", sagt Bella.

In Berlin leben die Damen, fühlen sich trotz allem wohl in Deutschland. Alexa filmt die beiden, auf Touren durch die Stadt, bei einer Spreefahrt, einer Kartenrunde mit Freunden oder beim Friseur. Es sind sehr persönliche Einblicke, die geschaffen werden. Es wird geschnibbelt, gekocht, zubereitet - und dabei erzählt und gelacht, aber auch geweint.

Auch bei den Schülern des TGBBZ II kommt der Film an, vereint er doch emotionale wie heitere Momente und eine große Brise Lebensweisheit. "Es (die Vergangenheit) steckt in den Knochen - und es bleibt in den Knochen!", resümiert Bella gegen Ende ihr Leben.

Als besonderes Schmankerl haben Lehrerkollegen und Koch-Azubis Hagelzuckerplätzchen aus dem Film nachgebacken.

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