Der liebe Gott hat den Glücksklee gemacht

Ludweiler/Lauterbach · SZ-Mitarbeiterin Nicole Burkhardt machte sich gestern auf in den Warndt, um den Waldgottesdienst zu besuchen, der im Rahmen des Warndt-Week-Ends stattfand – und erlebte noch so manches andere.

 Arnulf Staap begleitet den unkonventionellen Gottesdienst auf der Gitarre.

Arnulf Staap begleitet den unkonventionellen Gottesdienst auf der Gitarre.

. Auf dem Weg zum Tiergottesdienst im Naherholungsgebiet Warndt, westlich von Saarbrücken, kann man sich schon mal verfahren. Wer sich auf das Abenteuer einlässt und nicht die bequeme Variante mit dem Bus wählt, sondern mit dem Fahrrad, darf sich auf eine schöne, kleine Radtour gefasst machen.

Angestrengt vom letzten Berg komme ich pünktlich um zehn Uhr bei dem kleinen Waldfleckchen an. Nach einigen Umwegen und Kontakt zu den hilfsbereiten Einheimischen habe ich endlich mein Ziel erreicht. Neben einer familiären Atmosphäre erwarten mich hier ein paar Lamas, Ziegen und Schafe.

Die Kirchengemeinde Völklingen-Warndt organisiert hier einmal im Jahr einen Gottesdienst im Grünen, und die Tiere dürfen dabei sein. Als ich mich an einen Biertisch setze, freut sich ein älterer Herr. "Ich wirke halt doch noch auf Frauen", witzelt er.

Mit genauso viel Ernsthaftigkeit beginnt der Gottesdienst. Als Orgel muss ein Keyboard herhalten, dessen Akku nachdem ersten Stück schlapp macht. Der Pianist Arnulf Staap spielt in der Hocke - einen Klavierhocker gibt es nicht.

Die Ziege will dazu

Pfarrerin Daniela Loster hat mit diesem etwas anderen Gottesdienst kein Problem: "Die Ziege muss zwischendurch immer wieder weggejagt werden, ansonsten feiern wir hier einen ganz normalen Gottesdienst." Eine wirklich andächtige Gottesdienststimmung, wie man sie aus der Kirche gewohnt ist, kommt allerdings nicht auf. Pfarrerin Loster fordert die Gemeinde dazu auf, zu suchen, "was den Himmel ausmacht". Kinder stehen mit ihren Eltern auf und suchen den Waldboden ab, während Arnulf Staap an die Gitarre gewechselt hat und daran das Spektakel begleitet. Mein charmanter Nebenmann bleibt demonstrativ sitzen: "Hab' ich doch schon gefunden. Ich kann hier sitzen bleiben", erklärt er und weist auf mich. "Das dürft ihr aber nicht meiner Frau erzählen, die ist gerade bei der Dialyse." Am Tisch sorgt das für Heiterkeit.

Die Kinder waren derweil kreativer, haben Tannenzapfen, Blumen und Klee gesammelt. Was das mit dem Himmel zu tun habe, fragt Pfarrerin Loster neugierig ein Mädchen, sie hat Klee in der Hand. "Der liebe Gott ist im Himmel und bringt uns Glück, genauso wie das Kleeblatt, das bringt uns auch Glück", erklärt sie. Ein anderes Mädchen hat Moos gesammelt, einfach, "weil es so schön ist".

An Christi Himmelfahrt ist Jesus Christus in den Himmel aufgefahren, predigt Loster. Zurückgekehrt zu Gott. Da kann man sich schon mal fragen, wo der Himmel eigentlich ist. "Er ist überall: Über uns, unter uns, neben uns", erklärt Loster, "und Gott ist im Himmel, also auch überall." Himmelfahrt heiße nicht, dass Gott wegfährt, sondern dass er ganz nah ist. Der Gottesdienst ist für Familien mit Kindern gut aufbereitet, über Langeweile kann sich niemand beklagen. Neben dem Vogelgezwitscher kann auch mal in einer Andachtspause ein lautes "Mäh" die Stille durchbrechen. Die Kinder sind etwas abgelenkt, aber gestört fühlt sich niemand.

maltitz.eu.

 So macht Kirche Spaß: Die Kinder dürfen Tiere streicheln und erfahren noch dazu, was Christi Himmelfahrt ist.

So macht Kirche Spaß: Die Kinder dürfen Tiere streicheln und erfahren noch dazu, was Christi Himmelfahrt ist.

 Auch das Lama und die Esel sind beim Waldgottesdienst dabei. Sehr zur Freude der Kinder. Fotos: Nicole Burkhardt

Auch das Lama und die Esel sind beim Waldgottesdienst dabei. Sehr zur Freude der Kinder. Fotos: Nicole Burkhardt

Zum Thema:

Auf einen BlickBeim Warndt-Weekend gibt es in den nächsten Tagen noch eine Fülle von Veranstaltungen auf beiden Seiten der Grenze. Hier eine Auswahl besonders lohnender Ziele: Velsen: Dort kann man am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 16 Uhr das Erlebnisbergwerk besichtigen, von 10 bis 18 Uhr auch die alte Dampffördermaschine, obendrein eine große Kunstausstellung. Am Sonntag (10 bis 18 Uhr) lädt die Müllverbrennungsanlage zum Tag der offenen Tür mit buntem Programm. Glas- und Heimatmuseum Ludweiler: Am Sonntag (10 bis 18 Uhr) kann man dort neben den Ausstellungen auch Glasmalerei, Perlendreherei und Glasschleiferei erleben - "Glaskunst zum Anfassen" heißt das Motto. Schloss Saarbrücken: Der Mittelpavillon ist am Sonntag, 10 Uhr, Startpunkt einer Genusswanderung, die unter anderem hinauf zur Forbacher Burg führt. dd

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