Die Bürgermeister sind besser bekannt als die Landrätin

Kreis Neunkirchen · Die Sinnhaftigkeit der Direktwahl von Bürgermeistern und vor allem Landräten wird zurzeit im Saarland diskutiert. Die SZ hat Bürger in den sieben Kreis-Kommunen gefragt, ob sie wissen, wer die Chefs in den Rathäusern und der Kreis-Verwaltung sind.

. Zur "Versuchsanordnung" unserer Befragung, die natürlich keinen Anspruch erhebt repräsentativ zu sein, sondern allenfalls ein Schlaglicht auf die Situation wirft: Die SZ-Berichterstatterin hat im Umfeld viel besuchter Einkaufszentren beziehungsweise in den Haupt-Einkaufsstraßen der beiden Städte und fünf Gemeinden des Landkreises Neunkirchen jeweils fünf zufällig angetroffene Bürger befragt, ob sie ihren Bürgermeister beziehungsweise den Landrat spontan namentlich nennen können und auch die Parteizugehörigkeit kennen. 35 Menschen zwischen 16 und 86 Jahren haben uns also Antworten gegeben, ihren Namen brauchten sie uns nicht zu nennen.

Deutlich weniger als die Hälfte der Befragten wussten, dass die "rote Conny", Cornelia Hoffmann-Bethscheider von der SPD, Neunkircher Landrätin ist. Seit April 2011 führt die Uchtelfanger Bürgerin (gebürtig in Merchweiler) die Kreisverwaltung mit ihren Standorten in Ottweiler und Neunkirchen. "Mit der Kreisverwaltung hat man so wenig zu tun", argumentierte beispielsweise ein 55-jähriger aus Spiesen-Elversberg, dem auch die SZ-Tipps zur Landratsfindung (Doppelnamen, rote Haare, war lange im Landtag) nicht weiterhelfen konnten. Ganz auf die falsche Fährte brachten wir mit dem Hinweis "Doppelnamen" eine 53-jährige Illinger Verkäuferin: "Das ist die aus Püttlingen, die Kramp-Karrenbauer", meinte die Befragte, die aber mühelos Armin König (CDU) als Illinger Bürgermeister nennen konnte.

Überhaupt kamen die Bürgermeister auf eine deutlich bessere Trefferquote als die Landrätin, die sich allerdings wirklich nicht vorwerfen lassen muss, zu wenig Präsenz in ihrem Kreis zu zeigen.

Den Spiesen-Elversberger Reiner Pirrung (CDU) kannten alle fünf Befragten auf Anhieb, ebenso wussten die Ottweiler Befragten Bescheid über Holger Schäfer, dessen CDU jüngst bei der Kommunalwahl einen großen Erfolg einfahren konnte.

Auch der Christdemokrat Walter Dietz ist offenbar in Merchweiler gut bekannt, auch wenn die Befragten teilweise dachten, er werde in diesen Tagen bereits vom frisch gewählten Patrick Weydmann (SPD) abgelöst. Doch der kommt, wie die SZ mehrfach berichtete, erst Ende Mai 2015 auf den Chefsessel. "De Armin", also Illingens Bürgermeister Dr. König, braucht sich auch wenig Sorgen um seine Bekanntheit zu machen, genau wie die Eppelborner Genossin Birgit Müller-Closset, deren Nachname den Befragten allerdings ein wenig Probleme bereitet. Die Wiesbacherin wurde da mal als "Collett" oder "Kolling" benamt, aber die Richtung stimmte.

Markus Fuchs (SPD) aus Schiffweiler hatten nur drei der fünf Befragten auf dem Schirm, was auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass er nicht zu den "Lautsprechern" seiner Gilde zählt, sondern eher im Hintergrund wirkt. Jürgen Fried (SPD), als Verwaltungschef der zweitgrößten Stadt des Saarlandes im Range eines Neunkircher Oberbürgermeisters war nur einem der Befragten nicht präsent, beim Neunkircher Bürgermeister Jörg Aumann (SPD) war die Trefferquote schlechter.

Bei vielen Befragten war grundsätzliche Politikverdrossenheit herauszuhören ("die machen doch, was sie wollen"), was aber wirklich kein Argument sein sollte, nicht wählen zu gehen.

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