Die Geschichte einer Puppe
Saarbrücken. Fast 40 Jahre lang hielt Eduard Schwarz sie in Ehren: die kleine Puppe, die er nur "Oma" nennt. Auf dem hölzernen Kopf trägt sie rotes Wollhaar, züchtig geknotet - doch unterm blauen Samtrock, oh là là, weiße Spitzenstrümpfe und Stöckelschuhe
Saarbrücken. Fast 40 Jahre lang hielt Eduard Schwarz sie in Ehren: die kleine Puppe, die er nur "Oma" nennt. Auf dem hölzernen Kopf trägt sie rotes Wollhaar, züchtig geknotet - doch unterm blauen Samtrock, oh là là, weiße Spitzenstrümpfe und Stöckelschuhe.
Sie soll mal in einer Kindersendung mit dem legendären Schauspieler und Kabarettisten Klaus Havenstein eine Rolle als Oma gespielt haben. Und diese Sendung soll bei Telefilm Saar gedreht worden sein.
Viel mehr weiß der 84-jährige Burbacher über die Vorgeschichte der eleganten alten Dame leider nicht. Ein Tischtennis-Kollege, der beim Saarländischen Rundfunk arbeitete, hat sie Schwarz damals geschenkt. "Deshalb steckt auch der kleine Tischtennisschläger mit dem SR-Logo in ihrer Hand", vermutet er.
Die feingliedrige Animationsfigur ist heute bestimmt eine Rarität. Und dennoch hat sich Schwarz jetzt entschlossen, sie zu verschenken.
Nachdem er in der Saarbrücker Zeitung las, dass sich die Saarbrückerin Barbara Seithe mit einem Atelier für Theaterfigurenbau im Nauwieser Viertel niedergelassen hat und ihr Foto sah, war er sich sicher: Bei ihr gerät sie in treue Hände. "Ich geh immer nach dem Gesicht, und sie hat ein gutes Gesicht", erklärt Schwarz, als er die Figurenbauerin zur Oma-Übergabe bei sich zu Hause empfängt.
Barbara Seithe zeigt sich gerührt. "Es ist für mich wirklich eine Ehre", sagt die junge Frau, während sie die Figur vorsichtig untersucht und ihre Glieder bewegt. "Man merkt, dass die für den professionellen Einsatz gemacht wurde, so gut, wie sie gearbeitet ist", stellt Seithe fest und staunt, als sie hört, was Eduard Schwarz alles versucht hat, um mehr über den Film, in dem die Puppe benutzt wurde, herauszufinden. Erst habe er beim Saarländischen Rundfunk angerufen, dort habe man ihn an den SWR in Baden-Baden verwiesen. "Die wussten, dass Klaus Havenstein mal eine Sendung gemacht hat, in der das Saarland vorkam", erzählt Schwarz. "'Rechts der Autobahn oder rechts des Rheins' soll die geheißen haben". Auch beim WDR und beim Bayerischen Rundfunk (BR) rief Schwarz an. Denn der BR hatte von 1959 bis 74 die beliebte Havenstein-Sendung "Sport, Spiel, Spannung" für Kinder produziert. Vielleicht hatte "Oma" ja darin ihren großen Auftritt. Aber Archiv-Aufnahmen der Sendungen gebe es leider nicht.
Er selbst erhielt die Puppe um das Jahr 1974 als Dankeschön für seinen Einsatz für den Tischtennis-Betriebssport, erzählt Schwarz. Als Vermessungstechniker beim Landesvermessungsamt leitete Schwarz damals nicht nur die Tischtennis-Gemeinschaft der Zentralen Datenverarbeitungsstelle, sondern organisierte auch die Turniere mit den Mannschaften von VSE, SR und Bundeswehr. "Man merkt, dass die für den professionellen Einsatz gemacht wurde, so gut, wie sie gearbeitet ist."
Barbara Seithe,
Figurenbauerin
