Die Baudezernentin muss gehen

Saarbrücken · Erst wollte die Koalition die Baudezernentenwahl um eine Woche verschieben. Dann verkündete sie gestern, Rena Wandel-Hoefer müsse ihren Posten räumen. Nun beginnt die Kandidatensuche von vorne.

 Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (links) und Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer hatten sich während der Stadtratssitzung gestern in der Congresshalle nicht viel zu sagen. Foto: Becker&Bredel

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (links) und Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer hatten sich während der Stadtratssitzung gestern in der Congresshalle nicht viel zu sagen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer bekommt keine zweite Amtszeit. Diese Meldung verbreitete die rot-rot-grüne Stadtratskoalition gestern kurz vor der Stadtratssitzung. "Mit Frau Wandel-Hoefer werden wir nicht mehr zusammenarbeiten. Hintergrund ist, dass die Umsetzung der zentralen Entwicklungskonzepte an vielen Stellen nicht vorangekommen ist. Darüber hinaus wünschen wir uns eine stärker bürgerorientierte Ausrichtung der Bauverwaltung", erklärte die Koalition in einer Pressemitteilung.

CDU-Fraktionschef Peter Strobel griff die Koalition und Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ) während der Sitzung scharf an. Die Aussage der Koalition in der Pressemitteilung, das Bewerberfeld sei unbefriedigend gewesen, kommentierte er so: "Das ist eine Unverschämtheit gegenüber der Dezernentin und anerkannten Architektin. Sie sollten sich schämen." Es sei aber auch ein Affront gegen Stefan Ochs, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Der hatte sich ebenfalls beworben. Strobel warf Britz und SPD-Fraktionschef Peter Bauer vor, nicht die Bürger und die Stadt, sondern nur die Parteiinteressen im Blick zu haben. Er habe kein Verständnis dafür, dass die Koalition erst die Wahl verschieben wollte, obwohl es ein ordentliches Auswahlverfahren gegeben habe und nun plötzlich Wandel-Hoefer den Laufpass gibt: "Dreckiger geht's nicht." Und er folgerte daraus: "Kein ernst zu nehmender Kandidat wird künftig hierherkommen wollen. Die Stadt macht sich lächerlich." Nach Ansicht Strobels hat Wandel-Hoefer gute Arbeit geleistet und viele Bürgerversammlungen zum Verkehrsentwicklungsplan oder zur "Stadtmitte am Fluss" organisiert. Der Vorwurf der Bürgerferne greife also ins Leere, meinte Strobel. Die Vermutung liege nahe, dass Britz keine "weibliche Kompetenz" neben sich dulde. 2008 war Wandel-Hoefer auf Vorschlag der CDU ins Amt gekommen.

SPD-Fraktionschef Peter Bauer wies die Vorwürfe zurück, gab aber zu, dass sich die Koalition mit der Entscheidung sehr schwer getan habe. Nach dem Votum gegen Wandel-Hoefer habe die Koalition die Dezernentin gleich informiert. Bauer betonte, Rot-Rot-Grün habe in vielen Punkten gut mit Wandel-Hoefer zusammengearbeitet. Es habe aber auch große Probleme gegeben. Beschlüsse des Stadtrats beispielsweise zum Lärmschutz am Staden habe das Baudezernat nicht umgesetzt. Bauer: "Es gab auch viel Belehrung und Arroganz gegenüber den Bürgern." Sein Fazit: "Wandel-Hoefer und Verwaltung - das passt nicht zusammen." Die Dezernentin nahm diese Kritik regungslos hin. Mit den Stimmen der Koalition wurde die Baudezernentenwahl von der Tagesordnung genommen. Daraufhin verließ die Opposition geschlossen den Saal. Bauer kündigte an, in der kommenden Woche werde der Stadtrat beschließen, die Stelle neu auszuschreiben. Wandel-Hoefers Amtszeit endet im Februar.

Meinung:

Stadtentwicklung geht nur mit Bürgern und Politik

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel

Die Koalition schickt Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer in die Wüste. Das vernichtende Urteil von SPD , Grünen und Linke: Sie habe zu wenig umgesetzt und sei zu abgehoben. 2007 war die Architektin mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet. Ihr großes Projekt war die "Stadtmitte am Fluss". Der Autobahntunnel wird aber wohl nicht gebaut, und auf der neu gestalteten Berliner Promenade, die durchaus ein Fortschritt ist, gab es Baumängel an der Treppe und Kritik an der Bauüberwachung. So fällt die Bilanz der Dezernentin mager aus. Das Genick hat ihr aber wohl gebrochen, dass Wandel-Hoefer in den Gesprächen mit den Koalitionsfraktionen nicht gewillt war, ihren Führungsstil zu ändern und zum Beispiel der Bürgerbeteiligung mehr Gewicht zu geben. Die Koalition muss sich aber fragen lassen, warum sie so lange für diese Entscheidung gebraucht hat. Und wie geht's weiter? Die Stelle neu auszuschreiben ist richtig. Statt im Eilverfahren einen zweitklassigen Kandidaten zu wählen, muss wohlüberlegt sein, wer künftig die Stadt weiterentwickelt und gleichzeitig Bürger und Politik mitnimmt.

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