„Die haben sehr schlimme Sachen erlebt“

Saarbrücken · Vorurteile baut man am besten dadurch ab, dass man sich fundierte Informationen sucht und eigene Erfahrungen macht. Bei der Pädsak in St. Arnual haben das zwölf Jugendliche getan. Im Projekt „Bunt genug“ lernten sie viel Interessantes zum Thema Flüchtlinge.

 Bei „Bunt genug“ sammelten St. Arnualer Jugendliche viel Wissen zu aktuellen politischen Themen. Vor allem lernten sie, wieso Menschen zu uns fliehen und wie man miteinander lebt. Foto: Heiko Lehmann

Bei „Bunt genug“ sammelten St. Arnualer Jugendliche viel Wissen zu aktuellen politischen Themen. Vor allem lernten sie, wieso Menschen zu uns fliehen und wie man miteinander lebt. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

"Was wir in den vergangenen Monaten gemacht haben, müssten eigentlich alle Menschen machen. Dann wäre vieles einfacher", sagt die 15-jährige Lara. Sie ist am Freitag zur Präsentation eines besonderen Projekts ins Gebäude der Pädagogisch-Sozialen Aktionsgemeinschaft (Pädsak) in St. Arnual gekommen. Seit September betrieben die Pädsak, der FC St. Arnual und das Daarler Juz mit zwölf Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 16 Jahren das Projekt "Bunt genug". "Die Jugendlichen haben mich irgendwann mit Fragen über Flüchtlinge , Integration, Religion und Politik so gelöchert, dass wir uns entschieden haben, dieses große Projekt zu starten", erklärt Lena Schmidt, sozialpädagogische Angestellte bei der Pädsak. Eine zentrale Frage war: Können Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, mit unterschiedlichen Hautfarben und Religionen überhaupt friedlich zusammen leben? "Ja, können sie. Menschen sind alle gleich, es liegt nur an ihnen", sagt Lara.

Mit Kreativworkshops, einem Filmdreh, Musik machen, Gruppenspielen oder Fotos schießen verbrachten die Jugendlichen die vergangenen drei Monate. Aufregender Höhepunkt war eine Fahrt nach Berlin, wo die zwölf St. Arnualer Mädels und Jungs Elke Ferner , die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend trafen. Ergreifendster Höhepunkt war der Besuch von zwei Flüchtlingen bei der Pädsak in St. Arnual, die den Kindern ihre Geschichte erzählten. "Es waren zwei Brüder. Der älteste (18 Jahre) wurde in Syrien gefoltert und sein Bruder (8 Jahre) musste zusehen. Die haben sehr schlimme Sachen erlebt. Ihre Geschichte hat uns die Augen geöffnet", erzählte die 16-jährige Lisa von der Begegnung mit den beiden Flüchtlingen.

Seit dem Jahr 2015 leben in St. Arnual etwa 100 Flüchtlinge . Mit dem Engagement der Pädsak, des FC St. Arnual und des Daarler Juz ist es es gelungen, einer kleinen Gruppe von einheimischen Jugendlichen ein ganz große Portion Wissen über Flüchtlinge und ihre Probleme zu vermitteln. Um die Kosten der gesamten Aktion (etwa 9 000 Euro) zu decken, sammelten die Jugendlichen Geld und bekamen große Unterstützung durch verschiedene Organisationen. Am Freitag präsentierten die Jugendlichen ihre Arbeiten, zeigten Fotos und einen selbst gedrehten Film und erzählten ihre spannenden Erlebnisse aus den vergangenen drei Monaten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort