Der Maler, der die Extreme liebt

Saarbrücken. "Une belle vue", eine schöne Aussicht, sagt Patou Deballon und wirft einen Seitenblick nach links, während er seinen Pinsel über die Leinwand huschen lässt. Der schöne Ausblick von der Schlossmauer aus rüber nach St. Johann lässt Deballon eine Ausnahme machen

Saarbrücken. "Une belle vue", eine schöne Aussicht, sagt Patou Deballon und wirft einen Seitenblick nach links, während er seinen Pinsel über die Leinwand huschen lässt. Der schöne Ausblick von der Schlossmauer aus rüber nach St. Johann lässt Deballon eine Ausnahme machen. So malt er an diesem lauen Abend anstatt der Festivalbesucher rund um den Schlossplatz ein Stadtpanorama mit Saar und Staatstheater.

"Peintures à Roulettes", so nennt Patou Deballon seine besondere Art der künstlerischen Arbeit. Als Staffelei dient dem 48-Jährigen ein schmaler, langer Fahrradanhänger auf vier Rädern, auf dem - statt Leinwänden - vier großformatige Holzplatten in bequemer Malhöhe aufgestellt sind. Auch Farben und Pinsel finden auf dem kuriosen Gefährt Platz, mit dem Deballon als "mobiler Maler" unterwegs ist.

Sein besonderes Steckenpferd sind Festivals, bei denen er das Geschehen samt Publikum und Stadtkulisse in farbenfrohen Bildern einfängt. So auch bei der Saarbrücker Sommer-Szene, bei der Patou Deballon in diesem Jahr erstmals zu Gast war. Auf dem St. Johanner Markt, in St. Arnual und am Schlossplatz griff er am Donnerstag und Freitag zum Pinsel. Seine bunten Bilder, in denen kräftige Farben wie Rot und Gelb dominieren, sind voller Leben und kleiner Details. Und die Stadtkulisse ist so gut getroffen, dass der Saarbrücker sofort erkennt, aus welcher Perspektive Deballon etwa den Mann mit Krücken am Rand des St. Johanner Markts gemalt hat. "Der moolt es Wassa", stellt ein Mädchen fest und tritt ein paar Schritte näher, um noch besser sehen zu können, wie Patou Deballon die Saar malt.

Deballons "mobile Malerei" ist Kunstproduktion unter erschwerten Bedingungen. So auch am Donnerstagabend im Schlossgarten: Erst kommt eine Journalistin und hält den Maler mit ihren Fragen von der Arbeit ab, dann bittet eine mit Fotoapparaten bewaffnete Gruppe japanischer Touristen, Erinnerungsaufnahmen Seit an Seit mit dem Künstler machen zu dürfen. Nicht zu vergessen die zahllosen Schaulustigen, die Patou Deballon umringen, und nicht wissen, worüber sie mehr staunen sollen: über den braun gebrannten Künstler mit seiner farbverschmierten Hose, seine fahrbare Staffelei oder die Kunstwerke selbst.

"Das ist sportlicher als im Atelier zu stehen", erklärt Deballon lachend seine Vorliebe für die "Peintures à Roulettes". "Ich kann mich bewegen und schauen, wo ich etwas entdecke. Und die Leute können mir dabei zusehen." So mache er das bereits seit 30 Jahren, erzählt der Franzose, der in Spanien lebt und viel auf Reisen ist. Zuletzt war er im Jemen, auf Mali und in Palästina unterwegs.

de/sommer

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort