Die Köpfe rauchen in den Ferien

Saarbrücken · Fünf Tage lang bekommen 30 Neunt- und Zehntklässler einen Einblick in die Wirtschaft. Das Sommercamp des Vereins Arbeitsleben, Wirtschaft, Schule ist ausgebucht. Aber nicht alle können sich mit dem vollen Stundenplan anfreunden.

 Hinterließ Eindruck: Julian Blomann erklärte den interessierten Schülern sein Konzept für die Gastronomie. Foto: Dietze

Hinterließ Eindruck: Julian Blomann erklärte den interessierten Schülern sein Konzept für die Gastronomie. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Auf den Tischen im Tagungsraum der Jugendherberge liegen Flyer, Stifte und Zettel. Drumherum sitzen 30 Schüler . 24 Mädchen und sechs Jungs im Alter von 14 bis 15 Jahren, die eigentlich Schulferien haben, tüftelnd vor ihren Blöcken. Sie planen seit rund einer Stunde eine Veranstaltung. Kreativität, Kostenrechnung und Teamgeist sind gefragt. Ferienspaß ist normalerweise simpler. Doch die 30 Schüler besuchen das fünftägige Alwis-Sommercamp "Wirtschaft".

Bereits zum 14. Mal organisiert der Verein "Arbeitsleben, Wirtschaft, Schule" (Alwis) vor dem Schulbeginn zwei Camps. Auch dieses Mal sind wieder alle Plätze von Neun- und Zehntklässlern aus saarländischen Gesamtschulen und Gymnasien belegt. "Die Sommercamps", sagt Projektmitarbeiterin Sarah-Ann Gläser, "sind echte Selbstläufer. Viele, die hier sind, haben von Freunden davon gehört. Wir waren schon im Mai komplett ausgebucht." Der Plan ist dicht gedrängt: Ein Besuch beim Landespolizeipräsidium, Saarländischen Rundfunk oder der Deutschen Bundesbank steht an. Workshops rund um Themen wie Gesundheit, Mitarbeitergewinnung oder Selbstständigkeit wechseln sich ab mit Freizeitaktivitäten wie Spieleabende, Stadtrallye oder ein Besuch im Waldhochseilgarten.

An einem Tisch brüten sechs neue "Eventmanagerinnen" an ihrem Maskenball: "So mit barocken Kostümen, Perücken, weiß gepuderten Gesichtern, einem Orchester, das klassische Musik spielt. . . ", sprudelt es aus Linda Abellard (13), Schülerin des Ludwigsgymnasiums in Saarbrücken . "Das Ganze soll im Schloss stattfinden. Mit Sektempfang, Essen und einem großen Feuerwerk", ergänzt Melinda Sartorius (14). Auf die Idee kamen die sechs Mädchen, weil ihnen Julian Blomann (37), Inhaber der Agentur Erlebnisraum und "Baker Street", einem Saarbrücker Pub im englischen Stil, in seinem Workshop "Gastgewerbe und Eventplanung" von Konzepten berichtete, die mehr einschließen als Bier ausschenken. "Ich verstehe Gastronomie als ein geschlossenes Konzept. Das Baker Street ist eine ganz andere Welt." Für Blomann ist sein ehrenamtliches Engagement eine Chance, jungen Menschen etwas beizubringen: "In der Baker Street werden Krimis gelesen, alles sieht aus wie in England, es gibt viele Veranstaltungen, aber alles unter einem Motto", sagt Linda. "Man hat beim Camp die Chance, in verschiedene Branchen reinzuschnuppern. Möglich, dass etwas dabei ist, das man später machen will", sagt Millennium Gebremedihin (14). "Mit Strebertum hat das aber nichts zu tun", betonen die Mädchen unisono. Vielmehr sei das Camp so etwas wie ein Schullandheim. Anstelle von Klassenfreunden lerne man aber Schüler aus dem ganzen Saarland kennen.

Am Nebentisch können Oliver Manz (14, Leibniz-Gymnasium St. Ingbert) und Tobias Wäldle (15, Erweiterte Realschule Namborn) dem Camp am ersten Tag noch nicht viel abgewinnen: "Wir müssen ja sogar hier pennen", sagt Oliver, "außerdem haben wir ein strammes Programm." Zum Beweis kramt er den Stundenplan raus: "Jeden Tag Workshops, jeden Tag was Neues und wenig Freizeit." Tobias' Ferienplanung sah eigentlich anders aus: "Mein Vater wollte nicht, dass ich zu viel Zeit am Computer verbringe. Deswegen fand er die Idee mit dem Camp super." Hier ist es doch spannender als auf Facebook , oder? "Das mache ich ja nicht mal. Ich schreibe Computerprogramme." Und welche? "Das ist noch geheim", sagt er und grinst. Eins verrät er: "Wir planen einen Mittelaltermarkt auf der Burg Kirkel." Oliver blickt auf den Stundenplan. "Danach gibt's ,Abenteuer- und Kooperationsspiele, Grillstelle Schwesinger Quelle'. Hört sich ganz gut an", sagt er zufrieden.

Die Alwis-Sommercamps sind für Schüler kostenlos. Finanziert werden sie vom Wirtschaftsministerium. Mehr Infos unter www.alwis-saarland.de .

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