Die Stille vor dem Preis

Saarbrücken. Entweder man ist mathematisch begabt oder sprachlich? Eine Luxemburgerin hat jetzt dieses alte Vorurteil wieder einmal entkräftet. "Ich schreibe, seit ich schreiben kann", sagt Christiane Grün, die am Donnerstag den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis 2011 erhält. Von Beruf ist die 46-Jährige Gymnasiallehrerin für Mathe

 Christiane Grün war noch nie in Saarbrücken und freut sich darauf, die Stadt zu erkunden. Foto: privat

Christiane Grün war noch nie in Saarbrücken und freut sich darauf, die Stadt zu erkunden. Foto: privat

Saarbrücken. Entweder man ist mathematisch begabt oder sprachlich? Eine Luxemburgerin hat jetzt dieses alte Vorurteil wieder einmal entkräftet. "Ich schreibe, seit ich schreiben kann", sagt Christiane Grün, die am Donnerstag den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis 2011 erhält. Von Beruf ist die 46-Jährige Gymnasiallehrerin für Mathe.Ihr Deutsch klingt perfekt, mit einem leichten typisch luxemburgischen Singsang. Sprachlich fühle sie sich aber mehr im Französischen zu Hause, erklärt Grün. Nicht nur, weil das die Unterrichtssprache an ihrem Lycée Classique ist. Sie fühlt sich auch der französischen Kultur und Literatur näher als der germanischen.

Noch eine weitere Überraschung hält die diesjährige Preisträgerin, die in Diekirch, einem Ort in der Nähe von Ettelbrück, wohnt und arbeitet, bereit: Literarische Texte habe sie bisher eigentlich noch nicht verfasst. "Seit zehn Jahren fasse ich das Schulleben in geschriebene Worte zusammen", erzählt sie, damit am Jahresende zur Diplom-Überreichung ein Buch erscheinen kann. Darüber hinaus motiviere sie ihre Schüler zum Schreiben, im Rahmen des Projekts "Zeitung in der Schule", das in Luxemburg inzwischen "Semaine de la Presse" heiße. Auch sie selbst habe schon Beiträge für Luxemburger Zeitungen geschrieben, fürs "Luxemburger Wort", für die Zeitschrift "Rappel", die der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedenke und für die "Nos Cahiers", eine "kulturelle Broschüre". Aber ob man das Veröffentlichungen nennen könne? Grün gibt sich bescheiden.

Da sie Anfang des Jahres wegen Krankheit eine mehrwöchige Auszeit nehmen musste, habe sie das diesjährige Motto des Schiff-Preises "und horchte in jede Ferne und Stille hinein" sehr angesprochen. "Ich habe dann aber nicht sofort losgelegt, sondern mir erst einmal Zeit gelassen, in die Stille und Ferne hineinzuhorchen", sagt Grün schmunzelnd. Zusätzlich habe sie jede Menge Literatur verschlungen. Als sie sich dann an den PC setzte, habe sie den Text schon fast fertig in ihrem Kopf gehabt, und es sei ihr nur so in die Tasten geflossen.

Bis zur Preisverleihung hält die Stadt den Siegertext unter Verschluss. Grün will den Anlass auch nutzen, um die Stadt Saarbrücken zu erkunden, in der sie noch nie zuvor war. Das Preisgeld hat die Luxemburgerin übrigens bereits verplant, vielmehr sogar schon ausgegeben, bevor sie es erhalten hat. "Ich hab es an wohltätige Organisationen gespendet", sagt Grün.

Auf einen Blick

Kulturdezernent Erik Schrader verleiht am morgigen Donnerstag, 19.30 Uhr, im Rathausfestsaal Saarbrücken den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis 2011 an Christiane Grün. Der mit 5000 Euro dotierte Literaturpreis wird zum 14. Mal vergeben. Der mit 500 Euro dotierte Förderpreis geht bereits zum zweiten Mal an die Saarbrücker Autorin und Rezitatorin Nelia Dorscheid. 48 Beiträge wurden 2011 eingereicht. sbu

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