Die Gipfelstürmerin

Die österreichische Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner berichtet am Mittwoch um 19.30 Uhr im Big Eppel in Eppelborn von ihren Expeditionen mit leichtem Gepäck zu den höchsten Berggipfeln der Welt. SZ-Mitarbeiter Hans-Christian Roestel sprach mit der Extremsportlerin.

 In ihrem Element: Gerlinde Kaltenbrunner bei der Besteigung des K2. Foto: Dujmovits

In ihrem Element: Gerlinde Kaltenbrunner bei der Besteigung des K2. Foto: Dujmovits

Foto: Dujmovits

Frau Kaltenbrunner, was treibt Sie immer wieder in die höchsten Höhen der Erde?

Gerlinde Kaltenbrunner: Die Begeisterung für den Berg und der tiefe Wunsch, meinen Traum zu realisieren, treibt mich an und setzt in mir starke Kräfte frei. Am Berg spüre ich die unfassbare Energie der Natur. Ich fühle mich "aufgehoben", dort "hin gehörig".

Mit dem Erreichen des Gipfels am K2 im Jahr 2011 gelten Sie als die erste Frau, die sämtliche Achttausendergipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht hat. Wenn es nicht mehr um "alle Achttausender" im persönlichen Portfolio geht, dann kommen die nächstniedrigeren Berge an die Reihe, etwa alle Siebentausender. Kann man bei der Rekordjagd auch irgendwann an Grenzen stoßen?

Kaltenbrunner: Bergsteigen hat für mich nichts mit Rekordjagd zu tun. Ich bin auch gerne bei uns in den Ost- und Westalpen unterwegs. Einzig, die hohen Berge haben eine andere Dimension, eine sehr kraftvolle. An unsere Grenzen können wir immer und überall stoßen.

Ihr Mann, Ralf Dujmovits, hat 1999 an der Live-Durchsteigung der Eiger-Nordwand oberhalb von Grindelwald teilgenommen und festgestellt, es sei eine großartige Unternehmung gewesen - vor allem aufgrund einer gewaltigen Leistung als Team. Welche Bedeutung hat Kameradschaft für Sie am Berg?

Kaltenbrunner: Die Kameradschaft spielt eine ganz wesentliche Rolle. Wie zum Beispiel die Stärken und auch Schwächen der Teamkollegen zu kennen und sich gegenseitig einzugestehen. Insgesamt der offene, zuverlässige, ehrliche Umgang untereinander ist sehr wichtig. Um am Berg erfolgreich zu sein, und auch im täglichen Leben, braucht es ein starkes, verlässliches Team dahinter. Von den Kameltreibern, über den Koch bis zu den Menschen, die zuhause im Büro die Stellung halten.

Um kurz am Eiger zu bleiben als einem Spot des "Speed Climbings": Wie beurteilen Sie das "schnelle Klettern" unserer Tage, besteht hierdurch die Gefahr einer Entzauberung des Kletterns und Bergsteigens?

Kaltenbrunner: Mit dem "Speed Climbing" kann ich nicht viel anfangen. Ganz andere Beweggründe sind es, die mich in die Berge ziehen. Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden.

In einem der 8000er-Gebiete, der Himalaya-Region in Nepal, engagieren Sie sich seit Langem auch sozial. Worum geht es hier und warum haben Sie sich dazu entschlossen?

Kaltenbrunner: Seit vielen Jahren sind wir im Himalaya und Karakorum unterwegs, treffen immer auf offene, sehr gastfreundliche Menschen. Sie leben in sehr einfachen und oft ganz armen Verhältnissen. Viele Kinder haben keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Deshalb arbeite ich seit vielen Jahren mit der Nepalhilfe Beilngries zusammen oder in Pakistan mit der Felix Inurategi Stiftung. Es ist mir wichtig, mit meinem Einsatz, den Menschen vor Ort etwas zurückzugeben. In Form von Bildung für Kinder ist dies für mich ein sinnvoller Weg.

Was hat Sie ursprünglich zum Klettern gebracht?

Kaltenbrunner: Durch unseren Dorfpfarrer habe ich schon in jungen Jahren die breite Vielfalt des Bergsteigens kennen gelernt. Daraus hat sich eine für mich intensive Verbundenheit mit den Bergen entwickelt.

Zum Abschluss: Welche Kletterregionen zählen zu Ihren Favoriten und warum?

Kaltenbrunner: Das Karakorum in Pakistan zählt zu meinen Lieblingsgebieten. Eine wilde, wunderschöne Berglandschaft mit unzähligen Fünf-, Sechs-, Sieben- und Achttausendern. Zudem sind dort nur wenige Leute unterwegs.

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