Die Kräfte einteilen

Marpingen · Bundestrainer sind wir derzeit ja alle ein bisschen. Ist es gut, Miroslav Klose draußen zu lassen? Sollte Philipp Lahm besser ins Mittelfeld? Und kann man auf Bastian Schweinsteiger verzichten? Wie aber sehen wirkliche Trainer die Auftritte der deutschen Elf? Um das herauszufinden, schaut ihnen die SZ beim Zugucken über die Schulter. Dieses Mal: Frank Kessler vom FC Hellas Marpingen.

 SZ-Mitarbeiter Frank Faber (vorne links) und Marpingens Trainer Frank Kessler (vorne rechts) schauten sich das WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ghana an – und freuten sich über den Treffer von Mario Götze zum 1:0. Foto: B & K

SZ-Mitarbeiter Frank Faber (vorne links) und Marpingens Trainer Frank Kessler (vorne rechts) schauten sich das WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ghana an – und freuten sich über den Treffer von Mario Götze zum 1:0. Foto: B & K

Foto: B & K

Völlig klar, dass beim Besuch bei Frank Kessler zunächst über den 1:0-Sieg im Trauerspiel der Argentinier gegen den Iran geredet wird. Die Südamerikaner holen trotzdem in Brasilien den WM-Titel. Das glaubt zumindest der Trainer des Fußball-Verbandsligisten FC Hellas Marpingen . Doch er sagt auch kritisch: "Was Argentinien heute gezeigt hat, war ein spielerisches Armutszeugnis."

Gut für Kessler, dass er den schwachen Auftritt seines Turnierfavoriten nicht weiter analysieren muss. Er soll vielmehr in der Rolle des Bundestrainers beim Spiel der deutschen Elf gegen Ghana schlüpfen.

"Die Leistung im Spiel gegen Portugal war überragend. Ich hätte die Mannschaft auch nicht umgestellt", erklärt Kessler beim Anpfiff. Dem 34-Jährigen fällt nach zehn Minuten die Rechtslastigkeit im Angriffsspiel auf. "Jérôme Boateng geht immer mit und unterstützt Mesut Özil . Man sieht, dass Benedikt Höwedes kein Linksverteidiger ist." Überhaupt agiere Deutschland nicht so dynamisch und zwingend wie beim 4:0-Sieg gegen Portugal. "Ghana steht weit hinten drin, da muss man einen genialen Einfall haben, um zu einer guten Chance zu kommen", meint er.

Das 0:0 zur Pause sieht Kessler entspannt. "Ghana muss doch gewinnen, um ins Achtelfinale zu kommen, deshalb werden wir eine ganz andere zweite Halbzeit sehen", prognostiziert er. Die Einwechslung von Shkodran Mustafi für den verletzten Boateng kann er nachvollziehen. "Sonst hätte Löw einen Konterspieler wie André Schürrle , oder Lukas Podolski für Mesut Özil bringen sollen", sagt Kessler. In der 51. Minute geht die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw in Führung. Den Treffer von Mario Götze habe Thomas Müller optimal vorbereitet. Das 1:1 von André Ayew in der 54. Minute kreidet er Mustafi an. "Bei der 3:3-Situation muss Mustafi doch mit dem Gegenspieler hochspringen und versuchen mit dem Kopf an den Ball zu kommen", bemängelt Kessler dessen Zweikampfverhalten.

Es folgt Philipp Lahms Fehlpass in der Vorwärtsbewegung, der Ghanas 2:1-Führungstreffer von Asamoah Gyan in der 63. Minute einleitet. Nach dem Fehlpass sei die Situation nicht mehr zu verteidigen gewesen. Sofort fordert Kessler eine Reaktion von Bundestrainer Joachim Löw . "Eigentlich müsste Özil raus, aber den lässt er drin, weil der vor vier Jahren den 1:0-Siegtreffer gemacht hat", befürchtet er eher die Auswechslung von Sami Khedira .

Dass Miroslav Klose für Götze reinkommt, geht für Kessler völlig in Ordnung. "Ich freue mich für ihn, dass er das 2:2 gemacht hat", sagt Kessler. Ein Eckball hat dafür herhalten müssen, weil insgesamt im Spiel zu wenig Bewegung drin gewesen war. "Der Ballführende hat oft keine Option zum guten Abspiel gehabt, weil niemand ohne Ball gelaufen ist", begründet er. Das Unentschieden am Ende sei gerecht und keineswegs dramatisch für Deutschland. "Die Ausgangsposition ist doch weiterhin gut." Wichtig sei wegen der klimatischen Bedingungen, wie man sich im weiteren Turnierverlauf die Kräfte einteilen könne. "Wenn es irgendwie möglich ist, sollte Deutschland den Belgiern im Achtelfinale aus dem Weg gehen", blickt Kessler voraus. Doch zunächst steht das letzte Gruppenspiel am kommenden Donnerstag um 18 Uhr gegen die USA an.

Zum Thema:

am randeFußball-Verbandsligist FC Hellas Marpingen muss einen Abgang verkraften. Mittelfeldspieler Christof Rauber hat den Verein verlassen. Der 24-Jährige spielt in der neuen Runde für den Saarlandligisten SG Saubach. "Christof will eine Klasse höher spielen. Die sportlichen Gründe waren ausschlaggebend für den Wechsel", teilte Marpingens Trainer Frank Kessler mit. Der in Alsweiler wohnende Rauber war vor der abgelaufenen Saison vom FC Freisen zum FC Hellas gewechselt. frf

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