Die Queen trägt Handschuhe

Saarbrücken · SZ-Redakteurin Michèle Hartmann und die Türklinken-Phobie.

Meinung:

Die Queen trägt Handschuhe

Ich bin ja nicht so die Sagrotan-Tante, die jeder Mikrobe hinterher wischt. Doch bei Türklinken bin ich empfindlich. Da tummeln sich Kolonien von Kleinstlebewesen, feiern fröhliche Partys, machen sich untereinander bekannt und vermehren sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Deshalb ist es im Herbst und Winter so schön. Da hat man gemeinhin etwas Langärmeliges an, das gern auch über die Hände rutscht. Und mit diesem Stück Textil kann man dann die Türklinken bedienen, ohne dass an den Händen was Ekliges hängenbleibt. In öffentlichen Lokussen bietet es sich auch an - wenn man den Raum wieder verlässt - ein Stück von der Papier-Handtuchrolle zum Klinken anfassen zu bemühen, oder mit dem spitzen Schuh zwischen die meist nie ganz geschlossene Tür zu geraten und diese dann handlos aufzudrücken. Das sieht ein wenig nach komischer Verrenkung aus, aber egal, das Ziel ist erreicht.

Was aber macht man, wenn man einem offenkundig sehr ungepflegten Menschen begegnet und die Höflichkeit es gebietet, dass man ihm die Hand reicht? Diese klebrige, teigige, feuchtwarme Hand, von der man nicht weiß, wo sie vorher war und wann sie das letzte Mal mit Wasser und Seife in Berührung kam? Mir ist das mal wieder passiert - und kein Waschbecken in der Nähe. Zuhause habe ich die Hände einer viermaligen Reinigung unterzogen. Und dann erst wieder etwas angefasst.

Queen Elizabeth trägt immer Handschuhe in der Öffentlichkeit. Sie wird ihre Erfahrungen gemacht haben. Mit vielen verschwitzten, teigigen Händen...

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