Die Oper geht in die Fabrik

Saarbrücken · Studierende der Hochschule für Musik führen Ernst Kreneks Oper „Vertrauenssache“ auf. Premiere ist an einem ungewöhnlichen, aber in letzter Zeit beliebten Ort: in der alten Becolin-Fabrik am Römerkastell, die auch schon den Perspectives-Festivalclub beherbergte.

 Opernprobe: Yaron Windmüller (links) arbeitet mit Thomas Dorn und Vera Völker. Foto: Iris Maurer

Opernprobe: Yaron Windmüller (links) arbeitet mit Thomas Dorn und Vera Völker. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer





"Kein Drama, sondern gebündelte Leidenschaft", so erklärt Yaron Windmüller seinen Studenten die Mentalität der Oper "Vertrauenssache" von Ernst Krenek. Bei unserem Probenbesuch arbeitet Windmüller mit seinen Sängern noch an den letzen Feineinstellungen: "Wir brauchen klare, einfache Bilder. Bitte nur als Pose, keine echten Gefühle." Die Opernklasse der Hochschule für Musik nimmt sich diesmal der 50 Jahre alten Krenek-Komposition an. Und die Aufführungen am 6. und 7. Juli versprechen in mehrfacher Hinsicht, interessant zu werden.

Die Kammeroper ist Kreneks zweiter Versuch, eine amerikanische Oper zu komponieren. "Darunter versteht man ein leicht zu realisierendes Tourneestück", erklärt Windmüller. Das spiegelt sich vor allem in der kleinen Besetzung mit nur vier Sängern und einem Klavier wider. "Vertrauenssache" ist eine Kammeroper in neun Szenen, für die Krenek auch das Libretto schrieb. Schon die Uraufführung im Jahr1962 fand in Saarbrücken statt.

Für die Aufführungen seiner Opernklasse hat sich Windmüller einen ganz besonderen Ort ausgesucht: die ehemalige Becolin-Fabrik am Römerkastell. Hier arbeitet schon seit einiger Zeit der Off Space Verein, der sich für die kulturelle Wiedernutzbarmachung von Leerständen einsetzt. Nach dem Re:sidanse-Projekt und der jüngsten Zusammenarbeit mit dem Perspectives-Festival, ist die Opernaufführung ein weiterer Schritt, die kulturelle Szene aus ihren etablieren Häusern zu holen.

"Vertrauenssache" ist eine Exkursion zum Thema Leidenschaft und Eifersucht. Die Gesellschaftskomödie spielt im London des frühen 20. Jahrhunderts. Es geht um zwei Ehepaare, die einen Vertrauensbruch erfahren. Vier unterschiedliche Leben treffen aufeinander und überkreuzen sich. Es geht um Eifersucht, eine Schicksalsprobe und um ein finales Experiment auf Leben und Tod.

Auf sarkastische Art und Weise verarbeitet die Oper verschiedene Formen von Vertrauen und Misstrauen. Am Ende der turbulenten Handlung ziehen die Paare ein bitteres Resümee: "Nichts ist so teuer wie Vertrauen! - Ja sicher. Aber wer zahlt den Preis."

Der erste Teil der Konzertabende wird eingleitet von Kreneks Konzertarie "Monolog der Stella", die auf dem Trauerspiel von Goethe basiert. Die Protagonistin betrauert ihr verstorbenes Kind und erhofft die Rückkehr ihres Geliebten. Nicht nur wegen des spannenden Aufführungsortes könnte der Abend der Opernklasse eine interessante Sache werden. "Vertrauenssache" von Ernst Krenek mit Studierenden der Gesangsklassen von Professor Yaron Windmüller und Professorin Tanja Ponten sowie der Klavierklasse von Professor Tatevik Mokatsian.

Aufführungen am Samstag, 6. Juli, 19 Uhr, und am Sonntag, 7. Juli, 17 Uhr. Karten zu 15/10 Euro an der Abendkasse.





Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort