Suche nach Unterstützern Die Saarbrücker Kicker aus Afghanistan

Saarbrücken · Flüchtlinge möchten mit eigenem Fußballverein in der Kreisliga spielen und sind jetzt auf der Suche nach Unterstützern.

 In Aktion: die Saarbrücker Fußball-Enthusiasten aus Afghanistan in Weiß bei einer Partie gegen gute Freunde. Fotos: Mohammad Ali

In Aktion: die Saarbrücker Fußball-Enthusiasten aus Afghanistan in Weiß bei einer Partie gegen gute Freunde. Fotos: Mohammad Ali

Yek, do, se! Das heißt "eins, zwei, drei" auf Persisch - und ist ein Anfeuerungsruf. An diesem Nachmittag hallt er immer wieder über den Kunstrasenplatz hinter dem Ludwigsparkstadion . Die Kicker, die dort trainieren, sind gerade dabei sich aufzuwärmen. Bei "Yek" starten sie langsam. Bei "do" halten sie noch Schritttempo. Auf "se!" lassen sie die Bremse los und geben auf den letzten Metern Vollgas. Am Ziel kippen sie um, rollen sich hechelnd auf dem Rasen - strahlen aber stolz über ihren Spurt.

Es sind die jungen Fußballer aus Afghanistan, von denen die SZ am 23. Juni 2016 erstmals berichtete. Damals standen sie vor einem großen Problem: Die Mannschaft konnte zwar jedes Wochenende auf dem Platz hinter dem Stadion trainieren, dank dem FC Saarbrücken, dem dieses Gelände gehört. Wenn der Betrieb des FCS aber losging, mussten die Afghanen weichen. Um regelmäßig trainieren zu können, suchten sie einen anderen Treffpunkt.

"Wir haben leider immer noch keine feste Adresse", berichtet der inzwischen 19-jährige Mohammad-Ali mit Humor. Er und seine Landsleute treffen sich nach wie vor jedes Wochenende auf dem FC-Gelände.

Anderthalb Jahre lang haben die Afghanen ihr Vorhaben nicht aufgegeben und weiter trainiert. Keinen festen Platz zu haben, ist für die afghanischen Kicker nicht nur aus dem schon genannten Grund problematisch. Sondern vor allem, weil sie einen offiziellen Verein gründen und am Liga-Betrieb teilnehmen wollen. Ein offizieller Verein muss Heimspiele austragen können. Daher brauchen sie ihren festen Platz.

Die Trikots, die Schuhe, die Bälle, die Fahrt zum Freundschaftsspiel: Das sind die Sachen, die sich die jungen Afghanen allein leisten konnten. Aber sie können keinen Fußballplatz mieten. Daher suchen sie Sponsoren, die ihnen helfen. Zwischen 17 und 23 Jahre alt sind die Kicker. Die jüngsten leben etwa seit anderthalb Jahren im Saarland, die ältesten seit fast 7 Jahren. Unter der Woche sind sie entweder mit der Schule oder mit der Ausbildung beschäftigt.

Das Treffen am Wochenende verbindet die jungen Landsleute. Der 22-jährige Nematollah sagt: "Wir möchten hier in Saarbrücken eine offizielle afghanische Fußballmannschaft gründen. Nicht nur für uns, sondern auch für die anderen afghanischen Flüchtlinge, die noch nach Deutschland kommen, und auch für unseren Nachwuchs. Wir bereiten die Mannschaft vor, damit diese Leute auch Fußball spielen können, wenn sie wollen." Die Mannschaft heißt schlicht "Friends Club". Und mit diesem Namen wollen die Kicker sagen: Wir möchten durch Fußball Freundschaft schließen! Die afghanischen Kicker wollen sich in die saarländische Gesellschaft integrieren, indem sie ihre Mannschaft bekannt machen, mit anderen Vereinen spielen und Leute kennenlernen.

Selbst wenn sie noch viel Organisatorisches klären muss, um einen Verein anzumelden, so hat die Mannschaft sich das doch fest vorgenommen. Die Afghanen wollen in der Kreisliga spielen, siegen und es so weit bringen, wie es nur geht. Sie glauben fest daran, das Ziel erreichen zu können, wenn sie die Unterstützung von Sponsoren gewinnen.

Ihren künftigen Unterstützern verspricht Mohammad-Ali das Beste: Er und seine Kameraden wollen ihren Unterstützern einen Sieg nach dem anderen schenken, wenn sie eines Tages in der Kreisliga spielen dürfen.

Warum glaubt Mohammad-Ali so fest an die Fähigkeiten seiner Mannschaft? Er berichtet, am Anfang hätten sich etwa 60 junge Afghanen um einen Lederball versammelt. Im Laufe der Zeit habe sich dann herausgestellt, wer gut genug sei, um einer der besten Elf zu sein.

"Wir haben die Auswahl durchlaufen. Wir sind also nur Spitzenspieler. Außerdem haben wir ausreichend Ersatzspieler, die auch sehr gut sind", sagt Mohammad-Ali. Demnächst werden sich die Saarbrücker Afghanen bei zwei Freundschaftsspielen im Juli mit einem anderen afghanischen Verein in Köln und einem weiteren in Darmstadt messen.

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