Der Mann, der nicht nur Merkel kann

Saarbrücken · Er lässt verblichene Machtmenschen aus der Vorhölle lästern und macht sich treffsicher über Angela Merkel und ihren Hofstaat lustig. Reiner Kröhnert demaskierte einmal mehr mit wandelbarer Stimme und Mimik die Wichtigen.

 Die Hände als Merkel-Raute, die Augen himmelwärts gerichtet: Reiner Kröhnert war auch in Saarbrücken nah am Original. Foto: Kerstin Krämer

Die Hände als Merkel-Raute, die Augen himmelwärts gerichtet: Reiner Kröhnert war auch in Saarbrücken nah am Original. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Aggression? Durchsetzungsfähigkeit? Klare Ansagen? Testosteron war gestern. Die neue Mutti-Weltordnung kommt gewaltig, nach dem Motto: "Wenn ich eine Wand auf mich zukommen sehe, dann bremse ich und wende!" Und selbstverständlich ist eine umsichtige Mutti auch bereits an Situationen angepasst, die noch gar nicht stattgefunden haben. Mutti? Das Programm "Mutti reloaded", mit dem der Kabarettist Reiner Kröhnert dem ausverkauften "Kultur-Salon" bei den Winzern einen politischen Aschermittwoch bescherte, ist natürlich, wie könnte es bei Kröhnert anders sein, auf Bundeskanzlerin Angela Merkel gemünzt. Deren "System" nahm der Meister der süffisanten Parodie genüsslich auseinander und ließ dabei etliche andere Prominente, darunter nicht nur Politiker, zu Wort kommen. Zum Beispiel Peter Hintze und Ronald Pofalla , die sich einen Wettbewerb in Arschkriecherei liefern und mit Begeisterung an den Winden aus Merkels "gebenedeitem Gekröse" schnuppern. Oder das senile Trio Hans-Dietrich Genscher, Bernhard Vogel und Rita Süßmuth , das dem politischen Gegner gern die dritten Zähne zeigen würde, aber sich selbige schon an der eigenen Partei ausbeißt. Ebenfalls urkomisch: die Talkshow "Der Intellekt hat viele Gesichter", bei der Michel Friedman und Rüdiger Safranski sich verzweifelt um einen philosophischen Diskurs mit einem intellektuellen Grundlinienspieler wie Boris Becker oder anderen Geistesgrößen wie Dieter Bohlen , Franz Beckenbauer oder Daniela Katzenberger bemühen. Wolfgang, "der Drachmentöter", Schäuble darf das Freihandels-Abkommen TTIP als "feine Sache" feiern, "wenn man's mal mit den Augen eines Optimisten sieht" - schließlich werde auch Gen-Mais nicht so heiß gegessen, wie er gekocht werde. Bundespräsident Joachim Gauck wird als Worthülsenfabrikant geschmäht, der eine ernsthafte Debatte über Krieg und Frieden verweigert, indem er sie auf Kindergeburtstags- und Ponyhof-Niveau herabzieht. Scharfzüngig und böse auch die Begegnung von "Mauermörder" Erich Honecker und "Wannenwürger" Gerhard Stoltenberg , die sich in der Vorhölle verbrüdern, oder das Porträt eines verklärten, aber mit vitalen Metaphern wütenden Wolf Biermann , der den Linken als "letzten Maden in der ideologischen Phrasensülze" den Kampf ansagt. Das begeisterte Publikum erklatschte Zugaben.

Wieder: Donnerstag, 12. März, 20 Uhr. Karten im Internet unter

www.ticket-regional.de/kir

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