Die grüne Invasion der wuchernden Exoten

Landsweiler-Reden/Bischmisheim · Einige exotische Pflanzenarten, die von Menschen nach Deutschland gebracht wurden, verbreiten sich neuerdings rasant – auch in unserer Region. Diese sogenannten Neophyten gefährden die einheimische Flora und mitunter auch Menschen.

 Im Grumbachtal verdrängen „eingeschleppte“ Pflanzen, sogenannte Neophyten, die einheimischen. Hier steht Ralf Kohl vom Naturschutzbund (Nabu) in einem Feld von Riesenknöterich. Foto: Iris Maurer

Im Grumbachtal verdrängen „eingeschleppte“ Pflanzen, sogenannte Neophyten, die einheimischen. Hier steht Ralf Kohl vom Naturschutzbund (Nabu) in einem Feld von Riesenknöterich. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Kennen sie den Spazierweg ins Grumbachtal von Schafbrücke aus?", fragt Martina Hippchen. Seit 30 Jahren ist das ihr "Haus- und Hofweg" - zum Wandern und Spazierengehen. Die Entwicklung, die die Flora dort genommen hat, finde sie "besorgniserregend". Sie sei zwar keine Botanikerin, "aber ich kann mir vorstellen, dass die Neophyten in einigen Jahren die Macht im Tal übernommen haben". Das versucht Ralf Kohl von der Umweltschutzorganisation Nabu zu verhindern. Denn ausgerechnet auf dem mageren und leicht kalkhaltigen Boden des Grumbachtals wachsen seltene einheimische Pflanzen.

"Der Nabu Saarbrücken kümmert sich seit 1998 um die Schachtelhalmbestände im Grumbachtal", berichtet der Biologe. Sowohl der Winterschachtelhalm als auch der Riesenschachtelhalm fühlen sich dort wohl. "Die Halme kommen aber erst weiter hinten", erklärt Kohl beim Überqueren des Grumbachs. Zunächst führt er uns zu "Wänden" aus japanischem Staudenknöterich. "Der stellt ein echtes Problem dar", sagt der Umweltschützer: "Sein Blätterdach ist so dicht, da wächst drunter gar nichts mehr." Drei bis vier Meter kann der Knöterich hoch werden. Seinen Erfolg machen aber die unterirdischen Rhizome aus - und die Bekämpfung so schwierig. "Wenn der Knöterich einmal drin ist, schafft man es einfach nicht, ihn durch Ausreißen komplett aus dem Erdreich zu bekommen. Ein kleines Fitzelchen reicht, und das Ganze geht von vorne los."

Zweimal im Jahr ist Kohl, unterstützt von Mitgliedern seines Ortsvereins, im Grumbachtal unterwegs und versucht, der invasiven Plage Herr zu werden, damit die Schachtelhalm-Bestände nicht überwuchert werden - ein Kampf gegen Windmühlen. Ähnlich wie beim zweiten aggressiven Neubürger im Grumbachtal. "Das indische Springkraut muss jedes Jahr rausgerissen werden, bevor es zur Blüte kommt und seine Samen verteilt", sagt Kohl. An der Pflanze fasziniert ihn die Geschwindigkeit, mit der sie wächst: "Was die an Biomasse produziert, ist erstaunlich." Mehrere Zentimeter sind es am Tag - damit stellt das Springkraut die meisten heimischen Arten in den Schatten - im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein inzwischen recht bekannter Neubürger hat es bislang noch nicht ins Grumbachtal geschafft: der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt. Sein Saft enthält phototoxische Substanzen: Berührungen in Verbindung mit Tageslicht führen zu schmerzhaften Verbrennungen. "Besonders für Kinder ist diese Pflanze gefährlich, wenn sie sich beispielsweise aus den hohlen Stängeln Blasrohre bauen", berichtet Andreas Bettinger, Leiter des Zentrums für Biodokumentation in Landsweiler-Reden. Allerdings unterstreicht er auch: "Im Saarland gibt es keinen Grund zur Panik in Sachen Neophyten." Verglichen mit anderen invasiven Arten sei der Riesen-Bärenklau noch recht gut zu bekämpfen: "Er tritt nicht so wahnsinnig flächendeckend auf und ist empfindlicher als das Springkraut oder der Staudenknöterich. Wenn man ihn nur zweimal abmäht, geht er stark zurück."

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