Die Kunst der Abwechslung

Sulzbach · Drei unterhaltsame Stunden gab es am vorigen Samstag im Salzbrunnenhaus beim Spielabend mit saarländischen Amateurtheatergruppen.

 Die Jugendgruppe der Theaterfreunde 1921 Altenkessel spielte „Theater macht Freude“ von Claudia Gysel. Foto: Iris Maurer

Die Jugendgruppe der Theaterfreunde 1921 Altenkessel spielte „Theater macht Freude“ von Claudia Gysel. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Was viele Menschen nicht wissen: Es gibt eine Art Feindschaft zwischen Schauspieler und Regisseur. Eine Art Machtkampf. Wie, das wissen Sie nicht? Dann wären Sie besser am vorigen Samstagabend zu "Theater um 6" ins Sulzbacher Salzbrunnenhaus gekommen. Beim dreistündigen Spielabend mit saarländischen Amateurtheatergruppen hatte sich nämlich die Jugendgruppe der Theaterfreunde 1921 Altenkessel das Stück "Theater macht Freude" von Claudia Gysel ausgewählt (Leitung: Hans-Jörg Roa). Dabei geht es um eine Theatertruppe, die ihren Regisseur geschasst hat und nun mit einer hochnäsigen Profifrau weitermachen will. Die ist jedoch weder mit der Bühnengröße noch mit der Rollenverteilung einverstanden, doch das ist nicht das einzige Problem: Die Crew selbst meint, es ginge ohne Spielleitung viel besser. Und dann ist da noch die nervende Sternewirtin, die ständig die Proben wegen ihrer Angst vor der Verschmutzung des Parkettbodens stört und nicht warten will, bis endlich was bestellt wird. Logisch, dass sie die Gruppe für Chaoten hält. Doch auch die Souffleuse hält einen Urlaub in Australien zum Känguru fotografieren für wichtiger. Dabei hat das Stück in fünf Wochen Premiere.

Das Stück ist witzig. Wenn man seinen Text kann. Und das ist nur bedingt der Fall. Die Profiregisseurin wähnt sich zudem in den Proben zu "einem Wunderwerk der Weltliteratur", nämlich zu Romeo und Julia. Nur: Es ist ein Werk eines lokalen Autors.

Diese Umschreibung hätte auch auf eines der beiden Stücke der Theatergruppe Bühnenreif zutreffen können. Sie wiederholte "Die Genehmigung" (Leitung: Dr. Dieter Staerk). Ein Stück, welches beim schnöden Bau eines Hasenstalles die Bauherrin in den Wahnsinn treibt. Lustigen Kuddelmuddel, komprimiert in rund 20 Minuten und das Ganze auf Mundart: So hätte eine Beschreibung von "Wenn die Stadtkapelle spielt" lauten können.

Eine Seltenheit

Das Stück von Erich Koch, welches sich der Kultur- und Theaterverein Ormesheim unter der Leitung von Silvia Bohr ausgesucht hatte, trieb den Zuschauern im voll besetzten Salzbrunnenhaus schnell die Lachtränen in die Augen. Zum TV-Klassiker "Dinner for One" braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Das Ganze jedoch als Stück für ein Marionettentheater ist eine Seltenheit. Das Duo "Kleine Leute" (Edith und Klaus-Peter Steffe) schaffte diese Herausforderung jedoch mit Bravour. Das zweite Stück der Truppe Bühnenreif (Leitung: Andrea Wagner), nämlich "Mallorca lässt grüßen", war mehr als kurzweilig. Die kurze Szene spielt nachvollziehbarerweise im Urlaubsmilieu. Abräumer des Abends war jedoch Lukas Philippi vom Theater in Güdingen. Der erst 23-jährige Theologiestudent präsentierte in Sulzbach Klavierkabarett vom Feinsten. Dabei legte er den Schwerpunkt auf Interpretationen von Bodo Wartke.

Schnell zog er das Publikum mit einer gekonnten Mischung aus Gesang, Klavierspiel, Moderation und einer perfekten Mimik und Gestik in seinen Bann. Da tobte der Saal und wollte nach dem zweiteiligen Auftritt gar eine Zugabe.

"Ich bin stolz darauf, einen solchen Abend zusammenstellen zu dürfen", bekannte Organisatorin Brigitte Thul in ihrer Ansprache. Die Bezirksvorsitzende Süd des Verbands Saarländischer Amateurtheater wies in ihrer Rede vor allem darauf hin, dass es bei Amateuren nicht einfach sei, einen solchen Abend zu organisieren.

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