Die magische Zahl von 40

Homburg · Die Aufregung ist groß, wenn die Zahnmedizin mal wieder in die Diskussion kommt. Doch das Uniklinikum hat Grund zum Optimismus: Die Masse der Studenten muss erhöht werden, heißt es im Gutachten. Das wäre mit Kooperationen zu schaffen.

Eigentlich heißt es bei sehr guten Restaurants, bei schönen Hotels oder auch bei besonderen Geschäften: klein, aber fein. Bei der Universitäts-Zahnklinik könnte man dies, gemessen an den Leistungen der Mitarbeiter, durchaus auch sagen. Professor Mathias Hannig, Leiter des Bereichs Zahnerhaltung, Parodontologie und präventive Zahnheilkunde, arbeitet als einziger Zahnmediziner an einem molekularbiologischen Sonderforschungsbereich mit, und gestern erreichte uns die Meldung, dass Professor Stefan Rupf, der ebenfalls in diesem Bereicht tätig ist, für eine hervorragende wissenschaftliche Veröffentlichung mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurde.

Es ging dabei um die "Desinfektion und Entfernung oraler Biofilme von mikrostrukturiertem Titan mit kaltem atmosphärischem Plasma", eine Arbeit, die bis in die Nanophysik hineinreicht. Doch klein ist bei der Zahnmedizin nun mal nicht nur fein, sondern bedeutet ständige Existenzangst.

Schon vor 13 Jahren sollte die Zahnmedizin von der Bildfläche verschwinden, denn der damalige Wissenschaftsminister Jürgen Schreier wollte Geld sparen und den Weggang mehrerer Dozenten dazu nutzen, die zahnmedizinische Fakultät zu schließen.

Am Ende konnte sie nicht nur gerettet werden, nein sie sollte nach der Krise sogar besser dastehen als je zuvor, hatte Schreier beschlossen. Neue Professoren wurden berufen, es schien aufwärts zu gehen.

Dennoch: das Land hatte nie genug Geld, die Fachrichtung so auszubauen, dass 40 Studenten dort hätten anfangen können. In den vergangenen drei Jahren schwankte die Anfängerzahl zwischen 33 und 26, die Absolventenzahl lag zwischen 14 und 19. Mit anderen Worten: der Schwund ist beachtlich. Ungefähr die Hälfte der Studienanfänger verlässt innerhalb von sechs Jahren die Fakultät.

Der Wissenschaftsrat, der das Uniklinikum begutachtet hatte (wir berichteten), stellte denn auch fest, "dass die Zahnmedizin weit unter den Werten liegt, die der Wissenschaftsrat seinerzeit als Mindestzahl definiert hat". Diese liegt bei 40 Studienanfängern. Deshalb empfiehlt die Bewertungsgruppe "dringend, den Studiengang auf eine Anzahl von 40 zu erweitern."

Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Das Land kann die Summe nicht aufbringen, 40 teure, voll ausgestattete Laborplätze einzurichten, noch dazu moderne Rührgeräte, Gipsmaschinen, Vorwärmofen, Gipsschleudern und ähnliches teures Material in größeren Mengen anzuschaffen. Die Zahnmediziner-Ausbildung, die viel handwerkliche Elemente beinhaltet, ist teuer - übrigens auch für die Studenten selbst.

Trotz der gering erscheinenden Anzahl von rund 15 jährlichen Absolventen, ist das Saarland, gemessen an seiner Bevölkerungszahl, zahnmedizinisch gar nicht schlecht aufgestellt: Auf 1000 Einwohner kommen 15,9 Zahnmediziner. Viel größere Bundesländer wie Niedersachsen (14,3), Sachsen-Anhalt (11,3) und Schleswig-Holstein (15,8) stehen, gemessen an ihrer höheren Bevölkerungsdichte, schlechter da. Und doch bleibt da die Marke von 40, die es zu erfüllen gilt. Dekan Michael Menger verströmte beim Neujahrsempfang deutlichen Optimismus. "Die Anzahl unserer Zahnmediziner durch eine Kooperation anheben, das ist zu schaffen."

Für den Direktor einer wissenschaftlichen Fakultät wäre es ein viel härterer Schlag, wenn die Qualität nicht stimmte. Doch daran hatte der Wissenschaftsrat nicht auszusetzen, im Gegenteil. Masse bekommt man immer irgendwie hin, da ist Dekan Michael Menger zuversichtlich.

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