Der höfliche Rock 'n' Roller

Saarbrücken · Bela B., der stehende Schlagzeuger im Punk-Trio Die Ärzte, hatte mal wieder Zeit für ein Soloalbum. „Bye“ hat er mit dem Nürnberger Country/Roots-Quartett Smokestack Lightnin' und Peta Devlin, früher Bassistin/Sängerin bei der ´Frauenrockband Die Braut Haut ins Auge, eingespielt. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach mit Bela B., der eigentlich Dirk Albert Felsenheimer heißt.

 Dirk Albert Felsenheimer alias Bela B. Foto: Konstanze Habermann

Dirk Albert Felsenheimer alias Bela B. Foto: Konstanze Habermann

Foto: Konstanze Habermann

Wie viele Menschen nennen Sie überhaupt bei Ihrem bürgerlichen Namen?

Bela B.: Das wären meine Mutter, meine Schwester und die Leute bei der Meldestelle. Vor Gericht werde ich auch so genannt. Es gibt also ein paar wenige.

Welche Eigenschaften haben Sie, die Ihre Fans vielleicht überraschen würden?

Bela B.: Ich achte auf ein paar Benimmregeln: die Tür aufzuhalten, Damen aus dem Mantel zu helfen, ich lasse andere ausreden und bin generell höflich. Ich war mit zwölf Jahren in der Tanzschule. Seitdem ist das eine Eigenschaft, die sicher nicht jeder bei mir vermutet.

Wie sehr genießen Sie es, mal nicht hinter dem Schlagzeug zu stehen, sondern Solokünstler bzw. Frontmann einer eigenen Band zu sein?

Bela B.: Bei den Ärzten bin ich ja einer von drei Frontmännern und stehe genau deshalb beim Schlagzeugspielen. Aber hier bin ich natürlich mehr Boss und lebe mich etwas mehr aus als die anderen Musiker meiner Band. Beides genieße ich gleichermaßen.

Sie sind Rock-'n'-Roller durch und durch - siehe Frisur, Kleidung, Musik... Welches war der entscheidende Moment, der sie zum Rock-'n'-Roll-Fan machte?

Bela B.: Puh, da gab es viele. Mit zwölf ging ich schon als Suzie Quatro verkleidet auf eine Faschingsfeier. Außerdem posierte ich mit Tennisschläger bewaffnet vor dem Spiegel. Das ganze Programm eben. Neben dem Glam-Rock der Siebziger Jahre entdeckte ich Elvis, Johnny Cash , Lee Hazlewood und natürlich Punk, dessen unbeugsamer, rebellischer Gestus bei mir als 15-Jähriger gerade richtig kam.

Ihr aktuelles Soloalbum trägt den Titel "Bye". Diesen könnte man als Abschiedsgruß deuten. Ist es ein solcher?

Bela B.: Wenn man so will: ja. Mit der neuen Platte mache ich mich auf zu neuen Ufern und verabschiede mich höflich von der Vergangenheit. Vielleicht heißt ja eine zukünftige Platte "Hello". Nee, das klänge dann doch zu dämlich und fängt auch nicht mit B an.

Bei den Ärzten haben sie zwei Partner, mit denen Sie sich über die Songs beraten. Wen ziehen Sie zu Rate, wenn Sie unsicher sind, ob ein Solosong noch Feinschliff benötigt oder nicht?

Bela B.: Bei dem gesammelten Talent von Smokestack Lightnin` und Peta Devlin wäre es fahrlässig, nicht auf deren Rat und Einschätzung zu hören. Darum sind sie auch Co-Produzenten des Albums. Ich kann viel von den Herren und der Dame lernen.

Sie spielen in aktuellen Videos eine Akustikgitarre, auf deren Griffbrett Ihr Künstlername steht. Ein Geschenk, oder haben Sie die in Auftrag gegeben?

Bela B.: Das war ein Geschenk eines Gitarrenherstellers, wurde aber auf meinen Wunsch hin so angefertigt. Ich finde diese Insignien auf Instrumenten sehr glamourös. Rock 'n' Roll- und Country-Größen hatten das in den Sechzigern oft. Wenn man so will, ist sie Teil meines Bühnenaufzugs und zugleich Reminiszenz an diese Zeit.

Konzert am heutigen Dienstag, 19 Uhr, in der Garage Saarbrücken, Bleichstraße.

Infos im Internet unter www.garage-sb.de , www.bela-b.de

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HintergrundBela B., Jahrgang 1962, spielt seit 1982 bei den Ärzten Schlagzeug. Stehend wohlgemerkt, denn er ist ebenso wie die vor ihm postierten Kollegen Farin Urlaub und Rodrigo González Frontmann. Wenn er nicht mit ihnen musiziert, produziert er Hörspiele und Hörbücher. Darüber hinaus schauspielert er oder ist Synchronsprecher. Zudem veröffentlicht er eigene Lieder. Im April erschien sein drittes Soloalbum "Bye". kfb

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