Der Komiker mit dem Super-IQ

Regionalverband · Er ist einer der beliebtesten saarländischen Kabarettisten: Morgen tritt Detlev Schönauer zum 75. Mal im Kulturbahnhof Püttlingen auf. Zu diesem kleinen Jubiläum widmen wir ihm ein großes Porträt.

 Detlev Schönauer ist bei uns bekannt wie ein bunter Hund. Foto: Karger

Detlev Schönauer ist bei uns bekannt wie ein bunter Hund. Foto: Karger

Foto: Karger

Detlev Schönauer hat es geschafft: Fernsehauftritte von ihm werden auf den sogenannten Umschaltzeitpunkt gelegt, den Moment, wenn der Zuschauer "herumzappt" und beim Öffentlich-Rechtlichen hängen bleiben soll. Die Fastnachtssendung "Mainz bleibt Mainz" hat ihn auch "im Reich" bekannt gemacht. Die Mainzer reklamieren den berühmten Saarlandexport gern für sich, denn in Mainz wurde Schönauer 1953 geboren. Physikstudium und "Schicksal, Gudrun hat's geheißen" spülten ihn 1976 ins Saarland. Und wie so viele Zugezogene ist er freiwillig hier geblieben, zu feiern wären mithin vierzig Jahre Saarland - und am Mittwoch 75. Auftritt im Püttlinger Kulturbahnhof.

Wer weiß heute noch, dass "Jacques Bistro" ein Nachfahr von "Jacques Nucléaire" ist? Einer Figur aus der Zeit als Detlev Schönauer nach Bonn zu Friedensdemonstrationen fuhr und Lieder über den "Neutronen-Ronni" (Ronald Reagan ) schrieb. "Meine Lieder waren immer lustig", politisch ausschließlich im charmanten Gewand, so wie "Jacques", der als zugezogener Franzose in seinem Bistro trefflich über alles herziehen kann, und dem Künstler - "ich bin eigentlich sehr zurückhaltend und schüchtern" die große Bühne ermöglicht.

Klein waren die Bühnen zunächst, zur Gitarre sang der Student auf Feten Lieder von Ulrich Roski , Insterburg&Co, Konstantin Wecker . Eine frühe Eigenkomposition, in der auch schon Dialekte vorkamen, "hat keine Sau interessiert." Noch Ende 70er Jahre bot der junge Liedermacher in der "Steckdose" im Nauwieser Viertel für fünfzig Mark und einen "Riesenpott Spagetthi" ein vierstündiges Unterhaltungsprogramm! Die höchste Zuschauerzahl in jener Frühzeit hatte er jedoch als Physikdozent vor 600 Studenten im Hörsaal, und das um acht Uhr morgens.

Schönauer, der Diplomphysiker, steckte mitten in der Promotion und hatte Familie, als sein Doktorvater das Land verließ und zeitgleich eine kleine Erbschaft das finanzielle Polster für die unwägbare Übergangszeit vom wissenschaftlichen Angestellten zum hauptberuflichen Kabarettisten bot. Auftritte auf Kleinkunstbühnen wie dem "Ostviertel" oder dem "Stiefel" waren gut besucht, die Fastnachter kamen auf ihn zu, der Saarländische Rundfunk nahm ihn ins Programm. Aber richtig bekannt wurde er durchs Fernsehen. Zunächst waren das nur ein paar Sendeminuten am Ende des "Aktuellen Berichts". Irgendwann hatte Schönauer gemerkt, "dass ich auch ganz gut schwätzen kann". Und sein humorvoller Blick auf das Saarland kommt an. Hans "Beislschmidt" (heute "Blauer Hirsch") geht 1990 aufs Ganze und mietet für Schönauer die St. Ingberter Stadthalle - 1997 tritt der dann zehnmal in der ausverkauften Congresshalle auf.

Detlev Schönauer ist Naturwissenschaftler und C-Kirchenmusiker, Mitglied im Hochintelligentenverein "Mensa" (Aufnahmebedingung: ein IQ über 130), er kann fliegen und singen und wohl alle deutschen Dialekte imitieren. "Ich konnte Noten lesen, bevor ich Text lesen konnte." Seine Eltern hielten ihre vier Kinder an, früh ein Instrument zu erlernen. Die spielten im Wohnzimmer Lego, während Vater und Mutter "tränentriefende, deprimierende Schubertlieder" sangen. Mit weitreichende Folgen: "Fremd bin ich eingezogen . . .", die Zeile aus Schuberts "Winterreise" soll am Mittwoch den Püttlinger Bahnhof zum Schwingen bringen, sagt Schönauer. Um 20 Uhr verrät er uns ebendort: "Geist ist geil."

Karten: (0 68 98) 6 37 56.

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