Die Gedanken ins Stolpern bringen

Merzig · Der Künstler Gunter Demnig hat die Idee der „Stolpersteine“ entwickelt, die an das Schicksal von NS-Opfern erinnern sollen. In Merzig hat Demnig am Samstag nun drei weitere dieser Stolpersteine verlegt.

 Gunter Demnig bei der Arbeit

Gunter Demnig bei der Arbeit

 Die Stolpersteine erinnern an Sara und Julius Frenkel. Fotos: Rauch

Die Stolpersteine erinnern an Sara und Julius Frenkel. Fotos: Rauch

Der Künstler Gunter Demnig hat am Samstagmorgen im Beisein zahlreicher Bürger drei weitere Stolpersteine in Merzig verlegt. Diese in den Boden eingelassenen Steine mit eingravierten Namen und Daten sind Gedenktafeln in Form von Pflastersteinen, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert oder in den Suizid getrieben wurden. Sie sollen jeweils an den letzten freiwillig gewählten Wohnorten der NS-Opfer verlegt werden.

Die ersten beiden der neuen Stolpersteine in Merzig erinnern ab sofort in der Synagogenstraße an Sara und Julius Frenkel. Sie wohnten in dem so genannten Kantehaus neben der Synagoge in der Kernstadt. Beide wurden von den Nazis deportiert und in Konzentrationslagern umgebracht. Mit den Stolpersteinen von Demnig finden die beiden, wie bereits 17 weitere ehemalige jüdische Bürger aus der Kreisstadt, wieder zurück ins Bewusstsein der Menschen.

Die Steine, die in die Bürgersteige vor den ehemaligen Wohnhäusern eingelassen sind, sollen die "Gedanken ins Stolpern" bringen, sollen verhindern, dass die Verbrechen der Nazis in Vergessenheit geraten. Für Bürgermeister Marcus Hoffeld ist das ein ganz wichtiger Aspekt: "Wir dürfen nie vergessen, welche Verbrechen in der Vergangenheit geschehen sind. Wir wollen mit den Merziger Jugendlichen auch die nächste Generation miteinbeziehen, beispielsweise bei der Pflege der Stolpersteine".

Er lobte während der Verlegung der neuen Steine auf dem Grundstück des ehemaligen Kantehauses das Engagement vieler Merziger Bürger, wie Annemay Regler-Repplinger, Alfred Diwersy und vor allem Bernd Schirra, der das Projekt der Stolpersteine seit Jahren ehrenamtlich betreut und voranbringt. Er sammelt unter anderem Spenden, um die Verlegung der Gedenksteine zu finanzieren.

Für Marcus Hoffeld ist der Einsatz vieler Bürger und das öffentliche Interesse ein deutliches Zeichen dafür, dass die Aussöhnung in der Stadt nicht nur ausgesprochen, sondern tatsächlich gelebt werde. Mit der symbolischen Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Adolfs Hitlers, die am Montag erfolgen soll, wolle man ebenso ein deutliches Zeichen setzten.

Ein dritter Stein wurde am Samstag auch in Besseringen in der Mühlenstraße verlegt. Er erinnert an Emil Bone, der sich nicht dem Regime der Nationalsozialisten unterwerfen wollte. Er hatte vor mit einem Freund nach Frankreich zu flüchten, wurde aber kurz davor verhaftet und verurteilt. 1940 wurde er hingerichtet. Er ist das erste nicht-jüdische Opfer, dem in Merzig mit einem Stolperstein gedacht wird.

Die immer neuen Steine zeigen, dass das Projekt der Gedenksteine seinen Sinn erfüllt. Denn: "Es ist eigentlich ein trauriger Anlass, diese Stolpersteine hier in Merzig zu verlegen. Doch es ist auch ein Triumph. Denn die Nazis wollten diese Menschen auslöschen. Und wir holen sie mit den Steinen wieder zurück in unsere Mitte", erklärte Initiator Bernd Schirra.

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