„Die perfekte Stadt ist langweilig“

Saarbrücken · Bekannte Antworten auf bekannte Fragen: Beim 2. Stadtforum des Städtebaubeirates gab es keine wirklich neuen Erkenntnisse zum Wohnen und Leben in Saarbrücken. Und die Experten waren weitgehend unter sich.

 Der Städtebaubeirat tagte zum zweiten Mal öffentlich und sprach im Rathausfestsaal über Wohnen in Saarbrücken. Foto: Ebelshäuser

Der Städtebaubeirat tagte zum zweiten Mal öffentlich und sprach im Rathausfestsaal über Wohnen in Saarbrücken. Foto: Ebelshäuser

Foto: Ebelshäuser

Von außen betrachtet sind Probleme oft besser erkennbar. Das hat sich wohl auch Luca Kist, Landschaftsarchitekt und Vorsitzender des Städtebaubeirats, gedacht. Also brachte er Ende letzten Jahres seinen früheren Professor Richard Reschl aus Stuttgart in den Beirat.

Am Dienstag stellte Reschl bei der zweiten Ausgabe des Stadt-Forums, diesmal mit dem Titel "Zurück in die Stadt - Wohnen und Leben in Saarbrücken ", seine Analyse der Wohnsituation vor. Nach vielen Statistiken, Grafiken und Folien kam er zum Schluss: Was Wohnraum angeht, hat Saarbrücken kein Mengenproblem, sondern ein Qualitätsproblem. Leerstände in der Stadt und der näheren Umgebung - sie waren bereits Thema beim ersten Stadt-Forum.

Und auch sonst blieben viele Fragen die alten. Wie kann bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden? Wie muss die Stadt an den demografischen Wandel angepasst werden? Und allem voran: Wie kann eine spannende Stadt geschaffen werden mit Quartieren, die echte Lebensqualität bieten?

Antworten sind schwer zu finden. Kist und Reschl mahnten, trotz aller Reden vom sozialen Wohnungsbau Bauprojekte zuzulassen, die eher ein hochpreisiges Segment abdecken. Nur durch solche "Leuchttürme" könne eine Stadt Akzente setzen. Eine Patentlösung für die Stadtentwicklung gebe es sowieso nicht, sagt Reschl. Der einzige Weg sei es, in enger Zusammenarbeit mit den Bürgern einen Plan aufzustellen, sonst gebe es nur Ärger mit der Bevölkerung.

Was jedoch am Dienstag ein wenig fehlte, war die Beteiligung eben dieser Bürger. Zwar wurden ein, zwei Fragen gestellt, jedoch führten die Diskussion meist die Leute vom Fach - Architekten und Vertreter der Stadt wie zum Beispiel Baudezernent Heiko Lukas oder die Leiterin des Stadtplanungsamts, Monika Kunz.

Nach etwas mehr als zwei Stunden Vortrag und Diskussion schloss Kist das Forum ab. Teil seines Fazits: Er würde sich fast schon mehr Wutredner wünschen, die richtig emotional an das Thema herangehen. Und tatsächlich, nur Professor Reschl zeigte an einer Stelle ein wenig mehr Emotion. Er erinnert daran, dass eine perfekte, saubere Stadt schlicht und einfach langweilig wäre. Ein Bettler gehöre eben genauso zu einer Stadt wie alles andere auch. "Das Spannende an einer Stadt ist doch, dass es Arme gibt, dass es Reiche gibt, dass es gut Gebildete, dass es weniger gut Gebildete gibt", mahnt er.

Doch ganz zum Schluss ist für Kist klar, dass der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung der Probleme ist, Städtebau als langfristiges Projekt zu sehen, nicht als Unternehmen einer Legislaturperiode. "Dann", sagt er, "schaffen wir eine Stadt für Generationen und nicht nur für heute."

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