Die Stunde der Falken

Saarbrücken · Den Turmfalken zieht es seit Jahrhunderten dorthin, wo Menschen leben. Deshalb nennt man ihn einen „Kulturfolger“, erklärt Gabi Stein vom Naturschutzbund. Sie sucht Menschen, die helfen, Saarbrücken für Falken attraktiv zu machen.

 Ein Turmfalke an der Christkönigkirche in St. Arnual.

Ein Turmfalke an der Christkönigkirche in St. Arnual.

 Nachwuchs in der Christuskirche Dudweiler. Fotos: Stein

Nachwuchs in der Christuskirche Dudweiler. Fotos: Stein

 Ein Falken-Nest in der evangelischen Kirche Gersweiler.

Ein Falken-Nest in der evangelischen Kirche Gersweiler.

Tauben gut, Falken böse. Für die Friedensbewegung waren die Rollen immer klar verteilt. "Die weißen Tauben sind müde", sang etwa der Liedermacher Hans Hartz vor drei Jahrzehnten. Und beklagte sich in einem seiner Lieder: "Jedoch die Falken fliegen weiter, sie sind so stark wie nie vorher; und ihre Flügel werden breiter, und täglich kommen immer mehr." Wenn Gabi Stein davon spricht, dass wieder mehr Falken am Himmel über Saarbrücken zu sehen sind, dann klingt das alles andere als klagend.

Für die Frau vom Naturschutzbund (NABU) ist der Falke nämlich kein Symbol für die Bösen, er ist ein Zeichen dafür, dass das ökologische Gleichgewicht in der Stadt zumindest ansatzweise funktioniert. Turmfalken sind nämlich nicht nur schön anzusehen, sie sind auch Schädlingsbekämpfer, sagt Stein. "Der kleine Falke mit dem rötlich braunen Gefieder, der im typischen Rüttelflug Mäuse und größere Insekten jagt, nistet gerne in Nischen oder Nistkästen höherer Gebäude, vor allem in Kirchen", erzählt die Vogelfachfrau.

Der NABU ist seit einigen Wochen dabei, die Bedingungen für Turmfalken in der Stadt zu verbessern. Dabei hat er festgestellt, dass die gut 20 Nistkästen, die in den 90er Jahren installiert wurden, noch genutzt werden. "Bewohner dieser Nisthilfen sind aber nicht nur Turmfalken, sondern - zahlenmäßig sogar besser vertreten in Saarbrücken - die Dohlen ", sagt Stein.

Weil die Naturschützer nun nicht die Dohlen vertreiben wollen, um Platz für Turmfalken zu machen, wollen sie mehr Nistkästen aufstellen - nicht nur in der Innenstadt und den Ortskernen der Stadtteile, sondern womöglich auch in Industriegebieten.

So könne es gelingen, "den Bestand der Turmfalken zu fördern oder zumindest stabil zu halten", sagt Gabi Stein von der NABU-Ortsgruppe.

Die Dohle, die 2012 Vogel des Jahres war und "auch unter akutem Nistplatzmangel leidet", wolle man weiter fördern.

Was die Turmfalken angeht, kommt die Natur den NABU-Leuten offenbar zu Hilfe. Dieses Jahr sei "ein gutes Mäusejahr", sagt Stein. Und viele Mäuse bedeuten viel Futter für viele Jungvögel . "An den uns bekannten Brutplätzen sind in diesem Jahr durchschnittlich vier Jungfalken ausgeflogen, das ist ein gutes Ergebnis und macht uns Mut, dass neu gewonnene Nisthilfen im nächsten Jahr auch angenommen werden", freut sich Stein.

Auch dass viele Kirchenleute bereit sind, ihre Türme wieder für die Vögel zu öffnen, mache Hoffnung, sagt Stein. In Saarbrücken seien vor etwa drei Jahrzehnten viele Brutplätze verloren gegangenen, weil die Kirchengemeinden die Türme versiegelt haben. Es sei damals aber nicht darum gegangenen, die Falken abzuhalten, sondern die Tauben.

Wer Nistkästen bauen und kontrollieren will, wendet sich an Gabi Stein, Telefon (06 81) 96 02 14 05, E-Mail gabistein@versanet.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort