Die Ruhe nach dem Sturm

Saarbrücken · Nachdem der Rückzug von Fraktionschef Guido Vogel-Latz für Aufregung gesorgt hatte, haben die Grünen ihre Kandidaten für die Stadtratswahl nominiert. Neben Landeschefin Claudia Willger kandidieren auch zwei „Junge“.

"Ich hätte mich zurücklehnen können. Aber als ich gefragt wurde, ob ich noch für fünf weitere Jahre für den Stadtrat kandidieren will, hat mich das sehr gefreut." Claudia Willger ist zurück an der Spitze der Saarbrücker Grünen. Mit 73,7 Prozent der Stimmen wählten die Mitglieder die 52-jährige Landesvorsitzende am Mittwoch auf Platz eins der Gebietsliste. Auf Platz zwei folgt Timo Lehberger, Sprecher des Ortsverbandes Saarbrücken-Mitte, mit 72,9 Prozent.

Diese Besetzung hatte allerdings im Vorfeld für Unruhe gesorgt, weil Guido Vogel-Latz, bis zur Stadtratswahl am 25. Mai noch Fraktionsvorsitzender, so nur einer der hinteren Plätze geblieben wäre. Vogel-Latz hatte seine Kandidatur deshalb vergangene Woche zurückgezogen, er sehe sich "von der Partei nicht ausreichend getragen" und wolle den "Jungen" nicht im Weg stehen. Zur Wahl am Mittwoch war er dann auch gar nicht erst gekommen (die SZ berichtete). Und tatsächlich sind zwei jüngere Kandidaten auf aussichtsreichen Plätzen gelandet: Der 36-jährige Lehberger, der auf der Gebietsliste und der Bereichsliste Mitte-West auf Platz zwei steht, und - etwas überraschend - die 35-jährige Rûken Tosun-Käfer auf Platz drei der Gebietsliste.

Die Unterteilung in eine gemeinsame Gebietsliste und zwei Bereichslisten (Mitte-West und Dudweiler-Halberg) bedeutet allerdings noch nicht, dass die Plätze im Stadtrat vergeben sind. Nach der Wahl werden die gewonnenen Sitze zu zwei Dritteln an die Kandidaten der Bereichslisten und zu einem Drittel an die der Gebietsliste vergeben. Das führt unter anderem dazu, dass Karin Burkart, mit Vogel-Latz Fraktionschefin, trotz des wenig aussichtsreichen fünften Platzes auf der Gebietsliste als Spitzenkandidatin der Bereichsliste Dudweiler-Halberg den Platz im Stadtrat so gut wie sicher hat - vorausgesetzt, die Grünen holen ein ähnliches Ergebnis wie 2009. Das gilt auch für Simone Wied auf der Liste Mitte-West. Damals holten die Grünen 11,4 Prozent bei der Kommunalwahl.

Die entscheidenden Themen sind zurzeit die finanzielle Situation Saarbrückens, die geplanten Einsparungen an der Universität und die Prostitution. Sie dominieren die Debatten. "Deshalb braucht Saarbrücken eine starke grüne Politik", sagt Willger. Lehberger, Bundesgeschäftsführer des Europaverbandes der Selbstständigen, fordert eine stärkere Betonung der wirtschaftspolitischen Inhalte: "Wir sind abhängig von der Einnahmenseite des städtischen Haushalts." Hier könne die Stadt vom "wirtschaftspolitischen Knowhow" der Grünen profitieren.

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