„Der emotionalste Abend des Jahres“
Saarbrücken · Zum 46. Mal organisieren die katholische und die evangelische Kirche in Saarbrücken ihre Heilig-Abend-Aktion. 700 Menschen erwarten die rund 100 Helfer im Burbacher E-Werk. Die Helfer brauchen noch Hilfe.
Rinderrouladen mit Salzkartoffeln und Rotkraut. Ein typisch saarländisches Gericht, mag man denken. Und? In dieser Speisen-Kombination steckt eine Botschaft, zumindest am 24. Dezember zwischen 14 und 19 Uhr in Burbach. Rund 700 Portionen davon werden im E-Werk auf den Saarterrassen serviert - an Menschen, für die die Feier dort "die einzige Möglichkeit ist, sich und ihren Familien ein Fest zu bieten an diesem emotionalsten Abend des Jahres", Dechant Benedikt Welter, sagt.
700 Menschen - so viele werden in die Halle kommen, "das ist die Erfahrung der letzten Jahre", sagt Diakon Horst-Peter Rauguth. Er leitet in diesem Jahr die Heilig-Abend-Aktion. Und wie in den vergangenen Jahren erwarten er und die etwa 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer auch wieder viele Kinder. Etwa 100 sind es im vergangenen Jahr gewesen.
Für sie hat das Team eine besondere Betreuung organisiert. Es wird auch Geschenke geben - wie für die Erwachsenen auch. Die Halle stellt die städtische Entwicklungsgesellschaft GIU kostenlos zu Verfügung. Das Karstadt-Restaurant macht fürs Essen einen fairen Preis.
Die Akteure des Festprogramms - unter anderem der evangelische Posaunenchor Alt-Saarbrücken/Malstatt, die Tanzschule Euschen-Gebhardt, der Chor Chorioses, der Gitarrist Hector Zamora und der Turnverein Völklingen, der eine Akrobatikshow liefert - treten kostenlos auf. Aber die Geschenke, das Essen und das Schmücken der Halle kosten Geld. Rund 40 Euro pro Besucher brauchen er und sein Team, sagt Rauguth, also etwa 28 000 Euro. Das Geld sei noch nicht zusammengekommen. Die Aktion sei also noch auf Spenden angewiesen.
Und auf Helfer. Für den Tag selbst haben sich zwar genug Leute gemeldet, aber für den Aufbau am 23. und den Abbau am 28. Dezember wird noch Personal gesucht. Das Abbauen sei womöglich "nicht so ein tolles Gefühl" wie zu schmücken, Geschenke zu überreichen und Essen zu servieren, sagt Rauguth, "aber auch das ist eine unheimlich wichtige Hilfe für die Heilig-Abend-Aktion".
Es sei "viel, viel Arbeit", sagt der evangelische Superintendent Christian Weyer. Aber diese Arbeit sei wichtig, um "Menschen, die nicht wissen, was sie mit diesem Tag anfangen sollen, etwas Halt zu geben".
Wer helfen will, erreicht das Team der Aktion unter Tel. (06 81) 9 06 83 33 oder spendet auf das Konto 9 01 75 bei der Sparkasse Saarbrücken .
Meinung:
Jetzt Mut und ein Herz fassen
Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen
Sie haben sich in den vergangenen Monaten immer wieder zu Wort gemeldet, die Menschen mit Bedenken im Kopf, mit Wut im Bauch und manchmal mit Hass im Herzen. Für die Flüchtlinge werde alles getan, für die armen Menschen in Deutschland nichts. Den Flüchtlingen tue man Gutes, während arme Rentner Flaschen aus Mülleimern kramen, weil sie vom Pfand leben müssen. Flüchtlingen baue man Heime, während Obdachlose auf den Straßen erfrieren.
Ich hatte und habe den Verdacht, dass es zumindest den meisten von denen, die solche Botschaften unters Volk bringen, nicht wirklich um die Armen, die Einsamen und die Zukurzgekommenen in unserer Gesellschaft geht.
Aber nun ist Gelegenheit, nicht nur rumzustänkern, sondern etwas zu tun. Das Spendenkonto der Saarbrücker Heilig-Abend-Aktion ist bekannt. Man könnte die Rettung des christlichen Abendlandes also mal kurz unterbrechen, um aus Nächstenliebe eine Überweisung für die zu tätigen, die man sonst öffentlich bedauert. Und wer die "Deutsch ist die Saar"-Transparente mal beiseitelegt, der hat die Hände frei, um anzupacken.