Der letzte Sprung

Dillingen · Nadja Käther vom Hamburger SV hat erstmals beim Leichtathletik-Sportfest im Dillinger Parkstadion den Weitsprung gewonnen. Im Mittelpunkt stand aber Bianca Kappler vom LC Rehlingen, die mit 6,36 Metern bei ihrem Abschied Vierte wurde.

 Bianca Kappler im Dillinger Parkstadion bei ihrem letzten Sprung. Sie landete auf 6,36 Metern. Fotos: Rolf Ruppenthal

Bianca Kappler im Dillinger Parkstadion bei ihrem letzten Sprung. Sie landete auf 6,36 Metern. Fotos: Rolf Ruppenthal

Ein Regisseur hätte das Drehbuch nicht besser schreiben können. Bianca Kappler (LC Rehlingen) durfte bei der siebten Auflage des Leichtathletik-Sportfestes im Dillinger Parkstadion als letzte Springerin des Tages mit dem letzten Sprung ihrer Karriere den Wettkampf beenden, während ihre Konkurrentinnen am Anlauf standen und sie anklatschten. Routiniert wartete die 36-Jährige die optimalen Windverhältnisse ab, beschleunigte im Anlauf, erwischte den Absprung optimal und landete erst bei 6,36 Metern in der Weitsprunggrube. Im allerletzten Sprung ihrer Karriere gelang Kappler am Sonntag vor einer Woche beim Sprungmeeting in Dillingen ihr weitester Satz des Jahres.

Damit belegte sie bei ihrem Abschiedswettkampf noch einmal den vierten Platz und war auf Tuchfühlung mit der erweiterten deutschen Spitze. Da war es auch egal, dass der Wind mit +2,1 Metern pro Sekunde minimal zu stark war - zulässig sind genau zwei für eine Aufnahme in die Jahresbestenliste. "Ich hatte mir im Vorfeld noch mal vorgenommen dieses Jahr zwischen 6,30 und 6,40 Metern zu springen, insofern kann ich damit sehr zufrieden sein", bilanzierte sie sichtlich erleichtert und meinte: "Dass ich dafür jetzt ausgerechnet warten musste bis zum letzten Versuch, das hat der Dramatik natürlich keinen Abbruch getan."

Der Sieg in Dillingen ging erstmals an die Hamburgerin Nadja Käther, die mit 6,56 Metern gegenüber der zweimaligen Siegerin Michelle Weitzel (SWC Regensburg ) mit 6,45 Metern die Oberhand behielt.

Gleich mehrfach sorgten beide für ein Raunen beim Publikum, als deutlich weitere Sprünge im Bereich der EM-Norm von 6,70 Metern knapp ungültig waren. Entsprechend zufrieden zeigte sich daher auch Bundestrainer Uli Knapp: "Da gab es schon deutsche Meisterschaften, wo die Leistungen schlechter waren."

Besonders emotional wurde es bei der offiziellen Verabschiedung von Bianca Kappler und dem Rückblick auf ihre Karriere-Erfolge. Mit Bronze bei der Hallen-Europameisterschaft in Madrid 2005 ist sie die letzte deutsche Weitspringerin, die eine internationale Medaille gewonnen hat. Sie selbst sieht aber den fünften Platz bei der WM 2007 in Osaka, der demnächst wohl noch zum vierten Platz wird, als ihren größten Erfolg. Als Thomas Klein, der Vereinsvorsitzende des LC Rehlingen, und Verbandspräsident Werner Zimmer per Mikrofon das Wort ergriffen, musste Bianca Kappler die ein oder andere Träne unterdrücken. "Du warst zehn Jahre das Gesicht des LC Rehlingen", sagte zum Beispiel Thomas Klein und wünschte ihr viel Erfolg für die Karriere nach der Karriere . Die Elternzeit von Bianca Kappler endet am 1. September. Ab dann wird sie wieder in der Staatskanzlei arbeiten.

Was sie sportlich von nun an zum Abtrainieren weiter machen wird, darüber hat sich die zweifache Mutter bisher dagegen noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Nur bei einem war sich Kappler sicher: "Ich werde auf jeden Fall nie Marathon laufen."

 Bianca Kappler mit Tränen und ihrem Trainer Uli Knapp.

Bianca Kappler mit Tränen und ihrem Trainer Uli Knapp.

Zum Thema:

Auf einen Blick Leichtathletik-Sportfest im Dillinger Parkstadion. Beste Ergebnisse Weitsprung : Frauen: 1. Nadja Käther (Hamburger SV ) 5,56 Meter, 2. Michelle Weitzel (SWC Regensburg ) 6,45 m, 3. Lisa Kurschilgen (TV Wattenscheid) 6,41 m, 4. Bianca Kappler (LC Rehlingen) 6,36 m, 5. Lisa Steinkamp (LAV Tübingen) 6,31 m. Männer: 1. Mathias Broothaerts (Belgien) 7,77 Meter, 2. Marcel Kirstges (LG Rhein-Wied), 3. Yoeri Stiglis (NL) 7,15 m. Beste Ergebnisse Rahmenwettbewerbe: Frauen, 100 Meter: 1. Tatjana Steidle (USC Freiburg) 12,49 Sekunden. 200 Meter: 1. Annegret Nehl (LAZ Saarbrücken) 26,53 Sekunden. Männer, 100 Meter: 1. Marcel Kirstges 10,86 Sekunden. 200 Meter: 1. Kai-Daniel Weil (LAZ Saarbrücken) 23,34 Sek. 400 Meter: 1. Jonas Kolzau (VfL Sindelfingen) 51,01 Sek.. Dreisprung: 1. Sebastian Slawik (TV Dillingen) 14,20 Meter. Weibliche Jugend U16, 100 Meter: 1. Annika Glaub (LSG Saarlouis) 13,40 Sekunden, 2. Silvana Tinnes (LC Rehlingen) 13,66 Sekunden. WJ U14, 75 Meter: 1. Tara Kristin Bour (LC Rehlingen) 11,81 Sekunden. man

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