Der Wein vom Bischof

Püttlingen · Aus den tiefen und uralten Weinkellern des Bistums Trier stammt auch der Püttlinger Pilgerwein, der nur im Kloster Heiligkreuz angeboten wird. Wir haben uns in dem Weingut umgeschaut.

 So sieht einer der alten Weinkeller des Bistums Trier aus. Foto: Erwin Engel/Bischöfliche Pressestelle

So sieht einer der alten Weinkeller des Bistums Trier aus. Foto: Erwin Engel/Bischöfliche Pressestelle

Foto: Erwin Engel/Bischöfliche Pressestelle

Gut Ding will Weile haben. Vor allem, wenn es sich um ein gutes Tröpfchen wie den "Püttlinger Pilgerwein" handelt. Seit Ostern sind die Flaschen mit der Jakobsmuschel auf dem Etikett im Kloster Heilig Kreuz zu haben. Holger Sturm, der Leiter des Geistlichen Zentrums im Kloster, hatte den Wein ausgewählt. Er entschied sich für einen Klassiker, einen halbtrockenen Riesling aus den Bischöflichen Weingütern in Trier .

Dieser Dom-Riesling erfülle auch alle Kriterien eines Messweins, erläutert Holger Sturm. Er sei naturrein, enthalte keine Zusatzstoffe und sei - genau wie es das römische Messbuch vorschreibt - vom echten Weinstock (Erdbeerwein beispielsweise erfüllt das Kriterium nicht). Ein Pilgerwein soll "schlicht und gut sein", findet Holger Sturm. Also nicht kompliziert und für besondere Anlässe gedacht, sondern ein Wein zum Mitnehmen, aber eben auch von guter Qualität. Wie damals im Mittelalter, als sich die Pilger auf den Weg machten. Der Pilgerwein solle schließlich symbolisch auf alte Zeiten hindeuten, als Wein das typische Pilgergetränk war.

Der Riesling wird an den Steilhängen von Mosel, Saar und Ruwer im Umkreis von 90 Kilometern rund um Trier angebaut. 120 Hektar in den 15 besten Lagen umfasst das bischöfliche Weinanbaugebiet. Der Püttlinger Pilgerwein lagert auch im Keller der Bischöflichen Weingüter . Wagen wir also einen Blick in die Trierer Unterwelt und begeben uns auf eine spannende Zeitreise durch die bischöflichen Weinkeller in der Weberbach.

Genau genommen erwarten uns drei Keller aus verschiedenen Epochen. Mit einer Gesamtfläche von insgesamt 30 000 Quadratmetern ist der bischöfliche Weinkeller der größte und weitläufigste an der ganzen Mosel. Würde man alle Gänge in diesem Kellerlabyrinth aneinanderreihen, ergäbe dies eine Wegstrecke von über einem Kilometer.

Verkaufsleiter Erwin Engel bietet auch Führungen mit Weinprobe an. Ein Aufzug bringt die Besucher zwei Etagen nach unten. Je tiefer man dann in die Materie eindringt, desto weiter gelangt man auch in die Vergangenheit: Im ersten Keller, erbaut 1970, lagern die Fässer. 300 Fuder à 1000 Liter hat Kellermeister Johannes Becker in dem riesigen Keller mit den pilzförmigen Säulen unter seinen Fittichen. Als nächstes folgt der Gewölbekeller des bischöflichen Priesterseminars von 1773. Clemens Wenzeslaus, der letzte Kurfürst und Erzbischof zu Trier , hat diesen Weinkeller bauen lassen. Hier lagern heutzutage die abgefüllten Flaschen. So auch unser Pilgerwein. Und hier muss auch irgendwo in einem Seitengang die so genannte Schatzkammer sein, in der Weinraritäten aus den 40er und 50er Jahren gehütet werden. Das komplexe Kellersystem ist im Laufe der Jahrhunderte entstanden. Immer wieder wurden Wanddurchbrüche gemacht. Und so wird man vom 18. Jahrhundert schnurstracks ins 16. Jahrhundert katapultiert. Denn zur Weinprobe geht es in den Jesuitenkeller von anno 1593. Von trocken über feinherb bis zu edelsüß und lieblich reicht die Palette, die sechs Meter unter Trier zwischen rohen Sandsteinwänden und Mörtel mit Patina verkostet wird. Auch die Weine, die Pastoralreferent Sturm bei Veranstaltungen im Koster Heilig Kreuz ausschenkt - Riesling und Rotwein, ein Cuvée aus Spätburgunder und St. Laurent - stammen aus den bischöflichen Weinkellern. Den Pilgerwein allerdings gibt es nur im Kloster zu kaufen. Denn er soll ein besonderes Andenken sein.

Führungen durch die Bischöflichen Weinkeller (Trier , Gervasiusstraße, nahe Kaiserthermen), können ab 15 Personen vereinbart werden, Telefon (06 51) 14 57 60.

bischoeflicheweingueter.de

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Hintergrund Pilgerweine haben eine lange Tradition. Im Mittelalter war Wasser oft verseucht. Alkohol dagegen tötet Bakterien ab, deshalb stillten die Pilger ihren Durst mit Wein. Auch blieben sie so auf den langen, entbehrungsreichen Pfaden bei Laune. Von Mainz bis Saarbrücken führte ein Zubringer zum Jakobsweg. Das Kloster Heilig Kreuz ist eine Pilger-Station auf der Köllertalschleife des saarländischen Jakobweges. hof

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