„Die Mona Lisa der Zukunft“

Völklingen · Eine Technologie der Zukunft kann man neuerdings in der Völklinger Ausstellung „Generation Pop“ ausprobieren. „Display as a service“, kurz DaaS, heißt die von Forschern an der Saar-Uni entwickelte, preisgekrönte Software. Ein virtuelles Display ganz ohne Kabel.

 Bildschirm der Zukunft? Meinrad Maria Grewenig, Wolfgang Wahlster, Philipp Slusallek und Alexander Löffler (von links) in der Völklinger Pop-Ausstellung. Foto: Kerstin Krämer

Bildschirm der Zukunft? Meinrad Maria Grewenig, Wolfgang Wahlster, Philipp Slusallek und Alexander Löffler (von links) in der Völklinger Pop-Ausstellung. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Manchmal ähnelt Meinrad Maria Grewenig einem demagogisch begabten Kind. Der Mann hat die Gabe, seiner eigenen Begeisterung so kalkuliert ungebremst Ausdruck zu verleihen, dass man unweigerlich gerührt ist und gegen diese manipulative Emphase so wenig immun ist wie gegen eine virulente Wintergrippe. Einer dieser ansteckenden enthusiastischen Ausbrüche ereilte den Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte jüngst wieder.

Anlass war die Präsentation einer Entwicklung des an der Saar-Uni beheimateten Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI): "Display as a service" (DaaS) heißt die Innovation aus dem Bereich der digitalen Visualisierung, die den CeBIT Innovation Award 2013 gewann und von Grewenig hier als "Mona Lisa der Zukunft" beschwärmt wurde.

Tatsächlich hat die generische Software das Potenzial, spezialisierte Hardware zu ersetzen und den Einsatz von Displays zu revolutionieren. DVI- und HDMI-Schnittstellen, teure Videoswitcher und ein Salat aus Übertragungskabeln? Damit könnte nun bald Schluss sein: Via App oder WLAN verwandelt DaaS eine unbegrenzte Zahl von Monitoren mit beliebiger Auflösung, seien es Röhrengeräte, Flachbildfernseher oder Tablet-PCs, in eine einzige gigantische zusammenhängende Bildschirmwand. Ein virtuelles Display ganz ohne Kabel: Die synchronisierte Echtzeit-Darstellung der Inhalte auf allen Anzeigegeräten gelingt durch eine Peer-to-Peer-Verbindung aller Quellen und Monitore. "Eine Demokratisierung der Verbindungen" nannte Philipp Slusallek, Wissenschaftlicher Direktor des Forschungsbereichs Agenten und Simulierte Realität am DFKI, diese Errungenschaft. Das klingt freilich alles sehr abstrakt.

Um zumindest einen kleinen konkreten Eindruck von den Anwendungsmöglichkeiten - und damit bei aller historischen Aufarbeitung der Pop-Kultur auch ein Stück Zukunftsmusik - zu vermitteln, ist jetzt in der Ausstellung "Generation Pop!" eine Monitor-Skulptur installiert. Die Inhalte der einzelnen Bildschirme können über ein kapazitives Display vergrößert und verschoben werden, wie Alexander Löffler, Projektleiter DaaS, demonstrierte. Eine Dimension größer gedacht: Bei einem Pop-Festival ließe sich etwa aus den Mobiltelefonen der Konzertbesucher ein einziges riesiges Patchwork-Bild generieren.

"Die Digitalisierung durchdringt unseren Alltag und die Kunst", schlussfolgerte Wolfgang Wahlster, Geschäftsführer des DFKI. In Sachen digitaler Exponate erfüllt sein Institut regelmäßig Auftragsarbeiten von Ausstellungsmachern und Museen und kooperierte schon mehrfach mit dem Weltkulturerbe: Zum Electro Magnetic-Festival 2013 hatte das DFKI eine interaktive Lichtperformance beigesteuert. Nun hofft Wahlster auf eine noch intensivere Zusammenarbeit.

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