„Der SR hat mich geprägt“

Saarbrücken · Von 1961 bis 1962 arbeitete Edgar von Heeringen beim Saarländischen Rundfunk (SR). Davon – und von einem Schnitzer, der ihn beinahe seine Karriere gekostet hätte – erzählte der 72-Jährige, als er jetzt den Halberg besuchte.

 Edgar von Heeringen auf dem Halberg. Foto: Eva Röder/SR

Edgar von Heeringen auf dem Halberg. Foto: Eva Röder/SR

Foto: Eva Röder/SR

Eigentlich hatte Edgar von Heeringen nicht geplant, wieder zurück nach Saarbrücken zu gehen. Nachdem er 1959 ein Jahr bei der Saar Film Produktion volontiert hatte, wechselte er ans Deutsche Institut für Film und Fernsehen in der damaligen Medien-Hochburg München. Parallel dazu arbeitete von Heeringen als Kamera-Assistent. Und beging dabei einen Fehler, der seinen Kindertraum von einer Karriere beim Film beinahe zunichte gemacht hätte:

Er hütete den Schlüssel für das Filmstudio, in dem ein US-Kriegsfilm unter der Regie von Ernest Haller ("Vom Winde verweht") gedreht wurde. Den Titel des Films weiß er nicht mehr. Aber eines Morgens verschlief von Heeringen.

Die gesamte Crew musste Stunden auf ihn warten. Von Heeringen wurde gekündigt. "Pünktlichkeit ist das A und O für Amerikaner", sagt er schmunzelnd: "Von da an kannte mich in München die ganze Filmbranche. Aber keiner wollte mit mir arbeiten."

Also ging er 1961 zurück nach Saarbrücken. Dort baute der SR nach der Aufnahme in die ARD ab 1959 sein Fernsehprogramm aus. Von Heeringen wollte mal schauen, "wie weit die wohl sind". Und bekam "von einer Minute auf die andere" einen Job als Produktions- und Regieassistent sowie Aufnahmeleiter. "Seit dem Erlebnis in München habe ich drei Wecker, wenn ich arbeiten muss", erzählt er. Von Heeringen hatte schon als Kind auf dem Halberg gespielt. Im Schloss wohnte damals der französische Botschafter Gilbert Grandval mit Familie. Außerdem gab's dort eine Gärtnerei, zwei Schwimmbäder, einen Teich, einen Reitstall und eine Reithalle. "Und viele Esskastanien", sagt von Heeringen lachend. Die hätten sie als Kinder heimlich im Sperrgebiet des Halbergs gesammelt, denn nach dem Krieg habe es wenig zu essen gegeben.

Etwas zu essen war für von Heeringen und seinen Bruder im Alter von sechs und sieben Jahren auch die Belohnung, als der Pfarrer sie aus der Volksschule aussuchte, um mit den Kindern des Botschafters zu spielen. Am Ende dieser Besuche bekamen die Jungen ein Stück Flûte. Über das Jahr 1961, in dem von Heeringen erst freier Mitarbeiter, dann fester Angestellter beim SR war, erzählt er: "Es war die beste Ausbildungsstätte. Man konnte alles machen und alles ausprobieren. Es war eine Aufbruchzeit beim SR." Viel gelernt hat er von Truck Branss, der sich beim SR in den 1960er- und 1970er-Jahren einen Namen mit Unterhaltungssendungen machte. Von Heeringen sagt: "Der SR hat mich geprägt. Es war eine sehr schöne Zeit."

Er wurde am 5. März 1941 in Berlin geboren und zog als Kind im Jahr 1947 nach Schafbrücke. 1959 volontierte er bei der Saar Film Produktion, besuchte 1960 das Deutsche Institut für Film und Fernsehen München und kehrte 1961 zum SR zurück. Von 1962 bis 1999 arbeitete er als festangestellter Regisseur für das ZDF.

Er führte Bildregie bei aktueller Berichterstattung, bei "heute" und der "Drehscheibe". Eine der bekanntesten Produktionen unter seiner Regie war die "V.I.P-Schaukel" mit Margret Dünser.

Von Heeringen war Mitautor und Regisseur vieler Star-Porträts, etwa jenen von Richard Burton, Henry Miller und Sophia Loren. In den 1980er-Jahren übernahm er die Regie bei den Sendungen "Essen wie Gott in Deutschland" und "Klassentreffen".

Außerdem war er Redakteur bei den "Schmunzelgeschichten" und "Lach mal wieder". Heute lebt von Heeringen in Wiesbaden und im französischen Biarritz.

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