Der König Fußball wird zur Nebensache

Großrosseln · Die Fußball-Weltmeisterschaft war am Freitagabend im Warndt nur zweitrangig. Im Fokus stand die erste Etappe des internationalen Radrennens Trofeo Karlsberg – und die verlangte den Nachwuchsfahrern einiges ab.

 Die Steigung auf der Karlsbrunner Straße brachte die Nachwuchssportler am Freitag gewaltig ins Schwitzen. Die Zuschauer – teilweise selbst in voller Fahrradmontur – verfolgten das anstrengende Rennen gespannt am Straßenrand. Fotos: Ruppenthal

Die Steigung auf der Karlsbrunner Straße brachte die Nachwuchssportler am Freitag gewaltig ins Schwitzen. Die Zuschauer – teilweise selbst in voller Fahrradmontur – verfolgten das anstrengende Rennen gespannt am Straßenrand. Fotos: Ruppenthal

 Der Slowake David Zverko fuhr beim Auftakt der Trofeo als Erster über die Ziellinie.

Der Slowake David Zverko fuhr beim Auftakt der Trofeo als Erster über die Ziellinie.

"Wie steht's denn bei Italien?", plärrt der Dreikäsehoch, der es sich mit Rostwurst und Limonade auf einer Bierbank in seinem Vorgarten bequem gemacht hat. "Immer noch 0:0", kommt postwendend die Antwort aus dem dazu gehörenden Einfamilienhaus in der Karlsbrunner Straße in Großrosseln . Gänzlich abgemeldet war die Fußball-Weltmeisterschaft auch am Freitagabend im Warndt nicht. Dennoch stand die Region ausnahmsweise mal nicht im Bann von König Fußball, sondern vielmehr im Zeichen des Radsports. Denn die Auftaktetappe der Trofeo Karlsberg - dem wichtigsten Juniorenradrennen in Deutschland - rollte an jenem Abend durch den Warndt.

Die Zieleinfahrt hat es in sich

Über drei Runden und knapp 100 Kilometer führte der Kurs die 114 Fahrer aus 19 Nationen von Ludweiler über Dorf im Warndt, Emmersweiler, St. Nikolaus, Karlsbrunn und Lauterbach ins Ziel nach Großrosseln . Cheforganisator Wolfgang Degott hatte das Auftaktrennen im Vorfeld als "die Schwierigste" der vier Trofeo-Etappen ausgemacht - und vor allem die Zieleinfahrt in Großrosseln hatte es tatsächlich in sich. Denn der letzte Kilometer führte die steile, serpentinenreiche Karlsbrunner Straße hinauf und trieb den jungen Rad-Assen den Schweiß gefühlt literweise auf die Stirn.

Dass die Trofeo und der Warndt zusammenpassen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, zeigte sich am Freitag vor allem auf jenem letzten Kilometer. In jeder Kurve standen Radsportbegeisterte und Laien bunt gemischt und peitschten das vorbeifahrende Feld lautstark den Berg hinauf. Viele der Kiebitze verfolgten die Trofeo gemütlich im Klappstuhl vom Balkon aus. Andere hatten Freunde und Familie zu kleinen und großen Grillpartys eingeladen, um ihren Liebsten bei heißem Grillgut und kühlen Getränken beste Sicht auf das Rennen zu bieten. Besonders fair: Der Zuspruch der Zuschauer in Großrosseln galt nicht allein dem deutschen Nachwuchs-Team, sondern allen Fahrern. Gerade die Teilnehmer aus Aserbaidschan, die erstmals an der Trofeo teilnahmen und dem Feld hinterherfuhren, wurden mit freundlichem Applaus und vielen Aufmunterungen bedacht.

Prächtig war die Stimmung auch im Zielbereich selbst, wo sich etwa 200 der Zuschauer eingefunden hatten. Viele waren mit Fahrrad und in voller Bikermontur gekommen. Sie hatten ihre ganz persönliche Trofeo offenbar schon hinter sich. Besonders laut wurde es, als der Streckensprecher bekannt gab, dass sich wenige Kilometer vor dem Ziel eine zehnköpfige Fahrergruppe um den Deutschen Moritz Fußnegger (RSV Schwenningen) vom restlichen Feld abgesetzt hatte. Fußnegger wurde am Ende Neunter, es siegte der Slowake David Zverko.

Obwohl Wolfgang Ruser, der Trainer der deutschen Junioren, nach dem Rennen mitteilte, mit dem Ergebnis seiner Schützlinge nicht vollkommen zufrieden zu sein, blieb die gute Laune der Zuschauer, die noch lange nach der Siegerehrung am Streckenrand fachsimpelten, ungetrübt. Die Fußballer Italiens verloren ihr Weltmeisterschaftsspiel übrigens mit 0:1 gegen Costa Rica. Doch das interessierte im Warndt an jenem Abend nur noch die wenigsten.

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