Deutscher im Körper eines Ausländers

Saarbrücken · Es muss Weitsicht gewesen sein, dass Ramesch, Forum für interkulturelle Begegnung, seine diesjährige Veranstaltungsreihe unter das Motto "Flucht, Vertreibung, Heimatlosigkeit" gestellt hat. In diesem Rahmen lud Ramesch am Freitag in Kooperation mit dem Regionalverband und dem Zuwanderungs- und Integrationsbüro Saarbrücken in den Schlosskeller: Kabarettist Özgür Cebe alias "Der bewegte Muselmann" spielte sein seit 2011 fortlaufend aktualisiertes und temporeiches Programm "Born in the BRD".

Cebe stammt aus Bielefeld und ist "Deutscher im Körper eines Ausländers", der wegen seines Aussehens tagtäglich mit Vorurteilen konfrontiert wird. Die pariert Cebe frech und politisch wunderbar unkorrekt; er schlüpft in wechselnde Rollen und pflegt Kalauer, Wortspiele und diverse Dialekte. Dabei wird er teils sehr persönlich, redet befreiend selbstironisch über seinen früheren Anabolikamissbrauch und seine (geheilte) Krebserkrankung und kriegt darüber die Kurve zum Thema Drogenlegalisierung. Denn es geht Cebe nicht nur um die Probleme multikultureller Vielfalt, seine Diagnose Deutschlands ist umfassender, Humor seine Therapie. Und Entertainerqualitäten beweist er nicht nur dann, wenn er einem den Spiegel in Form komischer Lieder zu erlesen scheußlichem Halbplayback entgegenhält.

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