Der Tag der Entscheidung
Neben der Europa- und Kommunalwahl fand in Wadern am Sonntag auch die Wahl zum neuen Bürgermeister statt. SZ-Redakteurin Margit Stark hat mit den vier Kandidaten Daniel Hoffmann, CDU, Ulrike Hahn, SPD, Jochen Kuttler, Pro Hochwald, und dem freien Bewerber Guido Simon am Wahltag ein paar Stunden verbracht.
Lockweiler. Wie weit die mittelalterliche Landschaft gediehen ist, die Familie Hahn am Nachmittag aufbaut, bleibt ihr Geheimnis. Carcassonne hat Jonas den Eltern und Schwester Louisa verordnet - ein Spiel, das kluge Weitsicht erfordert, wenn man die eigenen Gefolgsleute in lukrativen Gegenden unterbringen will. "Wahrscheinlich hat mein Sohn Carcassonne ausgesucht, weil er es selbst gerne spielt", mutmaßt Ulrike Hahn, als sie mit Ehemann Burkhard in der Turnhalle von Lockweiler zur Wahl geht. Den Tag der Entscheidung, das hat sich die Bürgermeisterkandidatin der SPD geschworen, will sie locker angehen, ihn mit der Familie verleben. "Wir gehen gemütlich essen und gönnen uns noch ein Eis", gesteht die Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten. Doch bevor ihr taktisches Geschick beim Plättchen-Legen gefragt ist, ist Kreuzchen-Machen erste Bürgerpflicht - und das gleich in fünffacher Ausführung: für Europa, den Orts- und Stadtrat, den Kreistag und für die Nachfolge von Fredi Dewald. "Seit gut fünf Monaten bin ich im Wahlkampf und immer noch nicht müde", gesteht die 49-jährige Bauingenieurin. "Es macht einfach Spaß." Und sollte es zur Stichwahl kommen, hat sie nach ihrer Darstellung noch genügend Reserven, die kommenden zwei Wochen durchzuhalten. Herzlich begrüßen die Hahns das Wahlhelfer-Team, nehmen den Pack an Wahlzetteln von Ortsvorsteher Josef Serwe entgegen. "Ich bin seit 6.30 Uhr hier", verrät er und faltetet mit Akribie Stimmzettel, stapelt sie übereinander. Derweil verschwinden die Kandidatin und ihr Ehemann in der Kabine. Noch ein kurzer Plausch mit den Wahlhelfern Horst Christian, Kathleen Scharf, Burkhard Schäfer und Benjamin Trampert, bevor es zurück zu Louisa und Jonas geht. "Ich denke, dass wir heute Nachmittag einen Spaziergang machen und uns am Noswendeler See am Hochwald-Kuchenbüffet laben, bevor es am Abend dann ernst wird."
Lockweiler. Geduldig wartet Céline auf Papa und Mama, die in der Kabine in der Turnhalle Lockweiler ihre Kreuzchen machen. Dass der 25. Mai etwas ganz Besonderes ist, hat die Achtjährige längst "gerafft": Der Vater will Bürgermeister werden. Und so prasseln auf Einzelbewerber Guido Simon ein paar Fragen ein, die er seiner Tochter nur zu gerne beantwortet. Ein bisschen warten müsse sie schon noch, bis alle Stimmen ausgezählt sind, erklärt der parteilose Mann, der Fredi Dewald beerben will, seiner Tochter. "Heute Abend wird das Ergebnis im Rathaus bekannt gegeben." Céline ist zufrieden. Während sich Simon und Ehefrau Sabine noch mit dem Wahlhelfer-Team um Ortsvorsteher Josef Serwe unterhalten, zieht das blonde Mädchen es vor, eine Runde auf dem Schulhof zu spielen. "Ist okay, wir holen dich dort ab", gibt der Vater seine Zustimmung und vertieft sich erneut in ein Gespräch. Dass es zu einer Stichwahl kommen wird, hält er für wahrscheinlich: "Bei vier Kandidaten ist das so gut wie sicher." Dass er in vergangenen Monaten sein Bestes gegeben hat, davon ist der Kandidat überzeugt. Dagegen will er keine Prognose über den Wahlausgang abgeben. Lieber hält er es mit dem legendären Ausspruch von Fußball-Legende Franz Beckenbauer: "Schau'n wir mal". Für Ablenkung bis zum Moment der Entscheidung hat Schwiegermutter Marianne Dewes gesorgt mit einer Einladung zur Geburtstagsfete. "Am 11. Mai ist sie 60 Jahre alt geworden, heute wird mit der Familie gefeiert", verrät Sabine Simon. "Das bringt uns schon auf andere Gedanken als darüber zu grübeln, wie die Wahl ausgeht." Gegen 18 Uhr geht's für die Simons dann ins Waderner Rathaus - mit der gesamten Familie. Das Ehepaar schnappt sich seinen pfiffigen Nachwuchs auf dem Schulhof und macht sich auf den Weg zur Jubiläumsfete.
Büschfeld. Dass Mama hinter der großen Wand verschwindet, erweckt Emilias Neugierde. Die Vierjährige spurtet los, gefolgt von Zwillingsbrüderchen Leonhard. CDU-Bürgermeister-Kandidat Daniel Hoffmann beobachtet schmunzelnd das Interesse seines knuffigen Nachwuchses an der Wahl und entscheidet sich, seinen Nachwuchs mit in die Kabine zu nehmen. "Die Anspannung ist gewichen, die heiße Phase des Wahlkampfes vorbei", sagt der Mann, der für die Christdemokraten ins Rennen um die Nachfolge von Fredi Dewald geht. Ehefrau Meggie nickt zustimmend. "Gestern haben wir 20 Jahre Abitur gefeiert - mit einem Basketballspiel und anschließendem gemütlichen Zusammensein. Das war schon eine gute Ablenkung von dem Wahlkampf", erzählt er. Noch ein kurzer Plausch mit dem Wahlhelfer-Team Albert Lang, Tobias Philipp, Barbara Braun und Markus Krämer - und schon drängen Emilia und Leonhard auf den Spielplatz. Nur zu gerne erfüllt der Papa seinen Süßen den Wunsch. Derweil bereitet sich Meggie Hoffmann, stellvertretende Vorsitzende des Elternausschusses, auf den Kuchenverkauf am Wahllokal, der Kita Pfiffikus, vor - eine Tradition in Büschfeld. Aus dem Erlös von solchen Aktionen haben die rührigen Helfer nach ihrer Darstellung so manches für die Schützlinge der Einrichtung stemmen können. "Gut 16, 17 selbstgebackene Kuchen gehen an solchen Nachmittagen schon über die Theke." Während sie mit Schwägerin Julia Hoffmann und weiteren Helfern dafür sorgt, dass es in der Kasse des Elternausschusses kräftig klingelt, haben Leonhard und Emilia ihren Spaß auf dem Spielplatz, besucht Daniel Hoffmann eine Vernissage in Wadern. "Christel Meier hat dazu eingeladen." Kurz vor 18 Uhr ist nach den Worten von Meggie Hoffmann Treffen zu Hause, bevor es dann ins Waderner Rathaus geht.
Nunkirchen. Familie Winter hat eine klare Arbeitsteilung: Papa Dominik trägt die Verantwortung, Sohn Steffen ist für die Kreuzchen in der Wahlkabine zuständig. Das jedenfalls verraten beide Jochen Kuttler, dem Bürgermeister-Kandidaten von Pro Hochwald, am frühen Sonntagnachmittag bei der Stimmabgabe im BBZ Hochwald. Längst ist auch das letzte Wölkchen einem strahlend blauen Himmel gewichen - eine Gelegenheit, die nicht nur Vater und Sohn zu einem Gespräch im Freien nutzen. Nur zu gerne bleiben Nunkircher auf ihrem Weg ins Wahllokal zu einer kurzen Unterhaltung mit ihrem Ortsvorsteher stehen. Ob Neues aus dem Ort, eine kurze Diskussion über das Champions-League-Finale und, und, und: Themen gibt es genügend. Den Tag der Entscheidung hat der Kandidat von Pro Hochwald genau geplant: den Wahlgang mit Lebenspartner Christoph Heimes um die Mittagszeit, anschließend ein Besuch am Weinstrand an den Schwarzrinder Seen. "Es ist ein Fleckchen Erde, wo man wunderbar relaxen kann", gerät er ins Schwärmen. Gegen 18 Uhr geht's dann ins Rathaus, um das Ergebnis abzuwarten. "Danach werden wir feiern, ganz egal, wie es ausgeht", verrät er und fügt voller Optimismus an: "Es gibt Chancen auf einen Wechsel. Ich jedenfalls habe ein gutes Gefühl."
Von seiner Truppe, die ihn in seinem Wahlkampf begleitet hat, ist Kuttler begeistert. "Es ist eine tolle Mannschaft und eine super gute Zusammenarbeit", kommentiert er und nimmt im Wahllokal die Tasse Kaffee entgegen, die ihm Löschbezirksführer Uwe Valentin anbietet. Der Unterhaltung mit dem Wahlhelfer-Team Stefan Ehl, Arno Dühr, Peter Schneider und Hans-Peter Pitzer folgt der Wahlgang, bevor es dann zum Ausspannen in Nunkirchens Nachbargemeinde geht. "Gegen 19 oder 20 Uhr sind wir auf jeden Fall schlauer", lacht er.