Die Retter proben die Katastrophe

Göttelborn · Rettungskräfte haben gestern geprobt, wie sie bei einer Katastrophe reagieren müssen. Die Übung war Teil einer ganzen Seminarwoche. Allerdings gibt es noch Datenschutz-Bedenken gegen das neue EDV-System.

 Die Rettungsdienste trainieren in Göttelborn, wie sie mit zahlreichen Verletzten umgehen müssen. Foto: Becker&Bredel

Die Rettungsdienste trainieren in Göttelborn, wie sie mit zahlreichen Verletzten umgehen müssen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Kurz nach 13 Uhr haben gestern mehrere Explosionen den alten Schacht der stillgelegten Kohlegrube Göttelborn erschüttert. Doch dies war nur der Startschuss für eine große Katastrophenschutzübung. 130 Darsteller lagen schwer verletzt im Gelände, andere waren als Schaulustige, aufgeregte Angehörige oder Medienvertreter vorgesehen und spielten ihre Rolle so, dass die eintreffenden Mitglieder der Rettungsdienste schnell in einem hektischen Übungsszenario steckten. Rauch im Gebäude, Menschen schreien, ein Passant ruft um Hilfe, andere zerren an Einsatzkräften und stören den Ablauf - so, wie das auch bei einer echten Katastrophe wäre. Der Geschäftsbereich polizeiliche Fortbildung der Fachhochschule für Verwaltung in Göttelborn hatte zur Übung eingeladen, sie war Höhepunkt eines Seminars über "Großschadensereignisse".

Die Hilfskräfte aus sechs Bundesländern beschäftigten sich eine Woche lang nur mit Katastrophen. Auch erfahrene Helfer waren mit dabei. So wie Karl-Heinz Wochenmayr von der Polizei aus Salzburg. Er ist auf die Identifizierung von Katastrophenopfern spezialisiert, war bei der Gletscherbahn-Katastrophe in Kaprun von 2000, als 155 Menschen starben, und drei Monate bei der Tsunami-Katastrophe im Einsatz. "Es ist gewaltig, wie hier gearbeitet wird", lobte er. Hinter den Kulissen der Übung in den Seminaren sei es "ans Eingemachte" gegangen, sagte Innenministerin Monika Bachmann (CDU). "Dort werden schlimmste Fotos gezeigt und Beamte auf dramatische Einsätze vorbereitet, die es auch bei uns immer geben kann," so Bachmann.

DRK-Landesbereitschaftsleiter Hans-Joachim Adams nutzte die Übung, das Einsatz-Management-System zu testen, das alle Opferdaten erfasst. Allerdings seien noch einige Punkte zu klären, so Adams: "Die Polizei interessiert sich für unsere Daten. Hier müssen wir abstimmen, wie wir medizinische Patientendaten rechtssicher an die Polizei weitergeben können, das heißt welche Inhalte vertraulich bleiben müssen und welche für die Zusammenarbeit nutzbar sind." Bisher gehen nur der Name des Opfers und das Ziel - egal ob Krankenhaus oder Leichenhalle - an die Polizei. Andere Infos stehen unter Datenschutz.

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