Die „Kampfansage“ des Unipräsidenten

Saarbrücken · Heute werden die Ergebnisse der 16 AGs vorgestellt, die sich mit dem Gutachten des Wissenschaftsrats beschäftigt haben. Zuvor sorgte der Unipräsident für Furore. Thomas Schmitt (CDU) sah eine „versteckte Kampfansage“.

Es war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für diese Diskussion über die Zukunft der Saar-Hochschulen: Das Publikum erwartete von den Regierungsvertretern Aussagen über die Ergebnisse der 16 Arbeitsgruppen, die über die Sparvorschläge des Wissenschaftsrates (WR) beraten hatten. Doch die beiden hochschulpolitischen Sprecher Sebastian Thul (SPD) und Thomas Schmitt (CDU) wollten nicht der offiziellen Präsentation am heutigen Donnerstag vorausgreifen. Doch dann sorgte Universitätspräsident Volker Linneweber, der Besucher der Diskussion war, für Furore: "Wir lassen uns über die Frage, wie gestalten wir welchen Bereich, nicht von der Politik Vorschriften machen. Wir lassen uns nicht sagen, wie viele Professuren in welchem Bereich sind. (. . .) Wir haben Hochschulautonomie." Daher würden bis zum 16. Juli, wenn die Landesregierung die Eckpunkte zur Landeshochschulentwicklung vorstellen will, keine Ergebnisse erzielt. "Wir werden darüber sprechen, was erwartet das Land von uns und was können wir vor dem Hintergrund des finanziellen Rahmens erfüllen und was nicht", sagte Linneweber. Dieser inneruniversitäre Prozess solle im Herbst beginnen. "Das war eine versteckte Kampfansage an die Politik", konterte Schmitt. Er wies daraufhin, dass das Universitätsgesetz einen Hochschulentwicklungsplan vorsehe, der auch von der Universität eingefordert worden sei. "Dem wird sich das Land jetzt nicht entziehen und wird dann Vorgaben machen. Diese werden auch lauten, dass ein Studiengang, wenn er erhalten bleiben soll, noch als solcher studierbar ist und über eine entsprechende Mindestausstattung verfügt." Die universitäre Autonomie bewege sich in den Vorgaben. "Es gibt auch eine Letztverantwortlichkeit des Parlaments."

Thul bekräftigte die vorab bekannt gewordene Position, dass die Massenfächer Jura und BWL an der Saar-Uni nicht gestrichen werden. Der WR hatte angeregt, Jura zu streichen und die BWL von Saar-Uni und HTW in einer Business School zusammenzufassen. "Wir können uns eine Uni ohne Massenstudiengänge, ohne ein breites Angebot für Landeskinder, nicht vorstellen", sagte er. Zu der ebenfalls vom WR auf den Prüfstand gestellten Zahnmedizin in Homburg sagte Thul: "Ich habe in vier Ortsterminen mich davon überzeugt, dass die Zahnmedizin durchaus erhaltenswert ist." Doppelstrukturen an Saar-Uni und HTW müssten jedoch abgebaut werden, sagte er, ohne Beispiele zu nennen. Doch müsse die Durchlässigkeit zwischen den Hochschulen erhöht werden und HTW-Absolventen ermöglicht werden, an der Saar-Uni einen Master oder eine Promotion zu machen.

Vertreter von Linken, Grünen und Piraten sowie der Gewerkschaften GEW, DGB und Verdi erneuerten ihre massive Kritik daran, dass bei den Gesprächen zwischen Hochschulleitungen und Landesregierung in den Arbeitsgruppen Vertreter der Personalräte und der Studierenden nicht beteiligt gewesen waren.

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