Die fetten Tage sind vorbei

Saarbrücken · Am Aschermittwoch beginnt traditionell die Fastenzeit, und sie endet an Ostern. Wer fasten will, hat etliche verschiedene Möglichkeiten. Manche verzichten auf Alkohol und Fleisch, andere auf ihr Auto.

 Zum Vitalfasten zählt neben gesunder Ernährung auch ein Bewegungsprogramm. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Zum Vitalfasten zählt neben gesunder Ernährung auch ein Bewegungsprogramm. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Etwa zehn Prozent der Menschen in Deutschland wollen die kommenden Wochen bis Ostern fasten. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Die Motive sind unterschiedlich: Manche fasten aus religiösen Gründen, andere wollen ihrem Körper etwas Gutes tun, abspecken und schlechte Gewohnheiten wie Naschen oder Bequemlichkeiten wie Autofahren überdenken.

Der evangelische Pfarrer Michael Hilka aus Altenkessel ist das erste Mal beim vierwöchigen "Autofasten" dabei, das die evangelische und die katholische Kirche im Südwesten Deutschlands und in Luxemburg organisieren. Seit 1998 nahmen bereits mehr als 20 000 Menschen an der Klimaschutz-Aktion teil. Für den Pfarrer "ist das Autofasten eine gute Möglichkeit, die eigene Bequemlichkeit zu überwinden", sagt er, "aber gleichzeitig zu entschleunigen. Ich bin auch Pfarrer in Burbach. Ich nehme immer das Auto, weil's vor der Tür steht, hetze von einem Termin zum nächsten." Das will er nun ändern. "In einer Stunde bin ich überall zu Fuß. Die Zeit will ich nutzen, um nachzudenken, in mich zu gehen. Oder ich nehme den Bus: Da kann ich lesen und arbeiten." Doch auf eines freut er sich besonders: "Ich werde im Bus oder an der Haltestelle auf Gemeindemitglieder treffen. Es ist eine gute Möglichkeit, mal ins Gespräch zu kommen", findet Hilka.

Im "Kloster am Rande der Stadt" hat "das Fasten einen geistlichen Grund", sagt Schwester Maria. Das Vorbild sei Jesus, der zu Beginn "seines Auftretens in die Wüste" geht, hungert und den Versuchungen des Teufels widersteht. In der Fastenzeit sieht der Essensplan der Schwestern im Kloster noch einfacher aus als sonst. "Wir verzichten auf Fleisch, machen höchstens an Sonntagen eine Ausnahme. Auch auf Wein, den wir manchmal zu Festen trinken. Unser Essen besteht aus Reis, Kartoffeln, Nudeln und Gemüse. Wir trinken Leitungswasser und selbst gemachten Sirup. Das ist weniger spektakulär als groß angelegte Fastenkuren", sagt Schwester Maria. Den Katholiken gehe es beim Fasten darum, "sich für Gott zu öffnen" und sich "nicht mit Essen, Getränken, Medien und Konsum zuzuschütten", sagt sie.

Um beim Programm "Vitalfasten. Basenfasten, Bewegung und Besinnung" mitzumachen, muss man in kein Wellnesshotel einchecken. Obwohl der Kurs bei der Volkshochschule (VHS) Saarbrücken in der Kategorie "Wellness" im Internet zu finden ist, "geht es doch um viel mehr, nämlich um Gesundheit", sagt Kursleiterin und Heilpraktikerin Ina Kramer. Gemeinsam mit der Bewegungstrainerin Kristina König bietet sie in vier Terminen an der VHS alles rund ums Basenfasten und ein breites Bewegungsprogramm mit Walking, Spaziergängen, Gymnastik und Entspannungsübungen an. Seit über zehn Jahren organisiert Kramer Kurse zum Fasten. "Zuerst Heilfasten. Da darf man aber fast gar nichts essen, nur Gemüsebrühe, was aber für den arbeitenden Menschen kaum in den Alltag untergebracht werden kann. Seit fünf Jahren bieten wir Vitalfasten an. Viele Lebensmittel werden sauer verstoffwechselt", sagt Kramer. Beim Basenfasten kommen nur Obst, Gemüse und Kartoffeln auf den Speiseplan.

"Wir geben den Teilnehmern viele Rezepte, erklären, was mit dem Körper passiert. Außerdem raten wir, nicht zu viele Einflüsse von außen, wie Fernsehen oder Internet, zuzulassen, sondern sich auf den Körper und die Gesundheit zu konzentrieren. So kommt man zur Ruhe".

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