Die meisten lauten Stinker haben bald ausgedient

Saarbrücken · Die Stadt Saarbrücken stellt große Teile ihres Fuhrparks und Gerätebestandes von Benzinern auf leisere Elektromodelle um.

 Die großen Laubmengen auf den Friedhöfen sind eine Herausforderung für die Leute vom Grünamt. Am Einsatz von Laubbläsern mit Verbrennungsmotor entzündete sich ein Streit, der bis vor das Verwaltungsgericht Saarlouis führte. Symbolfoto:Frank Rumpenhorst/dpa

Die großen Laubmengen auf den Friedhöfen sind eine Herausforderung für die Leute vom Grünamt. Am Einsatz von Laubbläsern mit Verbrennungsmotor entzündete sich ein Streit, der bis vor das Verwaltungsgericht Saarlouis führte. Symbolfoto:Frank Rumpenhorst/dpa

Der Lärm der Laubbläser und Laubsauger schwappte vom Friedhof St. Johann herüber und flutete die Wohnung des Anwohners. Sein Befund: unerträgliche 115 Dezibel. Das sei ein Krach in der Lautstärke eines Presslufthammers. Und den wollte der Mann abstellen. Endgültig.

Es folgte ein jahrelanger Streit zwischen dem Friedhofsanrainer und der Stadtverwaltung über die Zulässigkeit der mit Verbrennungsmotoren betriebenen Laub-Beseitiger. Denn die Stadt war zu der geforderten völligen Abkehr von den umstrittenen Geräten nicht bereit.

Deswegen zog der Anwohner vor das Verwaltungsgericht Saarlouis. Es solle die Stadt verurteilen, "den Einsatz von verbrennungsmotorbetriebenen Laubbläsern auf dem Friedhof zu unterlassen". Die Stadt forderte von den Verwaltungsrichtern, die Klage des Anwohners abzuweisen. Der Mann habe keinen Anspruch darauf, dass der Einsatz von verbrennungsmotorbetriebenen Laubbläsern auf dem Friedhof unterbleibt. Laub lasse sich wirtschaftlich nur durch den Einsatz dieser Geräte beseitigen.

Ergebnis: Das Gericht wies die Klage des Anwohners ab. Es akzeptierte letztlich keines der vom Kläger angeführten Argumente für einen Anspruch an die Stadt, auf die lauten Laubbläser zu verzichten. Gegen das Urteil ist allerdings eine Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht möglich.

Die Stadt hat aber ohnehin, unabhängig von dem Ausgang dieses Verfahrens, die Abkehr von den Krachmachern mit Verbrennungsmotoren eingeleitet. So wie andere Städte vergleichbarer Größe auch. Das westfälische Hagen etwa setzt in Zukunft auf Fahrzeuge und Maschinen mit Elektromotoren. Das soll vor allem Heckenscheren, Freischneider und Laubbläser leiser machen.

Stadtsprecher Thomas Blug stellte auf SZ-Anfrage zusammen, was sich im Saarbrücker Fuhr- und Gerätepark getan hat und noch tun wird. Die kleineren Heckenscheren, Freischneider und Hoch-Entaster - im Fachjargon "leichte handgeführte Arbeitsmaschinen" - für Einsätze auf Friedhöfen und anderen Grünflächen haben mittlerweile Akkus statt Benzinmotoren.

Dazu Thomas Blug: "Sie sind jetzt nicht nur leiser, sondern schonen auch die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Arbeit. Es gibt zum Beispiel keine Abgase mehr. Außerdem werden die Akkus auf dem Rücken getragen, so dass die eigentliche Arbeitsmaschine relativ leicht ist."

Doch noch haben die Benziner nicht ausgedient. Die Technik sei noch nicht so weit entwickelt, dass das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe sämtliche "handgeführten Arbeitsmaschinen" durch Akkugeräte ersetzen könnte. "Größere und leistungsstärkere Geräte wie Heckenscheren oder Blasgeräte, die für schwere Arbeitseinsätze benötigt werden, müssen nach wie vor mit Verbrennungsmotoren laufen", sagt der Stadtsprecher.

Das neue Stromzeitalter ist nicht auf das Werkzeug der städtischen Gärtner und Friedhofspfleger beschränkt. Das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe plant, den Bestand an Pkw und Kleinst-Lkw im Laufe der kommenden Jahre im Sinne des Klimaschutzes zu einer Elektroflotte umzurüsten.

Dieser Fuhrpark umfasst immerhin 140 Wagen. "Das Amt informiert sich dazu kontinuierlich über den Entwicklungsstand der Technik und wird zum entsprechenden Zeitpunkt mit dem Austausch beginnen", sagt Blug.

Gefragt, was sich die Stadt überhaupt leisten kann, um ihren Gerätepark umzurüsten, antwortete ihr Sprecher: "Für Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge im Bereich Friedhöfe stehen 2017 rund 380 000 Euro zur Verfügung, im kommenden Jahr rund 270 000 Euro." Und was ist außerhalb der Friedhöfe möglich? Dazu Blug: "Zur Maschinenbeschaffung für Grünflächen, den Stadtforst und die Bachunterhaltung sowie Baumpflege und Zentrale Werkstätten stehen 2017 rund 210 000 Euro zur Verfügung, 2018 sind es rund 90 000 Euro."

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